Kriebelmücken (Simuliidae) sind kleine, fliegende Insekten, die in der Aquaristik ungebetene Gäste sind. Obwohl sie primär in der freien Natur oder im Gartenteich vorkommen, können ihre aquatischen Larven in seltenen Fällen auch in Aquarien auftauchen.
1 Aussehen und Vorkommen
Kriebelmücken sind kleine, kompakte Insekten mit einer Körperlänge von etwa 2 bis 6 mm. Ihr Körperbau ist charakteristisch bucklig, mit einem breiten Kopf, kurzen, kräftigen Beinen und relativ kurzen, klaren Flügeln, die in Ruhestellung dachförmig über dem Hinterleib liegen. Die Färbung der erwachsenen Kriebelmücken variiert von schwarz bis graubraun. Die Larven, die im Aquarium auftreten können, sind länglich, ca. 3-15 mm lang, wurmähnlich und haben eine helle, meist grünliche bis braune Farbe. Sie besitzen am Kopf eine Art Fächer, der zur Nahrungsaufnahme dient, und eine Haftscheibe am Hinterleib, mit der sie sich an harten Oberflächen festhalten.
2 Wie kommt die Kriebelmückenlarve ins Aquarium?
In Aquarien treten Kriebelmückenlarven vor allem in Becken auf, die in der Nähe von fließenden Gewässern stehen oder in denen unbehandeltes Wasser aus natürlichen Quellen verwendet wird. Auch im Gartenteich können Kriebelmückenlarven auftreten. Diese Insekten bevorzugen sauberes, gut durchströmtes Wasser, was in Aquarien aber auch in Teichen mit starker Filterung oder Strömungspumpen ähnlich nachgebildet wird.
Die Larven heften sich oft an Steinen, Pflanzen oder dem Substrat an. Sie kommen weniger oft im typischen Aquarium vor, können aber ein Problem darstellen, wenn sie in unkontrollierten Mengen auftreten. Besonders in offenen oder nicht vollständig abgedeckten Aquarien besteht die Gefahr, dass adulte Kriebelmücken von außen einfliegen und ihre Eier im Wasser ablegen. Daher lohnt sich ein genauerer Blick auf den Standort deines Aquariums: in unmittelbarer Nähe zum Gartenteich scheint für die fliegenden Schlimmlinge auch dein Becken ganz attraktiv, weswegen Fliegengitter am Fenster eine Überlegung wert sind.
3 Nahrung und Fressverhalten
Kriebelmückenlarven ernähren sich im Aquarium hauptsächlich von feinen, organischen Partikeln, die sie aus dem Wasser filtern. Diese Partikel bestehen aus Mikroorganismen, Detritus und Algen. Die Larven besitzen am Kopf spezielle Mundwerkzeuge, die als Fächer ausgebildet sind, mit denen sie kontinuierlich Nahrungspartikel aus dem Wasserstrom herausfiltern. Dadurch tragen sie zur Reinigung des Wassers bei.
Als Filtrierer heften sie sich an festen Oberflächen wie Steinen, Wurzeln oder Pflanzen im Aquarium an. Dort verbleiben sie und strecken ihre Fächer in die Wasserströmung, um Nahrungspartikel aufzufangen. Sie sind vor allem in gut durchströmten Bereichen des Aquariums zu finden, da sie auf einen konstanten Wasserfluss angewiesen sind, um ausreichend Nahrung zu erhalten.
Im Gegensatz zu den Larven ernähren sich die adulten Kriebelmücken anders: wie bei den meisten Mücken sind es auch hier die Weibchen, die eine Blutmahlzeit benötigen, um sich zu verpaaren, ansonsten futtern auch diese wie die männlichen Kriebelmücken Nektar.
3.1 Kriebelmückenlarven im Aquarium
Im Aquarium sind Kriebelmückenlarven meist harmlos, können aber bei massenhaftem Auftreten vor allem in Filtriererbecken können zur Nahrungskonkurrenz werden, wenn sie in großen Mengen auftreten, und das ökologische Gleichgewicht stören. Auch in Zuchtbecken oder Aquarien mit empfindlichen Arten kann eine übermäßige Vermehrung der Larven problematisch werden, da sie die Konkurrenz um Ressourcen erhöhen.
Nicht zuletzt verlassen Kriebelmücken das Aquarium als adulter Nervling, der voraussichtlich seine erste Blutmahlzeit sucht. Dass Kriebelmückenlarven im Aquarium mit Fischbesatz lange überleben, ist eher die Ausnahme, für gewöhnlich werden sie als willkommener Snack betrachtet.
Dass du dein Aquarienwasser pflegen solltest, ist kein Geheimnis, aber du kannst auch noch weitere Maßnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass, vor allem in den Sommermonaten, blinde Passagiere das Becken erobern. Eine Aquarienabdeckung ist eine durchaus lohnende Sache, sowohl gegen das Eindringen von außen als auch gegen das versehentliche Entfleuchen deiner Schützlinge. Regelmäßige Wasserwechsel, eine Filtration mit feinen Filtermedien und eine Reduktion der Nährstoffeinträge tragen ebenfalls dazu bei, dass Kriebelmücken eher fernbleiben.
4 Fortbewegung
Kriebelmückenlarven sind an das Leben in fließendem Wasser angepasst und verfügen über eine besondere Fortbewegungsweise. Sie bewegen sich kriechend entlang von Oberflächen im Aquarium, indem sie ihre muskulöse Körperform nutzen. Mithilfe ihrer Haftscheibe am Hinterleib verankern sie sich sicher an Steinen, Pflanzen oder anderen festen Strukturen. Wenn sie sich fortbewegen möchten, lösen sie die Haftscheibe kurzzeitig und ziehen den Körper nach vorne, um sich dann erneut festzuheften. Dieser Prozess erinnert an die Bewegung von Raupen und ist ideal für das Überleben in stark strömenden Bereichen, wo sie dennoch in der Lage sind, gezielt Nahrungspartikel zu filtern.
Die Fähigkeit der Larven, sich in stark strömendem Wasser zu verankern und dennoch gezielt zu bewegen, ist ein Schlüsselmerkmal für ihr Überleben. Es ermöglicht ihnen, in Habitaten zu überleben, die für viele andere aquatische Insektenlarven zu herausfordernd wären. In Aquarien mit starker Strömung nutzen sie diese Fortbewegungsstrategie, um sich in nährstoffreichen Bereichen niederzulassen und effizient Nahrung aufzunehmen.
5 Fortpflanzung
Die Weibchen legen nach der Paarung ihre Eier in großen Mengen, oft in Bündeln, auf festen Substraten wie Steinen, Pflanzen oder an der Wasseroberfläche ab. Ein Weibchen kann mehrere hundert Eier produzieren. Die Eier sind klein und klebrig, sodass sie fest an der Oberfläche haften, selbst in schnell fließendem Wasser. Im Aquarium kann dies bei entsprechender Strömung und Wasserqualität ebenfalls geschehen, deswegen kann hin und wieder ein prüfender Blick auf deine Aquarienumgebung nicht schaden.
Aus den Eiern schlüpfen nach wenigen Tagen die Larven, die sofort beginnen, sich an festen Oberflächen im Wasser festzuheften. Diese aquatische Phase kann mehrere Wochen bis Monate dauern, abhängig von der Wassertemperatur und den verfügbaren Nahrungsressourcen. Die Larven durchlaufen mehrere Häutungen, bevor sie das Puppenstadium erreichen, das ebenfalls unter Wasser stattfindet. Die Larven spinnen sich dabei in einen Kokon ein, der an einer festen Unterlage im Wasser befestigt ist. In diesem geschützten Zustand entwickeln sie sich zu adulten Mücken. Dieser Prozess dauert in der Regel ein bis zwei Wochen.
Nach der Entwicklung brechen die adulten Kriebelmücken aus dem Kokon und steigen an die Wasseroberfläche auf, um ins freie Umfeld zu fliegen. Die adulten Mücken sind auf der Suche nach Blutmahlzeiten, die sie für die Produktion der nächsten Generation benötigen. In einem Aquarium ist dies allerdings selten relevant, da die Bedingungen für die Eiablage und die Nahrungsaufnahme durch die adulten Mücken in der Regel nicht ideal sind.
6 Kriebelmückenlarven im Aquarium verhindern und loswerden
Neben einem regelmäßigen Wasserwechsel, um unter anderem die Nährstoffkonzentration zu reduzieren, hast du auch noch weitere Möglichkeiten, Kriebelmückenlarven im Becken zu verhindern. Wie eingangs beschrieben solltest du die Aquarienumgebung prüfen, gegebenenfalls Fliegengitter installieren und das Aquarium abdecken. Ein leistungsstarker Filter, der das Wasser wirklich gut aufbereitet, kann dich ebenfalls unterstützen, auch hier solltest du dessen regelmäßige Wartung nicht vernachlässigen.
Last but not least spielt auch die Wasserherkunft eine Rolle. Wenn du „Draußenwasser“ verwendest, wie etwa aus Quellen oder Regenwasser, kann es sein, dass du dir dabei eine Ladung der Nervlinge selbst ins Aquarium kippst. Besser ist es, wenn du aufbereitetes und gefiltertes Wasser verwendest.
Solltest du Larven entdecken, kannst du sie manuell entfernen, meist klappt das mit dem Wasserwechselschlauch, es kann aber auch sein, dass du mit einer Pinzette nachhelfen musst. Es existieren zwar diverse „Anti-Kriebelmücken-Mittelchen“ auf dem Markt, die man ins Wasser geben kann, allerdings solltest du hier im Hinterkopf behalten, dass unter Umständen auch deine anderen Wirbellosen dann in Mitleidenschaft gezogen werden.
Autor(en)
Lou Herfurth
Fotos: Vanessa Oehmig