Zuckmückenlarve

Chironomidae

Die Larven der Zuckmücken sehen je nach Art relativ unterschiedlich aus. Gute alte Bekannte aus der Aquaristik-Futterabteilung - die berühmten Roten Mückenlarven - gehören hier ebenso dazu wie andere Bewohner diverser Regentonnen oder kleiner Gewässer und Pfützen. Zuckmücken stammen aus der Familie Chironomidae. Die Weibchen legen ihre faszinierend geformten Eiballen am Wasserrand ab oder werfen sie einfach ins Wasser. Ihre wasserlebenden Larven sind von der Farbe her recht unterschiedlich - strahlendes Rot kommt ebenso vor wie hellrosa oder beige. Zuckmücken gehören nicht zu den Stechmücken, sondern ernähren sich von Nektar und süßen austretenden Pflanzensäften, auch vom Honigtau der Blattläuse. Pflanzen werden nicht aktiv angebohrt oder ausgesaugt. Die Imago (das geflügelte Insekt) wird nur wenige Tage alt. Es gibt bei den Chironomidae einige Arten, bei denen die Mundwerkzeuge zurückgebildet sind und die im Insektenstadium überhaupt keine Nahrung zu sich nehmen.

Der Name "Zuckmücke" bezieht sich auf die zuckenden Bewegungen, die die Mücken praktisch ununterbrochen mit ihren Vorderbeinen ausführen. Die Mücken sind auch als Tanzmücken oder Schwarmmücken bekannt. Charakteristisch sind ihre Tanzschwärme zur Sommerzeit.

Insbesondere Rote Mückenlarven sind ein beliebtes Fischfutter - in der Aquaristik werden Rote Mülas gefrostet, gefriergetrocknet oder auch lebend verfüttert. Eine gezielte Zucht ist nicht ganz einfach, aber zum Beispiel in einer Regentonne mit etwas Mulm am Bodengrund möglich. Hin und wieder tauchen Zuckmückenlarven auch im Aquarium auf - in Garnelenaquarien sieht man sie eher als in einem Gesellschaftsbecken mit Fischen, wobei die bodenlebenden Larven auch von Garnelen gerne gefressen werden.

1 Aussehen und Vorkommen

Zuckmückenlarven besitzen einen schlanken, wurmförmigen Leib mit deutlich sichtbaren Segmenten und einen meist dunkler gefärbten Kopf. Dabei lassen sich drei Brustsegmente und neun Hinterleibssegmente unterscheiden. Am ersten Brustsegment sitzt ein Paar Stummelfüße, am letzten Hinterleibssegment ein Nachschieber. Arten aus Gewässern mit starker Strömung haben hier zusätzlich noch einen Saugnapf.

Zuckmückenlarven werden ca. 3 bis 12 mm lang. Von der Farbe her sind Zuckmückenlarven von leuchtend rot bis silbrigweiß und alle Abstufungen dazwischen. Die leuchtend roten Arten haben den roten Blutfarbstoff Hämoglobin und kommen auch noch in recht stark belastetem, sauerstoffarmem Wasser zurecht.

Manche Zuckmückenlarvenarten bauen Gespinströhren aus Mulmteilchen, die als schwarze bis dunkelbraune längliche, bewegungslose Gebilde zum Beispiel am Grund von Wassertonnen oder in lockerem grobem Bodengrund im Aquarium sichtbar sind.

Zuckmücken und ihre wasserlebenden Larven kommen praktisch auf der ganzen Welt vor. Es gibt sogar Arten, deren Larven in Brackwasser bis Meerwasser groß werden. Alle Zuckmückenarten durchlaufen vier Larvenstadien.

1.1 Puppenstadium

Die meisten Puppen der Zuckmückenlarven haben zwei hörnerartige Fortsätze an der Brust - die Atemhörnchen. Es gibt bei den Zuckmücken frei bewegliche Puppen, die häufig an der Wasseroberfläche hängen und sich bei Gefahr nach unten fallen lassen, und fest versponnene Gehäusepuppen, die die Wohnröhren der Larven zum Bau der Puppenhülle nutzen. Die Puppen schlüpfen innerhalb weniger Tage.

Im Bild die Puppen einer besonders kleinen Zuckmücken-Art.

1.2 Imago

Imago ist der Name für das geschlüpfte, geschlechtsreife Insekt. Zuckmücken gehören zu den Hautflüglern. Sie besitzen ein durchsichtiges Flügelpaar. Zuckmücken stechen nicht, sondern ernähren sich von Nektar. Einige Arten haben so stark zurückgebildete Fresswerkzeuge, dass sie gar keine Nahrung zu sich nehmen können. Die Imago der Zuckmücke muss nach dem Schlüpfen ca. eine Stunde aushärten, bevor sie fliegen kann. Währenddessen kann man sie oft auf der Wasseroberfläche sitzen sehen.

2 Nahrung und Fressverhalten

Die meisten aquatilen Zuckmückenlarven leben meist von kleinen Schwebealgen, Mikroorganismen im Wasser und feinsten Detritusteilchen, die sie mit Hilfe eines Gespinstnetzes einfangen und zusammen mit diesem Netz auffressen. Die Netze werden alle zwei Minuten neu gebildet. Es gibt auch Arten, die die Blätter von Wasserpflanzen anknabbern oder darin minieren.

Ganz wenige Zuckmückenarten leben parasitisch von Wirbellosen wie Süßwasserschwämmen. Die Art Parachironomus varus lebt auf Blasenschnecken und ernährt sich vom Körper der Tiere, was sogar zum Tod der Schnecke führen kann. Einige wenige Arten fressen Insektenlarven, die sie aktiv jagen, andere parasitieren an Insektenlarven anderer Familien.

2.1 Zuckmückenlarven im Wirbellosenaquarium

Im Wirbellosenaquarium dienen die allermeisten Zuckmückenlarven als willkommenes Lebendfutter.

3 Fortbewegung

Zuckmückenlarven leben je nach Art am Gewässergrund. Sie können erstaunlich gut und schnell krabbeln. Im Wasser lebende Arten schwimmen charakteristisch zuckend.

4 Fortpflanzung

Nach der Befruchtung des Männchens oder der Selbstbefruchtung des Weibchens werden die Eiballen entweder am Wasserrand angeheftet oder einfach ins Wasser geworfen. Die Larven schlüpfen und sinken direkt nach unten auf den Gewässergrund. Bei Zuckmücken gibt es meist nur eine Generation im Jahr, die Mücken überwintern im Larvenstadium.

5 Wie kommen Zuckmückenlarven ins Aquarium?

Die Weibchen legen ihre Eiballen entweder am Wasserrand ab oder werfen sie einfach ins Wasser - auch in offene Aquarien. Auch mit Tümpelfutter oder mit Dekoration oder Pflanzen aus der Natur kann man sich Zuckmückenlarven ins Aquarium holen. Je nach Wetter kann man im Aquarium bereits ab Februar die Larven beobachten.

6 Überlebensstrategien

Manche Zuckmückenlarven können dank Hämoglobin auch noch unter sauerstoffarmen Bedingungen und in belasteten Gewässern überleben.

Die Eiballen haben eine gallertartige Hülle, die bei Wasserkontakt stark aufquillt und die Eier vor dem Vertrocknen schützt. Manche Arten sind durch eingelagertes Glycerin in ihrem Blut sogar vor dem Erfrieren geschützt, und es gibt unter den kleinen Überlebenskünstlern sogar Arten, die hohe Temperaturen in Thermen (bis 51 °C) oder aber auch eine völlige Abwesenheit von Sauerstoff überleben können.

Einige Zuckmückenlarven können im Darm von Wasservögeln überleben und erreichen so neue Biotope. Häufig treten Zuckmückenlarven in extrem großen Populationsdichten auf - ebenfalls eine effektive Überlebensstrategie.

7 Muss man Zuckmückenlarven absammeln?

Für die Bewohner im Aquarium sind Zuckmückenlarven ein wertvolles Lebendfutter, das von Fischen und Krebstieren ausgesprochen gerne gefressen wird und neben Eiweiß auch wertvolles Chitin liefert.

8 Zuckmückenlarven als Lebendfutter

Zuckmückenlarven sind ein gutes natürliches Futter für Fische und Wirbellose im Aquarium, das die meisten Süßwasserbewohner in ihren Habitaten ohnehin vorfinden würden. Sie enthalten eine nahezu perfekt ausgewogene Mischung von Proteinen, Fetten und Ballaststoffen und eignen sich sehr gut zur Fischernährung und natürlich auch für Wirbellose.

Mehr oder weniger gezielt lassen sich Zuckmückenlarven in Regentonnen mit etwas Mulm oder ein paar Blättern am Bodengrund ansiedeln. Auch beim Tümpeln kann man sie in großen Mengen "ernten".

Ein Überschuss muss nicht sofort verfüttert werden, Zuckmückenlarven kann man sehr gut als Wintervorrat mit etwas Wasser portionsweise in einem Eiswürfelbehälter oder ähnlichem einfrieren.

 

Autor(en)

Ulli Bauer

Fotos: Vanessa Oehmig, Ulli Bauer, Silvia Tapper, Mike Broschinski, Video: Mike Broschinski

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