Muschelkrebse

Ostracoda

Muschelkrebse gehören wie Hüpferlinge zu den Krebstieren (Crustaceen), und hier zur Unterklasse der Ostracoda. Es gibt viele verschiedene Gattungen und Arten (ungefähr 33.000) im Süßwasser und im Meer. Die Außenhaut der Muschelkrebse besteht aus zwei Schalenhälften. Dennoch dürfen die Ostracoda nicht mit den Muschelschalern (Conchostraca) verwechselt werden, die zu den Feenkrebsen gehören. Zwischen den Schalenhälften der Muschelkrebse ragen die Ruderfüße heraus, mit denen sich die kleinen Krabbler recht geschickt schwimmend und krabbelnd fortbewegen.

Die Schalen sind so hart, dass sie von einigen Fischarten nicht verdaut werden können - der Muschelkrebs wandert durch den Verdauungstrakt, wird mit dem Kot ausgeschieden und schwimmt danach fröhlich seiner Wege.

1 Aussehen und Vorkommen

Muschelkrebse sind Kleinkrebse, die zwischen 0,5 und 3 mm groß werden können. Ihre Form ist je nach Art kugelförmig bis oval, von der Farbe können sie hellgrau bis dunkelgrau, grünlich, fast weiß, fast schwarz, aber auch hell mit deutlich dunklem Muster sein. Ein relativ häufiger Gast im Aquarium ist der unten im Bild zu sehende Zebra-Muschelkrebs, der vermutlich der Art Tanycypris centa angehört. Er wurde aus Korea beschrieben, aber vermutlich mit importierten Garnelen und Krebsen in die Aquaristik eingeschleppt. In Italien und Mazedonien wurden bereits im Freiland lebende Muschelkrebse der eigentlich nur in Asien verbreiteten Gattung Tanycypris gefunden, die eventuell mit Reispflanzen eingeschleppt wurden. Muschelkrebse aus dem Aquarium sollten auf keinen Fall ins Freiland gelangen, um bei uns heimische Populationen dieser Kleinkrebse nicht zu gefährden.

Unter dem Mikroskop oder einer guten Lupe kann man die beiden Schalen gut erkennen, die den Muschelkrebs vollständig umhüllen. Dazwischen ragen die Ruderbeinchen hervor, die im Gefahrenfall eingezogen werden können. Die leicht überlappenden Schalen kann der Muschelkrebs sehr fest zusammenklappen. Wie alle Krebstiere müssen sich Ostracoden im Wachstum regelmäßig häuten, das geschieht insgesamt acht Mal. Adulte Muschelkrebse häuten sich nicht mehr.

Ostracoden findet man praktisch weltweit im Süßwasser, in Flussmündungen und anderen brackigen Gewässern und im Meerwasser, sogar in der Tiefsee.

2 Nahrung und Fressverhalten

Die meisten Muschelkrebsarten im Süßwasser sind Restefresser und ernähren sich von Algenbelägen, Biofilmen, Detritus, Futterresten, Pflanzenresten und Aas, andere Arten saugen an Pflanzen oder filtrieren Plankton aus dem Wasser, es gibt aber auch im Süßwasser ganz wenige räuberische Arten, die an andere Kleinlebewesen gehen und auch an Schnecken. Im Meerwasser sind räuberische Ostracoden häufiger vertreten.

Durch viel Nahrung (häufig insbesondere durch zu viel Futter) kann es bei Muschelkrebsen zu einer starken Vermehrung kommen.

2.1 Problematik im Wirbellosenaquarium

Wenn man nicht gerade das Pech hatte, einen der ausgesprochenen seltenen räuberischen Stämme zu erwischen, sind Muschelkrebse auch im Wirbellosenaquarium vollkommen harmlos. Eine Ausnahme bilden Schnecken mit Deckel wie zum Beispiel Tylomelania oder Apfelschnecken - verirrt sich hier ein Muschelkrebs versehentlich unter den Deckel, kann es geschehen, dass seine Bewegungen die Schnecke so irritieren, dass sie nicht mehr aus dem Häuschen kommt und verhungert. Ansonsten sind Muschelkrebse als Teil der Begleitfauna eher von Vorteil, weil sie sich um Reste im Aquarium kümmern und aufräumen. Wenn sie sich häuten, dienen ihre Schalen Garnelen als willkommene Chitinquelle.

3 Fortbewegung

Muschelkrebse schwimmen häufig eher kreiselnd und gleichmäßig, ihre Fortbewegung wird von manchen Autoren als hubschrauberartig beschrieben. Neben dem Schwimmen bewegen sich Muschelkrebse auch krabbelnd auf den Oberflächen im Aquarium fort.

4 Fortpflanzung

Manche Muschelkrebs-Arten vermehren sich durch Jungfernzeugung, andere bevorzugen eine geschlechtliche Fortpflanzung. Alle Arten sind getrenntgeschlechtlich. Nach der Paarung produzieren die Weibchen Eier, die sie unter der Schale tragen oder an Steinen, Pflanzen und auf anderen Oberflächen ablegen. Teilweise vertragen diese Eier Trockenheit. Die Eier heimischer Arten können daher auch Teil des Staubes in der Luft sein, wenn das Habitat ausgetrocknet ist und sie durch den Wind davongetragen werden.

5 Wie kommt der Muschelkrebs ins Aquarium?

Ostracoda schleppt man sich auf verschiedene Art ins Aquarium ein - zum einen natürlich mit Aquarienpflanzen, gerne sitzen sie zum Beispiel in Mooskugeln, aber auch durch Tümpelfutter, Wasser aus anderen Aquarien, zusammen mit Fischen oder Wirbellosen oder mit Dekoration aus anderen Aquarien oder aus der Natur. Die Eier bei uns heimischer Muschelkrebsarten sind Teil des natürlichen Staubes der Luft, daher kann es auch in Aquarien zum Auftreten von Muschelkrebsen kommen, in die nichts von außen eingetragen und in denen mit InVitro-Pflanzen gearbeitet wurde.

6 Überlebenstechniken

Einige Muschelkrebsarten leben in austrocknenden Gewässern und legen Dauereier, die auch längere Trockenheit gut überstehen. Die Schalen vieler Ostracoda sind so hart und schließen so dicht, dass Fische sie nicht zerbeißen und auch nicht verdauen können. Sie scheiden dann die lebenden Muschelkrebse mit dem Kot wieder aus.

7 Muschelkrebse eindämmen

Ganz los wird man Muschelkrebse nur schwer, aber da nur die allerwenigsten Arten schädlich sind, braucht man das auch gar nicht. Sie können friedlich mit Garnelen zusammen leben.

7.1 Fressfeinde

Fische fressen Muschelkrebse zwar gern, es kann jedoch bei manchen Fischarten im Aquarium vorkommen, dass sie sie wieder ausscheiden. Außerdem leben Muschelkrebse recht versteckt, teilweise auch im Filter, sodass die Fressfeinde die Population niemals komplett ausrotten können

7.2 Falle

Muschelkrebse stehen auf Gurke - eine Scheibe Gurke in einem feinen Netz, die für wenige Stunden im Aquarium liegt, ist bei einer starken Muschelkrebspopulation schnell dicht besetzt und kann herausgenommen und abgewaschen werden. Achtung, in der Aquaristik sind viele nicht heimische Muschelkrebsarten unterwegs, bitte achtet darauf, dass sie nicht in den Abfluss geraten oder in natürliche Gewässer entkommen können! Nachdem Aquarien immer so viel Begleitfauna haben, wie sie brauchen, ist Abfischen jedoch nur ein Doktern an Symptomen. Der Ursache für eine starke Vermehrung müsst ihr unbedingt auf die Spur kommen.

7.3 Weniger Futter

Gibt man deutlich weniger Futter, verlieren die Muschler einen großen Teil ihrer Nahrungsgrundlage. Damit kann man auf lange Sicht die Population eindämmen und auf niedrigem Niveau halten.

 

Autor(en)

Ulli Bauer

Fotos: Ricardo Castellanos, Sarah Lang, Ulli Bauer, Tamara Stamm, Video: Vanessa Oehmig

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