Erlenzapfen

Erlenzapfen sind ein alter Geheimtipp in der Aquaristik. Sie können bei Schleimhautproblemen, verschiedenen Fischkrankheiten, Garnelenkrankheiten, Verletzungen, und vielen weiteren Problemen im Aquarium helfen.

1 Was sind Erlenzapfen?

Erlenzapfen sind Fruchtstände der Erlen. Interessant fürs Aquarium sind insbesondere die Zäpfchen der Schwarzerle (Alnus glutinosa) und der Grauerle oder Weißerle (Alnus incana). Diese Bäume wachsen auf eher feuchtem Boden, oft am Ufer verschiedener Gewässer oder in sumpfigem Gelände.

1.1 Erlenzapfen erkennen

Verwechslungsgefahr bei Erlenzapfen besteht mit anderen kleinen Zapfen, zum Beispiel von Kiefern oder Lärchen. Um Erlenzapfen sicher zu bestimmen, schaust du dir am besten den Baum an. Eine Erle hat keine Nadeln wie eine Kiefer oder eine Lärche, sondern runde, relativ große Laubblätter. Die Baumrinde der Erle ist grau und recht glatt, während die Rinde der Kiefer sehr borkig ist. Auch die Rinde der Lärche ist borkig.

2 Was können Erlenzapfen?

Wasserlösliche Gerbstoffe oder Tannine enthalten Erlenzapfen in großer Menge, laut einigen Quellen auch im Aquarienwasser lösliche Huminstoffe. Diese Stoffe wirken fungizid und haben antibakterielle Eigenschaften.

Dadurch können Erlenzapfen im Aquarium vorbeugend und kurativ eingesetzt werden bei:

  • leichten Verletzungen bei Fischen, Krebsen und Garnelen
  • Flossenfäule bei Fischen
  • Verpilzung bei Fischen, Krebsen und Garnelen, auch bei Laichverpilzung
  • Stress
  • Häutungsprobleme bei Garnelen und Krebsen


Außerdem bewirken die leicht sauren Inhaltsstoffe von Erlenzapfen eine Senkung des pH-Werts, was insbesondere in einem Aquarium mit weichem Wasser hilfreich ist. Huminstoffe puffern zudem den pH-Wert bei ca. 6,0 bis 6,5.

In Hartwasser mit einem stark basischen pH-Wert sind die milden Säuren in den Erlenzapfen jedoch nicht ausreichend, um den pH-Wert innerhalb der fürs Aquarium empfohlenen Dosierung signifikant zu senken.

Das Aquarienwasser färbt sich nach der Zugabe von Erlenzapfen bernsteinfarben bis leicht teebraun, was die Farben von Fischen und Pflanzen schön hervorhebt, weich und sehr natürlich wirkt.

2.1 Schwarzwasser im Aquarium

Bei stärkerer Dosierung kann man Schwarzwasser herstellen. Achtung, nicht alle Aquarienbewohner vertragen das sehr gerbstoffhaltige und huminstoffhaltige dunkel teebraune Schwarzwasser! Auch für Pflanzen ist stark braun gefärbtes Aquarienwasser weniger günstig, weil dann nicht mehr genügend Licht für die Photosynthese bei ihnen ankommt.

Für Fische wie Skalare oder Neons, die in der Natur in genau solch dunkel gefärbten, stark huminstoffhaltigen Gewässern leben, ist Schwarzwasser auch im Aquarium optimal und artgerecht.

3 Wo und wann sammelt man Erlenzapfen?

Wenn du dir ganz sicher bist, dass der Baum, den du vor dir hast, eine Erle ist, kannst du loslegen. Achte darauf, dass die Erle nicht dicht an landwirtschaftlich genutzten Flächen steht, um eine mögliche Kontamination mit Pestiziden auszuschließen. Auch stark befahrene Straßen und emissionsreiche Industriegebiete solltest du meiden.

Erlenzapfen sind reif, wenn sie nicht mehr grün, sondern dunkelbraun sind. Das ist in etwa ab Ende September bis Anfang Oktober der Fall. Pflücke die Erlenzapfen am besten direkt vom Baum, auf der Erde liegende Erlenzäpfchen können je nach Standort des Erlenbaums mit Tierkot und ähnlichen unliebsamen Substanzen kontaminiert sein.

Nach dem ersten Frost sind die Erlenzapfen geöffnet und die Samen können aus den Fruchtständen herausfallen. Diese Zeit solltest du abwarten, damit in deinem Aquarium kein Sämling keimt. (Sollte doch einmal ein Erlensamen keimen, kannst du den Keimling einfach aus dem Aquariensubstrat herausziehen.)

Erlenzapfen, die noch vom letzten Jahr an den Bäumen hängen, erkennst du an ihrer dunkelbraunen Farbe und dem etwas eingeschrumpften Aussehen. Sie kannst du ebenfalls noch sammeln, allerdings hat der Regen aus diesen Zäpfchen schon viele wertvolle Inhaltsstoffe ausgewaschen. Vor allem nach einem regenreichen Winter ist in der Regel in letztjährigen Erlenzapfen nicht mehr viel an Gerbstoffen und Huminstoffen enthalten.

3.1 Sind die Erlenzapfen noch gut?

Ob die Erlenzapfen noch gut sind und noch ausreichend Wirkstoffe enthalten, kannst du ganz einfach überprüfen.

Gib den Erlenzapfen in ein Glas mit klarem, kaltem Wasser und beobachte. Innerhalb weniger Minuten müssten sich dunkelbraune Schlieren aus dem Erlenzapfen lösen und im Wasser absinken - die Gerbstoffe und Huminstoffe. Dann sind die Erlenzapfen noch gut und können im Aquarium verwendet werden.

4 Erlenzapfen aufbereiten und aufbewahren

Auch Erlenzapfen, die beim Sammeln noch geschlossen sind, öffnen sich, wenn sie bei trockener und warmer Lagerung im Haus vollends austrocknen.

Um die Samen vollständig zu entfernen, gibst du die Erlenzäpfchen ein Glas mit Schraubdeckel und schüttelst kräftig. Dadurch fallen die Samenkörner aus den Zapfen heraus.

Keinesfalls werden Erlenzapfen vor der Lagerung überbrüht oder mit Wasser abgewaschen - dadurch würdest du nur unnötig die wichtigen Gerbstoffe und Huminstoffe auswaschen. Frisch vom Baum gepflückte Zäpfchen sind in der Regel ohnehin kaum mit Schmutz kontaminiert und können einfach vollends getrocknet, von den Samen befreit und dann luftig in einer Papiertüte oder einem Karton aufbewahrt werden, bevor sie im Aquarium zum Einsatz kommen.

5 Dosierung

Erlenzapfen sind ein Naturprodukt und können daher stark unterschiedliche Mengen an Gerbstoffen und Huminstoffen enthalten. Am besten fängst du mit der kleinsten empfohlenen Menge an und steigerst langsam hoch. Denk daran, dass die Zäpfchen der Schwarzerle oder Grauerle etwas Zeit brauchen, um ihre Inhaltsstoffe abzugeben.

Grundsätzlich rechnet man 1 bis 2 Erlenzapfen auf 20 l Aquarienwasser.

Wird das Wasser zu dunkel, mach einen Wasserwechsel und nimm einen Teil der Erlenzapfen wieder aus dem Aquarium!

Nach ca. zwei bis vier Wochen im Aquarium haben die Erlenzapfen ihre Inhaltsstoffe soweit abgegeben und zeigen keine Wirkung mehr. Als Futterquelle oder Aquariendeko sind sie immer noch tauglich, Erlenzapfen werden von Garnelen, Krebsen und Welsen sehr gerne beknabbert. Ausgelutschte Erlenzapfen kannst du also einfach im Aquarium lassen.

Legst du weiterhin Wert auf die Inhaltsstoffe der Zäpfchen, solltest du nach 2-4 Wochen neue Zapfen nachlegen. Gut bewährt hat sich auch, zunächst mit der Hälfte der Zapfen anzufangen und nach 1-2 Wochen nachzulegen - so bleibt der Spiegel der Gerbstoffe und Huminstoffe im Aquarienwasser gleichbleibend hoch.

6 Sud aus Erlenzapfen

Ein Sud aus Erlenzapfen wirkt unmittelbar und schneller, weil du hier gleich eine hohe Dosis an Gerbstoffen und Huminstoffen ins Aquarium einbringen kannst und nicht erst warten musst, bis sich die Inhaltsstoffe aus den Zapfen lösen.

Du brauchst:

  • ca. 50-60 g Erlenzapfen
  • 1 Liter Osmosewasser oder demineralisiertes ("destilliertes") Wasser
  • 1 alter Topf
  • Filtertüte aus Papier


Lass die Erlenzapfen über Nacht im Wasser stehen. Koche dann das Wasser mit den Zapfen zusammen für ca. 30 Minuten und gieße den Sud über einen Papierfilter ab, um Schwebstoffe zurückzuhalten. Der Sud ist in einer verschlossenen Flasche im Kühlschrank über Monate haltbar.

Von diesem Erlenzapfen-Sud gibst du löffelweise Portionen in dein Aquarium, bis das Wasser den bekannten Bernsteinton bis leichte Teefarbe zeigt.

7 Erlenzapfen-Sud fürs Terrarium

Der Sud von Erlenzapfen wirkt im Terrarium und Aquaterrarium regulierend auf den pH-Wert im Bodengrund und verhindert, dass das Substrat zu alkalisch wird. Insbesondere bei Asseln, aber auch bei manchen Landkrabben ist ein leicht saurer Boden fürs Wohlbefinden wichtig.

Fürs Terrarium brauchst du einen weniger stark konzentrierten Sud als fürs Aquarium. Er wird wie folgt hergestellt:

  • Gib 6-8 Erlenzapfen in einen Teebeutel.
  • Gieße mit 1 Liter kochendem Osmosewasser auf
  • Lass das ganze einen Tag lang ziehen
  • Nimm den Teebeutel mit den Zapfen heraus


Diesen Sud sprühst du mit Hilfe einer Sprühflasche einmal pro Woche auf den Bodengrund im Terrarium, bis das Substrat gut feucht ist. Für deine Terrarienbewohner ist der Sud übrigens nicht giftig!

Die ausgekochten Zapfen eignen sich noch prima als Futter für Asseln, Pflanzen fressende Krabben oder andere Terrarienbewohner, die sich pflanzlich oder omnivor ernähren.

 

Autor(en)

Ulli Bauer

Fotos: Vanessa Oehmig, Garnelenhaus

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