Die Aquarien-Beleuchtung

Als Licht wird gemeinhin eine für das menschliche Auge sichtbare Form von elektromagnetischer Strahlung bezeichnet, eigentlich beinhaltet Licht jedoch auch Wellenlängen, die für das menschliche Auge nicht sichtbar sind (Ultraviolett, Infrarot). In der Natur ist (Sonnen-) Licht neben Wasser ein entscheidender Ökofaktor – ohne dieses wäre kein Leben möglich.

1 Licht für Pflanzen

Bezeichnete man das Licht als Nährstoff, wäre dieser wohl der wichtigste, denn ohne Licht gibt es keine Photosynthese, sprich kein Wachstum. In erster Linie wirkt sich die Wahl der Beleuchtung daher auf das Wachstum der Pflanzen aus. Sie liefert die Energie, die für die Umwandlung von Wasser und CO2 in Zucker und Sauerstoff benötigt wird. Wie schnell die Photosynthese bzw. der Stoffwechsel der Pflanzen vonstatten geht, hängt vor allem mit der Beleuchtungsintensität zusammen. Möchte man optimales Pflanzenwachstum erreichen, gilt es deshalb zu allererst, das Licht zu optimieren. Hierbei ist es wichtig, auf die Bedürfnisse der Pflanzen einzugehen, genauso gilt es aber auch, ein Gleichgewicht zu finden zwischen der Nährstoffversorgung der Pflanzen und dem zur Verfügung gestellten Licht.

1.1 Das optimale Pflanzenlicht

Dem Aquarianer steht eine Vielzahl von Möglichkeiten offen, sein Becken zu beleuchten. Hier fallen oft Begriffe wie T8, T5, LED oder HQI. Grundsätzlich eignet sich jedoch jede Form der Beleuchtung, als optimal für das Pflanzenwachstum gilt eine Farbtemperatur zwischen 5000-7000 Kelvin, das Sonnenlicht lässt sich mit 5777 Kelvin darstellen. Spezielle Lampen (bzw. Leuchtmittel) mit einem besonderen Lichtspektrum sind für die Aquaristik nicht notwendig, für den Einsatz in der Feuchtigkeit sollten sie jedoch geeignet sein. In der Aquaristik wird meist auf Lampen mit 6500 K zurückgegriffen, da diese Farbtemperatur optisch den meisten Betrachtern am besten zusagt.

1.2 Das richtige Licht für eine optimale Photosynthese unter Wasser

Grundsätzlich gilt zwar, dass Rottöne am effizientesten für die Photosynthese sind, jedoch wird rotes, eher kurzwelliges Licht von Wasser auch am besten absorbiert. Bei höheren Becken ist daher hier mit hohen Einbußen zu rechnen. Blaues Licht hingegen dringt bis in sehr tiefe Gewässer vor, es ist jedoch geringfügig weniger effizient als Rotes. Grünes Licht kann am wenigsten gut genutzt werden, da es vom Chlorophyll abgestrahlt, also reflektiert wird – für unser Auge erscheint die Reflexion des Lichts als blattgrüne Farbe.

Weitaus bedeutender als die Wahl der Farbtemperatur ist die Menge an Energie, die unsere gewählte Lichtquelle abstrahlt und die für die Pflanzen tatsächlich nutzbar ist. Wie viel Licht nun tatsächlich benötigt wird, hängt hauptsächlich von der Zusammensetzung des Beckens ab; das Gleichgewicht von Licht und Nährstoffversorgung sollte unbedingt beachtet werden!

1.2.1 Pflanzen mit hohem Lichtbedarf

Die meisten Pflanzen in der Aquaristik sind sogenannte „unechte“ Wasserpflanzen. Sie haben generell höhere Ansprüche, was das Licht und die Nährstoffversorgung betrifft. Die "unechten" Wasserpflanzen bzw. Sumpfpflanzen wachsen in der Natur nur zeitweise untergetaucht, zum Beispiel in Uferzonen. In ihrer emersen Phase (über Wasser) steht ihnen viel Licht zur Verfügung, aber auch untergetaucht stehen sie meist nicht sehr tief, somit wird selbst dann nicht allzu viel Licht vom Wasser absorbiert. Dies trifft vor allem auf die typischen „Aquascaping-Pflanzen“ zu, insbesondere die begehrten rasenbildenden Bodendecker wie Hemianthus, Eleocharis, Lilaeopsis, Micranthenum und viele mehr, aber auch auf die allermeisten Stängelpflanzen wie Rotala, Hygrophila, Limnophila, Alternanthera, Ludwigia, Pogostemon und so weiter.

1.2.2 Pflanzen mit weniger Lichtbedarf

Typische Pflanzen, die mit weniger Licht auskommen, sind diverse Moose, Wasserfarne wie Bolbitis und Javafarn (Microsorum), Anubias, Bucephalandra, einige Cryptocorynen und andere. Von den „echten“ Wasserpflanzen hat sich die Gattung Vallisneria als recht genügsam erwiesen.

1.3 Welches Licht braucht meine Pflanze denn nun?

Genaue Informationen darüber, welche Pflanze welche Ansprüche an das Licht hat, findet man beim Kauf am Etikett mit einem von drei Symbolen: Eine weiße nicht ausgefüllte Sonne steht für viel Licht, ist sie halb schwarz, symbolisiert sie mittelmäßig starkes Licht und eine schwarze Sonne bedeutet, dass die Pflanze nur wenig Licht braucht.

 

Welche Lichtintensität für welches Aquarium passt und wie lange die Beleuchtung idealerweise brennen sollte, damit die Pflanzen, aber nicht die Algen wachsen, erklären wir im Artikel "Lichtintensität und Beleuchtungsdauer".

2 Gleichgewicht Licht – Nährstoffe

Je höher die Lichtintensität, umso schneller läuft der Stoffwechsel der Pflanzen. Das heißt diese verbrauchen bei mehr Licht auch dementsprechend mehr Nährstoffe wie CO2, die Makronährstoffe Nitrat, Phosphat, Kalium, sowie Mikronährstoffe: Eisen und weitere Spurenelemente. Sind diese nur unzureichend vorhanden, also im Mangel, zeigen sich die Symptome einer Mangelernährung bei den Pflanzen umso stärker, je mehr Licht vorhanden ist. Deshalb ist es wichtig, das Licht der Nährstoffsituation und der Bepflanzung entsprechend zu wählen.

2.1 Algenbefall durch Nährstofflücken

Langsam wachsende Pflanzen in Kombination mit viel Licht und einem ungünstigen Nährstoffverhältnis führen beispielsweise fast unweigerlich zu einem Algenbefall.

Ein oft beobachtetes Phänomen: Stellt man die Beleuchtung von Leuchstoffröhren auf LED um, kann dies zu starkem Algenwachstum führen. Meist strahlt mit dem Wechsel der Beleuchtung auch mehr Licht ins Aquarium, während das Nährstoffniveau unverändert bleibt. Das führt zu Nährstofflücken und damit zu Nischen, die die Algen für sich nutzen können.

2.1.1 Das Liebigsche Minimumgesetz

Die Auswirkungen können mit dem sogenannten „Liebigschen Minimumgesetz“ erklärt werden. Zitat: „Dasjenige Element, das im Vergleich mit dem benötigten Mengenverhältnis in der minimalen Menge verfügbar ist, bestimmt  das maximal mögliche Wachstum der Pflanze.“

Alle (im Verhältnis zum limitierenden Nährstoff) überschüssigen Nährstoffe stehen daher den Algen „zur freien Entnahme“ zur Verfügung, weil sie von den durch einen Nährstoffmangel limitierten höheren Pflanzen nicht verwertet werden können. Viele Algen sind Spezialisten und können sich auf wenige Nährstoffe beschränken beziehungsweise erschließen sie sich andere Nährstoffquellen, zum Beispiel können sie sich Kohlenstoff durch die sogenannte biogene Entkalkung aus dem Hydrogencarbonat herausbrechen. Viele Algen sind daher sogar als Schutz vor zu hoher Anreicherung bestimmter Nährstoffe anzusehen – ohne Algen wäre in verschiedenen Gewässern (oft bedingt durch den Menschen) kein Leben möglich.

3 Licht für Aquarienbewohner: Fische und Garnelen

Für die Aquarienbewohner spielt das Licht ebenfalls eine Rolle. Einige Fische mögen es nicht zu hell und fühlen sich gestresst, andere wiederum färben sich umso intensiver und zeigen ihre schönsten Farben. Garnelen vor allem intensivieren ihre Farben bei hellem Licht, um sich zu tarnen. Ist das Licht sehr schwach, lassen einige in ihrer Farbe nach. Gut zu erkennen ist diese Eigenschaft besonders in der Früh, wenn sich das Licht einschaltet. Dann sind viele Fische und Garnelen deutlich blasser als während des Tages.

 

Autor(en)

Ricardo Castellanos

Fotos: Grafiken: Ricardo Castellanos

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