Beschreibung
Diese rundlichen, flauschig wirkenden Algenbälle sind in vielen Garnelenaquarien zu finden - die sogenannten Mooskugeln. Kurioserweise bestehen sie gar nicht aus Moos, sondern sind ein dicht verwobenes Geflecht aus den kurzen Algenfäden einer Grünalge. Ihre charakteristische runde Form erlangen sie in der Natur durch die Wellenbewegung im Gewässer im Uferbereich, die die Algenbälle immer hin und her rollt und dadurch immer dichter werden lässt. In der Regel haben Mooskugeln, die für die Aquaristik gesammelt werden, einen Durchmesser von ca. 3 cm bis ca. 12 cm.
Mooskugeln findet man in der Natur praktisch weltweit sowohl in Seen mit Süßwasser als auch in brackigen Gewässerabschnitten. Im Aquarium kann man die sehr langsam wachsende Alge (die Wuchsgeschwindigkeit beträgt je nach Wassertemperatur ca. 5 mm im Jahr) ebenfalls im Brackwasser halten. Mooskugeln kommen neben ganz unterschiedlichen Wasserhärten auch mit einem weit gespannten Temperaturbereich zurecht.
Gesamthärte | 5 - 30 °dGh |
Karbonathärte | 3-30°dKh |
pH-Wert | 6,0 - 9 |
Temperatur | 4-28 °C (opt. 14-26 °C) |
für Low-Tech-Aquarien geeignet | ja |
Ansprüche | anspruchslos |
Aquarienbereich | Vordergrund |
Schwierigkeit | sehr einfach |
Fortpflanzung | Die Mooskugel schnürt ab und zu sogenannte Kindel, also kleine Ableger ab. Da im Aquarium die Wellenbewegung fehlt, wachsen diese (sehr langsam) zu eher lose geformten Algengebilden heran, wenn man sie nicht regelmäßig zwischen den Handflächen rollt. |
Vegetative Vermehrung | Man kann auch einfach einen Teil der Mooskugel abtrennen und separat weiterziehen. Abgetrennte Stücke lassen sich zum Beispiel auch schön auf Wurzeln oder Dekorationsgegenstände aufbinden. |
Wachstum | extrem langsam |
Mooskugeln lassen sich gut ohne Einpflanzen im Aquarium integrieren. Man gibt die Algenbälle einfach ins Aquarium, und sobald sie mit Wasser vollgesogen sind, bleiben sie am Bodengrund. Durch sanftes Zusammendrücken lässt sich der Vorgang beschleunigen.
Achtung: frisch gekaufte Mooskugeln sollte man gründlich mit frischem Wasser auswaschen und sie vorsichtig immer wieder zusammendrücken, bis das austretende Wasser klar bleibt. Sie können viel Schmutz in ihrem Inneren speichern, den man nicht unbedingt im Aquarium haben möchte. Da auch unerwünschte Passagiere wie beispielsweise Planarien an Bord sein können, sollte die Mooskugel vor dem Einsetzen ins Aquarium nach dem Auswaschen vorsichtig ca. 30 Sekunden lang in stark kohlensäurehaltigem Mineralwasser ausgedrückt werden, dann zwei Wochen in Quarantäne kommen und danach nochmals die Prozedur mit dem Mineralwasser durchlaufen.
Mooskugeln können im Aquarium beliebig positioniert werden, sie werden aber gerne als Blickfang im Vordergrund verwendet. Mooskugeln müssen nicht fest an einem Ort verbleiben. Das Aufbinden, wie bei anderen Moosen gebräuchlich, ist hier eher unüblich, aber machbar. Man kann die Kugel beispielsweise in mehrere Polster zerteilen und auf Holz aufbinden oder als kleinere Mooskugeln weiter gedeihen lassen.
Zu hohe Temperaturen und zu häufiges festes Durchkneten sorgen bei diesen Algenbällen für eine gewisse Instabilität, was dann optisch unschön und zerfleddert aussieht. Um ihre Form und Farbe zu halten, sollte man Mooskugeln gelegentlich drehen.
An der feinfädigen und dadurch extrem großen Oberfläche der Mooskugel sammeln sich eine Vielzahl von Mikroorganismen und Schwebeteilchen. Vor allem Garnelen weiden Mooskugeln liebend gerne ab, sie dienen ihnen sozusagen als Weidegrund und permanente Nahrungsquelle. Zugleich wirkt die Mooskugel wie ein Filtermedium im Aquarium – auf ihrer großen Oberfläche sammeln sich viele Biofilme mit nützlichen Bakterien an, die Schadstoffe wie Ammonium und Nitrit abbauen und zu Nitrat umwandeln. Wie viel Mulm und Detritus sich auf der Mooskugel sammelt, sieht man vor allem, wenn man sie vorsichtig in einem separaten Gefäß ausdrückt.
Systematik | |
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Familie | Pithophoraceae |
Gattung | Aegagropila |
Art | Moosball, Algenball, Mooskugel, Marimo |
Wissenschaftlicher Name |
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Aegagropila linnaei, früher: Cladophora aegagropila |
Aussprache: Aegagrópila linnáei, früher: Cladophóra aegagrópila |
Herkunft |
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nahezu weltweit: Nordeuropa, Mitteleuropa, Südeuropa, Japan, Indonesien, Indien, Sri Lanka, China, Russland, Nordamerika, Australien |
Die weltweit verbreitete Grünalgenart Aegagropila linnaei wurde lange als Cladophora aegagropila bezeichnet, allerdings hat sich mittlerweile herausgestellt, dass die beliebten Mooskugeln mit den in der Aquaristik gefürchteten Cladophora-Algen nichts zu tun haben und auch nicht zu ihrer näheren Verwandtschaft gehören. Es ist nicht möglich, sich mit Mooskugeln selber eine Cladophora-Plage ins Aquarium zu holen - höchstens ist es möglich, dass bei einem Ausbruch eine andere Alge in den Fäden der Mooskugel saß.
Mooskugeln haben keine besonderen Ansprüche an das Wasser. Der in den meisten Aquarien gängige pH-Wert von 6-8 wird ebenso vertragen wie weiches oder hartes Wasser. Zu warm mag es die Mooskugel allerdings nicht, eine Temperatur bis 26 Grad ist optimal.
Zahlen, Daten, Fakten | |
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Wuchshöhe | 3-12 cm Durchmesser |
CO2-Düngung notwendig? | nein |
Lichtbedarf | gering |
Autor(en)
Philipp Well
Co-Autor(en)
Ulli Bauer
Fotos: Philipp Well