Temnocephaliden auf Cherax-Krebsen

Temnocephalidae

Temnocephaliden finden sich häufig als Aufsitzer (Ektosymbionten) auf aus der Natur entnommenen oder importierten Krebsen der Gattung Cherax, außerdem aber auch noch auf anderen Wirbellosen wie Krabben, Garnelen, Schnecken und Krabbenkrebsen aus Mittelamerika und Südamerika, Australien und Südostasien. Temnocephaliden werden oft für Egel gehalten, sie gehören allerdings zu den Plathelminthes beziehungsweise Plattwürmern. Sie gehören zur selben Tierklasse wie die Saugwürmer (Scutariella) bei Garnelen. Die "echten" Krebsegel der Gattungen Branchiobdella, Cambarincola und Xironogiton findet man dagegen auf den Krebsen der Nordhalbkugel (Astacidae und Cambaridae).

1 Aussehen und Vorkommen

Auf Cherax aufsitzende Temnocephalidae sind meist weißlich, beige bis hell bräunlich oder rötlich und leicht transparent. Man kann ihre Organe oft durch die Haut durchschimmern sehen. Sie sitzen mit einer Haftscheibe erstaunlich fest auf dem Krebspanzer, ihre Oberseite läuft in zwei bis sechs Tentakel aus. Der Körper der Temnocephaliden ist unsegmentiert. Die Würmer sind ca. 0,5 bis 2 cm lang.

Die Augenflecken sind sehr klein und liegen unterhalb der Tentakel. Man kann sie nur mit dem Mikroskop erkennen. Es gibt auch blinde, augenlose Arten.

Temnocephaliden kommen in Süd- und Mittelamerika sowie in Südostasien und Australien vor. Sie leben wirtsgebunden. Auf jungen Krebsen findet man sie weniger häufig, weil ihnen hier aufgrund der kurz hintereinander folgenden Häutungen die Nahrungsgrundlage fehlt.

2 Nahrung und Fressverhalten

Temnocephaliden sind räuberisch wie alle Plattwürmer, sie ernähren sich jedoch nicht parasitisch von Körpersäften oder Gewebe des Krebses, sondern von kleineren Würmern und Protozoen, die der Krebs beim Fressen und Herumlaufen aufwirbelt sowie vom Aufwuchs auf dem Krebspanzer. Da Krebsaquarien in der Regel keine wirklich sauberen Becken sind, finden sowohl der Aufwuchs (Glockentierchen und Co.) als auch die Würmer viel Futter und können sich entsprechend stark vermehren.

Die Würmer haben jedoch eine wichtige Aufgabe: Sie halten den Panzer großer Krebse, die sich vergleichbar selten häuten, relativ sauber. Geschieht dies nicht, können die Krebse Probleme bekommen, die bis zum Absterben des Krebses reichen können.

2.1 Problematik im Wirbellosenaquarium

Die Vermutung liegt nahe, dass eine ausgesprochen starke Besiedelung mit Krebsegeln den Krebs durchaus stören kann. Es wird berichtet, dass sich stark befallene Tiere öfter kratzen als solche, die nicht oder nur geringgradig befallen sind. Andererseits ist ein mit Einzellern zugewucherter Panzer für die Krebse durchaus nicht ungefährlich, hier muss man also gut abwägen.

3 Fortbewegung

Temnocephalidae kriechen ähnlich einer Raupe, indem sie den Vorderkörper ausstrecken, sich dann festhalten, die Haftscheibe vom Untergrund lösen und den Hinterkörper nachziehen. Diese Fortbewegungsart gleicht der eines Egels. Werden die Würmer gestört, können sie sich kugelförmig zusammenziehen.

4 Fortpflanzung

Die zwittrigen Temnocephaliden pflanzen sich geschlechtlich fort. Nach der Paarung werden gelbliche Eikokons - teils in großer Zahl - auf dem Krebspanzer abgelegt, in denen abhängig von der Umgebungstemperatur nach ca. 2 Wochen die jungen Würmer schlüpfen. Leere Eikokons werden braun und fallen mit der Zeit ab.

5 Wie kommt der Wurm ins Aquarium?

Meist holt man sich Temnocephaliden mit bereits besiedelten Krebsen ins Aquarium. Häufig sind Wildfänge oder Importe, die zusammen mit Wildfängen gehältert wurden, mit den Plattwürmern befallen. Temnocephaliden sind wirtsspezifisch, besiedeln also nur Krebse einer Art.

Auch die bekannten "Tylo-Egel" gehören zu den Temnocephaliden. Ein "Überspringen" von auf Schnecken lebenden Temnocephaliden auf andere Tierarten wie Krebse oder Garnelen konnte nicht beobachtet werden, auch gehen auf Krebsen lebende Temnocephaliden nicht auf Garnelen über.

6 Überlebenstechniken

Die Eikokons, die Temnocephaliden auf ihren Wirten ablegen, haben eine ledrige Hülle und sind trockenresistent. Verlässt der Krebs sein Biotop, trägt er die Eikokons mit sich, bis er ein neues Gewässer erreicht. Sie können dank ihrer festen Hülle auch einige Zeit auch außerhalb des Wassers überstehen.

7 Temnocephaliden eindämmen

Ist der Krebs nur geringgradig befallen, muss man nicht unbedingt etwas gegen die Temnocephalida unternehmen. Bei einem stärkeren Befall kann man die Würmer ganu einfach manuell absammeln.

7.1 Panacur

Auch eine Behandlung mit Panacur ist möglich. Die Krebse überstehen die Panacurbehandlung bei richtiger Dosierung ohne Probleme. Leider überleben manche Schnecken (Tylomelania, Neritiden und andere) eine Behandlung mit Panacur nicht.

7.2 Salzbad

Alternativ bietet sich ein Bad mit Kochsalzlösung an: Hierzu setzt man eine 1,5-2prozentige Lösung aus Natriumchlorid (NaCl, also Kochsalz - Achtung, bitte unbedingt reines Kochsalz nehmen, es sollte weder Jod noch Fluorid zugesetzt sein) an und setzt den Krebs für ca. 30 Minuten in dieses Salzbad. Das Gefäß zur Behandlung sollte gut belüftet werden! Die Würmer fallen dabei ab und liegen dann - ähnlich wie für bei den Tylo-Egeln beschrieben - am Boden des Gefäßes. Dieses Bad sollte nach ca. 2 Wochen wiederholt werden, damit die aus den Eikokons geschlüpften Krebsegel auch erwischt werden. Zeigt der Krebs im Salzbad problematisches Verhalten, wird die Behandlung sofort abgebrochen!

Angesichts der zunehmenden Resistenzen gegen Panacur ist der Kochsalzbehandlung der Vorzug zu geben.

 

Autor(en)

Ulli Bauer

Fotos: Christian Baltrusch

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