Krebsegel

Branchiobdellidea

Die sogenannten Krebsegel der Unterklasse Branchiobdellidea aus dem Gattungen Branchiobdella, Xirogiton und Cambarincola sind Aufsitzer, also Ektosymbionten oder Kommensalen. Sie leben auf Krebsen aus den Familien Astacidae und Cambaridae , also häufig auf Krebsen aus Europa und dem amerikanischen Kontinent. Übrigens gehört auch der auf Garnelen aufsitzende Holtodrilus truncatus zu den Branchiobdellidea.

Anders als die Temnocephaliden, die auf in der Regel Cherax aufsitzend leben, sind sie jedoch keine Plattwürmer, sondern gehören zu den Ringelwürmern (Annelida). In der Regel sind sie harmlos. Bei den in Europa bekannten Krebsegeln ist lediglich die Art Branchiobdella hexadonta parasistisch. Sie besiedelt überwiegend die Kiemenhöhlen der Krebse, ist also von außen nicht unbedingt sichtbar. Diese Würmer beißen Gewebe aus den Kiemen heraus und können bei starkem Auftreten den Wasseraustausch in den Kiemen so stark behindern, dass der Krebs ersticken kann.

Ohne Krebs können Branchiobdelliden zwar eine Weile überleben, sie vermehren sich aber nicht mehr. Verschwindet die Krebsart, auf der das wirtsspezifische Tier kommensal lebt, verschwinden also auch diese spezifischen Krebsegel. Einige Krebsegel-Arten sind in Europa daher von Aussterben bedroht, weil ihre Wirtstiere ebenfalls zunehmend verschwinden.

Man sieht Krebsegel häufig auf Importkrebsen und Naturentnahmen.

1 Aussehen und Vorkommen

Auf Krebsen aufsitzende Branchiobdellidea sind in der Regel wurmförmig und weißlich bis hell beige und leicht transparent. Die Organe kann man bei den meisten Arten durch die Haut hindurch erkennen. Krebsegel halten sich mit ihrem hinteren Saugnapf auf dem Krebspanzer fest. Das Vorderende läuft in einem bei vielen Arten deutlich erkennbaren Kopf mit Kiefern aus. Viele Arten sind hinten etwas dicker als vorne. Krebsegel werden je nach Art ca. 0,3 bis 2 cm lang.

Als Ringelwürmer sind die Branchiobdellidea deutlich erkennbar segmentiert. Man kann die Segmente unter dem Mikroskop sehr gut erkennen.

Die einzelnen Arten sind nicht nur wirtsspezifisch, wechseln also nicht die Krebsart, sondern sie bevorzugen auch jeweils unterschiedliche Regionen auf den Krebsen. So sitzen manche Krebsegel-Arten gerne überwiegend auf den Scheren, auf dem Kopfpanzer oder an der Unterseite der Tiere. Auch die Eier werden arttypisch nur an bestimmten Stellen auf dem Krebs abgelegt.

Krebsegel kommen weltweit auf Krebsen der Familien Astacidae und Cambaridae vor.

2 Nahrung und Fressverhalten

Krebsegel sind räuberisch, die meisten von ihnen leben jedoch nicht parasitisch, sondern fressen Detritus, Bakterien und Mikroaufwuchs wie Glockentierchen, der sich auf dem Krebspanzer angesiedelt hat. Auch kleinere Würmer, Kleinkrebse und kleinste Insektenlarven gehören zu ihrer Beute. Sie leben also überwiegend von dem, was auf dem Krebspanzer wächst oder was der Krebs beim Fressen und Herumlaufen aufwirbelt. Da Krebsgewässer in der Regel keine klinisch reinen Biotope sind, finden die Würmer hier ordentliche Mengen an Futter und vermehren sich entsprechend.

2.1 Problematik im Wirbellosenaquarium

Die wenigen Krebsegel-Arten, die die Kiemenhöhle besiedeln, können bei starker Vermehrung den Atemwasserstrom stark beeinträchtigen.

Die nicht parasitischen Branchiobdellidea, die stark in der Mehrheit sind, sitzen lediglich auf dem Krebspanzer auf und halten ihn nebenbei sogar sauber. Sie haben in der Regel keinen Einfluss auf das Wohlbefinden der Krebse, behindern die Häutung nicht und scheinen die Tiere auch sonst nicht zu beeinträchtigen. Im Gegenteil, es gibt deutliche Hinweise, dass sie die Gesundheit ihrer Wirtstiere sogar fördern können.

Fehlen die Aufsitzer, kann das sogar nachteilig vor allem für ältere Krebse werden, da ihr Panzer dann zunehmend besiedelt wird und veralgt, was unter Umständen sogar zum Tod des Tieres führen kann. Auf sich häufig häutenden Jungkrebsen finden sich kaum Krebsegel.

3 Fortbewegung

Krebsegel kriechen ähnlich wie Egel. Dabei hält sich der Wurm vorne fest, löst den hinteren Saugnapf, schiebt das Hinterende nach, hält sich hinten fest, löst das Vorderende und streckt es nach vorn, hält sich fest ... und so weiter. Bei Gefahr können sich Krebsegel zusammenziehen.

4 Fortpflanzung

Die zwittrigen Krebsegel pflanzen sich durch Eier fort. Nach der Paarung legen sie ihre Eikokons auf bestimmten Regionen auf dem Krebspanzer. Diese Vorliebe ist dabei artspezifisch. Aus den Kokons schlüpfen je nach Temperatur nach 1,5-2 Wochen junge Würmer.

5 Wie kommt der Wurm ins Aquarium?

Meist sitzen Krebsegel auf Krebsen aus der Natur auf und kommen so mit ins Aquarium. Im Aquarium selbst überleben sie in der Regel nicht lange, weil das Wasser hier zu sauber ist und sie verhungern.

6 Überlebenstechniken

Die Eikokons der Krebsegel sind vermutlich relativ trockenresistent und werden auf den Krebsen aufsitzend in neue Biotope eingeschleppt.

7 Krebsegel entfernen

Bei einem geringgradigen Befall muss man eigentlich gar nichts tun, weil die Branchiobdellidea im Aquarium in der Regel verhungern und eingehen. Anders als bei Temnocephaliden auf Cherax-Krebsen hilft Panacur gegen Krebsegel nicht, da sie einer anderen Tierklasse angehören, nämlich den Ringelwürmern und nicht den Plattwürmern. Gegen Krebsegel hat sich eine Behandlung mit Kochsalz bewährt. Dazu setzt man den Krebs für ca. 30 Minuten in eine Kochsalzlösung mit 1,5 bis 2% NaCl-Gehalt. Das sind 15 bis 20 g Salz auf einen Liter Wasser. Die Egel lassen los und fallen ab. Nach der Behandlung sollte der Krebs gut abgespült werden, bevor er ins Aquarium zurückgesetzt wird. Die Eikokons in ihrer ledrigen Hülle werden durch das Salz nicht abgetötet, deshalb wird das Salzbad nach 2 Wochen wiederholt - dann sind die kleinen Krebsegel geschlüpft, aber noch nicht selbst wieder geschlechtsreif.

 

Autor(en)

Ulli Bauer

Fotos: Roger Tabor (USFWS) über Wikimedia Commons, Public Domain

Quelle

Keys to Nearctic Fauna, Throp and Covich's Freshwater Invertebrates, Fourth Edition, Volume II, Edited by James H. Thorp and D. Christopher Rogers

The Effect of the Branchiobdellid Annelid Cambarincola fallax on the Growth Rate and Condition of the Crayfish Orconectes rusticus, Troy Allen Keller

Commensalism and parasitic infestation in crayfish (Astacus leptodactylus Eschscholtz, 1823) of Aras Dam Reservoir, Iran, Yahyazadeh M.Y.; Seidgar M.;Mehrabi M.R.; Shiri S.

Reproductive Dependence of a Branchiobdellidan Annelid on its Crayfish Host: Confirmation of a Mutualism, Robert P. Creed, Joshua D. Lomonaco, Michael J. Thomas, April Meek and Bryan L. Brown