Zerbrechliche Mützenschnecken

Ferrissia fragilis

Die Zerbrechliche Mützenschnecke Ferrissia fragilis wurde zunächst unter dem Namen Ferrissia wautieri angesprochen, molekulargenetische Untersuchungen zahlreicher Aquarienpopulationen ergaben jedoch, dass diese kleinen Schnecken womöglich alle zur Art Ferrissia fragilis gehören dürften. Obwohl sie von der Form ihres Gehäuses einer Napfschnecke ähnelt, ist sie keine, die Zerbrechliche Mützenschnecken gehört zu den Planorbidae, also zu den Posthornschnecken. Damit gehört sie zur Verwandtschaft unserer altbekannten Kleinen Posthornschnecke im Aquarium.

Die Gehäuseform sorgt hin und wieder tatsächlich dafür, dass die Zerbrechliche Mützenschnecke für ein Jungtier einer Neritina, also einer Rennschnecke gehalten wird - da Jungtiere dieser Arten jedoch nur im Meerwasser groß werden können, kann man sicher sein, dass man in einem solchen Fall eine Zerbrechliche Mützenschnecke vor sich hat.

1 Aussehen und Vorkommen

Diese kleinen Lungenschnecken haben ein schalenförmiges Gehäuse, das aussieht wie das einer Meeresnapfschnecke, aber vollkommen durchsichtig ist. Durch das Gehäuse hindurch ist der helle Körper mit den etwas dunkleren Organen zu sehen.

Sehr häufig wird die Zerbrechliche Mützenschnecke als "blasenähnliches Gebilde" beschrieben. Typischerweise ist der Rand des Gehäuses als transparenter Ring um eine weißliche Mitte zu sehen. Von oben sieht man noch einen dunkleren Punkt ziemlich in der Mitte des Gebildes, je nachdem, was die Minischnecke gefressen hat. Ferrissia fragilis wird maximal 4 mm lang, aber meistens bleibt sie kleiner: 1-2 mm Gehäuselänge sind nicht ungewöhnlich.

Mit einer guten Lupe kann man am Kopf der Schnecke die Fühler, etwa mittig im Kopf die Mundöffnung mit der Raspelzunge (Radula) und manchmal auch die beiden winzigen schwarzen Äuglein links und rechts am Kopf unterhalb der Fühlerbasis sehen.

Ferrissia fragilis ist in Nordamerika (USA und Südkanada) verbreitet, wurde allerdings mittlerweile auch nach Europa verschleppt, wo sie in der Natur zu finden ist. Da sie aus ähnlichen Klimaten stammt, kann sie unsere Winter hier in einem ausreichend tiefen Gewässer, das nicht vollständig durchfriert, problemlos überleben.

2 Nahrung und Fressverhalten

Ferrissia fragilis frisst feinsten Algenbeläge und Mikroorganismen, vorzugsweise in Form von Aufwuchs / Biofilmen.

Findet die Zerbrechliche Mützenschnecke viel Futter (in den allermeisten Fällen liegt das daran, dass zu viel gefüttert wird), vermehrt sie sich stark. Da es sich hier jedoch um keine sonderlich durchsetzungsfähige Schnecke handelt, ist die Gefahr der Verdrängung anderer Schneckenarten im Aquarium nicht gegeben.

2.1 Problematik im Wirbellosenaquarium

Die Zerbrechliche Mützenschnecke ist absolut unproblematisch im Aquarium. Einzig ihre Anwesenheit wird von manchen als störend empfunden, jedoch erfüllt auch diese kleine Wasserschnecke einfach nur ihre Rolle im Biotop - wobei sie den anderen Bewohnern definitiv nicht schadet.

3 Fortbewegung

Ferrissia fragilis kriecht schneckentypisch, aber sehr langsam. Sie kann ihr Haus dicht an den Untergrund pressen, dadurch einen Unterdruck erzeugen und sich so an Oberflächen sehr gut festhalten. Vom Aquarienglas bekommt man sie daher fast nicht ab.

4 Fortpflanzung

Wie alle Tellerschnecken ist die Zerbrechliche Mützenschnecke zwittrig. Nichtsdestotrotz vermehrt sie sich fast ohne Ausnahme durch Jungfernzeugung. Die Weibchen legen winzigste flache Eikapseln ab (im Bild unten mit einem Millimetermaß abgebildet), aus denen nach ca. 7 Tagen die Jungschnecken schlüpfen.

Im nächsten Bild sieht man sehr gut, wie klein die Jungschnecke oberhalb des Jungkrebses ist, vor allem, wenn man den Hüpferling links vom Jungkrebs in Betracht zieht.

5 Wie kommt die Mützenschnecke ins Aquarium?

Üblicherweise schleppt man sich Zerbrechliche Mützenschnecken entweder als kaum sichtbares Gelege oder als fertige Schnecke auf Pflanzen oder Deko aus laufenden Aquarien ein. Da sich die Minischnecke durch Jungfernzeugung vermehren kann, reicht ein einziges Tier aus, um eine Aquarienpopulation zu begründen.

6 Mützenschnecken eindämmen

Es ist schwierig, die winzigen Wasserschnecken ganz aus dem Aquarium zu entfernen, eigentlich findet man niemals alle, zu klein sind sie und zu gut getarnt. Auch ein kurzes Bad in stark CO2-haltigem Wasser (zum Beispiel Mineralwasser) schadet ihr nicht, weil sie ihr Gehäuse sehr stark an den Untergrund anpressen kann und dadurch kein CO2 zu ihr vordringt. Die gute Nachricht ist: Man muss die Zerbrechliche Mützenschnecke gar nicht entfernen, weil sie keinen Schaden anrichten!

6.1 Fressfeinde

Hin und wieder werden schon fast reflexartig Raubschnecken gegen Mützenschnecken empfohlen - allerdings fressen Raubschnecken Ferrissia fragilis gar nicht, weil sie mit ihrem Saugrüssel überhaupt nicht in das kleine Gehäuse kommen. Auch Fische, Krebse oder Garnelen kommen der kleinen, sehr fest an der Oberfläche haftenden und durch ihr flaches Gehäuse extrem gut geschützten Schnecke nicht bei.

6.2 Weniger Futter

Lediglich durch deutlich weniger Futter kann man die Population der Zerbrechlichen Mützenschnecke etwas kontrollieren - aber auch dies funktioniert nicht hundertprozentig, da Ferrissia fragilis sich überwiegend von Biofilmen ernährt, die im Aquarium ohnehin so gut wie überall vorkommen.

 

Autor(en)

Ulli Bauer

Fotos: Christiane Kienesberger, Tamara Stamm, Gelege: Autor der Redaktion bekannt