Zickige Aquarienpflanzen - Probleme in der Umstellung

Bei der Neubepflanzung eines Aquariums gibt es hin und wieder Probleme mit den Pflanzen - die Blätter werden blass oder sogar durchsichtig, im Extremfall lösen sich auch die Stängel auf, die Blätter sterben und fallen ab, und ganze Pflanzen scheinen sich aufzulösen. Paradebeispiele hier sind Cryptocorynen (die berüchtigte Cryptocorynenfäule), Nadelsimse, Wasserpest oder Vallisnerien. Was ist die Ursache für dieses Phänomen?

1 Anpassung der Pflanzen

Alle Pflanzen sind grundsätzlich sehr gut an ihre Umgebung angepasst, an die Lichtmenge, die Lichtstärke, die Nährstoffversorgung, bei Landpflanzen auch an die Wasserversorgung - der letzte Punkt fällt bei Aquarienpflanzen natürlich weg.

Setzt man nun eine Pflanze in eine neue Umgebung, muss sie sich umstellen und sich an die neuen Gegebenheiten anpassen. Manche Pflanzen "schaffen" diese Umstellung ohne größere Probleme, aber es gibt Pflanzen, die ihre Blattzusammensetzung nicht so stark verändern können und daher neue Blätter brauchen. Die alten, nutzlos gewordenen Blätter werden abgestoßen, und nach einiger Zeit kommen neue Blätter.

1.1 Emers zu submers

Ein Sonderfall sind hier emers in der Gärtnerei gezogene Pflanzen, also Aquarienpflanzen, die über der Wasseroberfläche kultiviert wurden. Sie müssen sich erst einmal in ihre Unterwasserform umwandeln, und dieser Formenwandel erfordert praktisch immer neue Blätter - das betrifft übrigens auch InVitro-Pflanzen!

2 Was tun?

Grundsätzlich kann die höhere Biomasse durch abgestoßene Blätter in einem gerade einfahrenden Aquarium ein Problem darstellen - die Wasserbelastung kann dadurch steigen. Es kann daher sinnvoll sein, die abgestorbenen Blätter abzusaugen. Schön sehen sie ja außerdem ohnehin nicht aus. Ansonsten braucht man einfach Geduld - in der Regel treiben gesunde Wurzelstöcke wieder aus und die Pflanze wird wieder schön.

2.1 Gesunde Wurzelstöcke erkennen

Einen gesunden Wurzelstock erkennt man daran, dass die Wurzeln eher hell sind und fest wirken. Keinesfalls sind sie matschig.

3 Klassische "Zicken"

... ohne Anspruch auf Vollständigkeit ...

3.1 Vallisnerien

Vallisnerien nehmen das Umtopfen oft sehr übel und werden dann erst einmal komplett durchsichtig-braun. Diese abgestorbenen Blätter kann man getrost abschneiden, sie erfüllen für die Pflanze keinen Zweck mehr. Aus dem Wurzelstock kommen bald neue Triebe, und wenn die Umstellung geschafft ist, hindert nichts mehr die Pflanze daran, erneut die Weltherrschaft anzustreben.

3.2 Nadelsimse und Co.

Nadelsimse und andere Simsen aus der Gattung Eleocharis sind berüchtigt: Sie werfen bei einer Neupflanzung gerne ihre nadelförmigen Blätter nach und nach ab, was im Aquarium extrem lästig ist - man bekommt sie schlicht fast nicht mehr aus dem Becken, und sie verrotten nur sehr langsam, stören die Optik also für eine lange, lange Zeit.

Ein einfacher Trick: Die Pflanzen werden vor dem Einsetzen einfach auf ca. 1-3 cm Höhe zurückgeschnitten. Sie treiben dann direkt neu durch.

3.3 Wasserpest

Oft hört man, dass es Wasserpest gibt, die nur in kaltem Wasser überlebt - dabei ist oft lediglich die Umstellung auf die neue Umgebung das Problem. Gerade bei Wasserpest hat man es oft, dass die älteren Blätter am Stängel alle absterben und die oberen, jungen Austriebe grün bleiben. Hier kann man dann die abgestorbenen Blättchen mit dem Finger etwas abstreifen und absaugen und abwarten, oft kommen neue Blätter. Ungeduldigere Aquarianer schneiden die grünen Spitzen ab, verwerfen die kahlen Teile und stecken einfach die Spitzen neu.

3.4 Hornkraut

Auch Hornkraut kann vor allem bei stark veränderten Lichtverhältnissen erst einmal alle Blattnadeln abwerfen, was eine ziemliche Arbeit im Aquarium macht. Leider treiben beim Hornkraut meist nur die oberen Triebspitzen wieder aus, der Rest der Stängel bleibt kahl. Am besten setzt man daher nur die jungen Triebspitzen ein, wenn man Hornkraut in ein Aquarium mit stark abweichenden Umweltverhältnissen setzen möchte, um dieses Phänomen zu umgehen.

3.5 Bucephalandra

Gerade bei importierten Bucephalandra mit wenig Laub kann es vorkommen, dass nach dem Einsetzen ins Aquarium erst einmal alle Blätter abgeworfen werden. Wenn das Rhizom nicht matschig ist, wird es wieder austreiben. Auch hier handelt es sich um eine ganz normale Anpassungsreaktion, bei der lediglich etwas Geduld gefragt ist.

3.6 Echinodorus

Echinodorus sind ebenfalls dafür bekannt, dass sie nach dem Einsetzen zunächst einmal alle Blätter absterben lassen und abwerfen. Das kann bei den schönen großen Blättern wirklich dramatisch aussehen, aber ist in der Regel nicht weiter tragisch. Die neu austreibenden Blätter sind an die neuen Verhältnisse im Aquarium angepasst, und die Pflanze sieht schon bald wieder schön aus. Düngekugeln an den Wurzeln der Echinodorus können den Starkzehrer beim Neuaustrieb unterstützen und dafür sorgen, dass die Regeneration schneller vonstatten geht.

Die absterbenden Blätter sollte man unten an der Wurzelbasis abschneiden und aus dem Aquarium entfernen, damit die doch recht große tote Blattmasse das Wasser nicht belastet.

3.7 Cryptocorynen und Cryptocorynenfäule

Auch Cryptocorynen gelten beim Umsetzen je nach Art als ziemlich zickige Pflanzen, wenn auch nicht so häufig wie die anderen Kandidaten. Der Begriff Cryptocorynenfäule bezeichnet das Phänomen, dass sich die gesamte Pflanze in der Umstellung aufzulösen scheint. Die Blätter verlieren ihre Farbe und werden durchsichtig, und auch der gesamte Stängel fasert auf und verliert seine Stabilität. Das sieht zunächst wirklich dramatisch aus, aber auch hier gilt: Aussitzen, abwarten. Die Pflanze kommt wieder, wenn die Wurzeln gesund sind.

Die toten Blätter werden einfach entfernt.

Alternativ kann man natürlich auch die Cryptocoryne vor dem Einsetzen auf 1-3 cm zurückschneiden und so alle Blätter entfernen. Dann treibt sie schneller durch.

 

Autor(en)

Ulli Bauer

Fotos: Ricardo Castellanos