Abenteuer Sulawesi 2008

Titel

Als Ende 2007 die ersten farbenprächtigen Süßwasser-Zwerggarnelen aus Sulawesi (Indonesien) auf den deutschen Markt kamen, waren wir als bekennende Garnelenliebhaber natürlich absolut begeistert. Solch bunt gezeichnete Tiere kannte man bisher sicher nur aus dem Meerwasserbereich … kaum zu glauben!

Genaues über die Tiere, deren Lebensgewohnheiten, sowie über ihr natürliches Biotop waren anfangs kaum zu bekommen. Zweifellos wurde hier echtes Neuland betreten, zumal die meisten der Garnelen wissenschaftlich noch nicht einmal bestimmt waren. Also der ideale Tummelplatz für eine kleine Exkursions- und Fangreise in dieses abgelegene Gebiet.

Als die Idee sich dann einige Monate später doch etwas mehr formierte, wurde natürlich das Internet zu sämtlichen Informationen über das touristisch kaum erschlossene Sulawesi befragt … Dengue-Fieber, Malaria, Bilharziose, Vogelgrippe, religiöse Spannungen, Erdbeben und Vulkanausbrüche waren nur ein kleiner Teil der ansonsten doch recht spärlichen Informationen. Alles in allem also bei weitem nicht mit einem herkömmlichen Strandurlaub in Spanien zu vergleichen.

Nachdem wir weitere Informationen von bereits expeditionserprobten Leuten eingeholt hatten und nach einem vorsorglichen Besuch im Hamburger Tropeninstitut war die Entscheidung gefallen … Anfang Mai sollte es losgehen. Zusammen mit Roland Numrich von Mimbon Aquarium, einem befreundeten Großhändler, wurden letzte Einzelheiten der Reisepläne geschmiedet.

4. Mai - die Reise beginnt

Am 4. Mai war es dann soweit …Der Flieger hob, besetzt mit zwei Hamburger Jungs, Richtung Abenteuer ab. Der Plan sah vor, dass wir uns mit Roland in Jakarta (Indonesien) auf dem Flughafen treffen, da er bereits einige Tage vorher abgeflogen war um in Bangkok noch anderweitig Geschäftliches zu regeln.

Zuerst ging es für uns aber nach Dubai, wo wir einen 9-stündigen Aufenthalt und die Nacht auf dem Flughafenteppich genießen durften. Geweckt von dem melodischen Gesang des Muezzins ging es dann am Vormittag weiter Richtung Jakarta.

5. Mai - Jakarta / Indonesien

Nach endlosen Stunden im Flieger dann endlich um 20:50 Ortszeit (5 Std. vor MEZ) die Landung in Jakarta, der Hauptstadt Indonesiens auf Java. Visum im kleinen Flughafenbüro besorgt, durch den Einreiseschalter und Ausschau nach Roland halten … hier wollten wir uns treffen. Und siehe da …, strahlende Gesichter begrüßen sich.

Jetzt noch schnell das Gepäck abholen und raus aus dem Terminal.Ein befreundeter Händlerkollege von Roland, der uns abholen wollte, wartet sicher schon … Bis dahin war es aber der reinste Spießrutenlauf … freundliche Damen und Herren aus den Wechselstuben schrieen einen förmlich an, doch bei ihnen Geld zu tauschen, und diverse Taxifahrerhände versuchten, einem das Gepäck abzunehmen. Glücklicherweise war dann aber doch schnell der sehnsüchtig erwartete Kollege zur Stelle und nach einer herzlichen Begrüßung kehrte wieder etwas Ruhe ein … puhh!

Wir waren froh im Auto zu sitzen, und genossen bei offenen Fenstern die tropische Wärme und den für uns chaotischen, lärmenden und äußerst turbulenten Straßenverkehr in Jakarta.

Mit einem Bärenhunger ging es erst einmal Richtung nächstgelegenem Restaurant, in dem es alles geben sollte, was der europäische Magen kennt. Ok, wir wollten Chicken-Wings … Auf Anraten orderten wir dann auch gleich noch ein Steak dazu, da die Portionen hier bei weitem nicht so üppig sein sollten wie in Deutschland. Und in der Tat … es kamen zwei Baby-Hühnchenflügel in Begleitung von neun Pommes und ca. einer achtel Tomate. Beim Steak sah es nicht viel besser aus, aber zusammen war es dann doch völlig ausreichend.

Danach ging es ins Hotel, das für uns schon von Rolands Kollegen ausgesucht wurde. Es sollte ein günstiges sein und auf dem Weg liegen. Beim Betreten schallte Musik aus einem Nebenraum, sodass man kaum die Dame an der Rezeption verstehen konnte. Ging die Tür auf, dann war es so laut, dass reden sinnlos wäre, offenbar war dort grad eine Karaoke-Party im Gange und die Leute hatten viel Spaß. Zu verstehen war am Ende nur: Zimmer? Gut! Dusche? Auch! Und Frühstück? Mal sehn …! Hm, egal, nur noch duschen und dann schlafen gehen. Im Zimmer grübelten wir noch kurz über die Art des Hotels nach, da ein riesiger Spiegel über und einer vor dem Bett hing, aber um weiter darüber nachzudenken fehlte uns jetzt die Kraft und allein die Tatsache dass wir Brüder nebeneinander lagen, beraubte uns sämtlicher Fantasien …

Gute Nacht!

6. Mai - weiter nach Sulawesi

Am nächsten Morgen wurden wir pünktlich geweckt und es stand wirklich ein Klecks Rührei, ein Toast und etwas Orangensaft vor der Tür. Abgeholt wurden wir dann wieder von Rolands Kollegen und unseren Translator (Dolmetscher) Jantus, der uns auf dieser Reise begleiten sollte, denn mit Englisch kommt man im Hinterland nicht mal bis zur nächsten Ecke …

Am Flughafen ging es in eine Maschine der indonesischen Fluggesellschaft Sriwijaya Air. Bedenkt man, dass es in Indonesien gleich nach Afghanistan prozentual weltweit die meisten Flugzeugunglücke gibt und sämtliche dortigen Airlines wegen technischer Unzulänglichkeiten keine Fluglizenz in Europa, den USA und Kanada haben, wird einem schon ein wenig mulmig zumute … Angestachelt wurde das ungute Gefühl auch noch wegen der Startverschiebung durch starken Platzregen. Als es dann aber doch endlich losging, waren immer noch riesige Pfützen auf der Rollbahn zu erkennen … Augen zu und durch!

Der zweistündige Flug verlief dann aber völlig problemlos. Im Anflug auf den Süden Sulawesis konnten wir viele kleine, traumhaft schöne und mit weißem Strand umsäumte Inseln, Atolle und Korallenriffe in türkisfarbenem Wasser erkennen … Karibikfeeling pur! Ankunft in Makassar und nachdem wir unser nasses Gepäck (man hatte es in Jakarta einfach durch den strömenden Regen geschoben) in Empfang genommen hatten, begrüßten uns auch schon weitere Kontaktpersonen … wohl Verwandte von Rolands Händlerkollegen, die uns ein bisschen durch Makassar und später zum Busbahnhof fahren sollten … ganz haben wir die verwandtschaftlichen Verhältnisse nicht verstanden.

Zuerst ging es aber mal wieder in ein Restaurant am Wegesrand … Dort lagen viele, bereits fertig gegarte Fisch- und Fleischsorten ungekühlt in der Auslage, wovon wir allerdings nur Hühnchen zweifelsfrei erkennen konnten. Dazu Reis und etwas Gemüse in diversen Schälchen … Nicht, dass es uns nur nicht schmeckte, weil einfach zu viel Glibber und Knorpel vorhanden waren, auch die Tatsache, dass jeder Gast sich mit seinen Fingern dort etwas rausholt und was nicht gegessen wird, wieder zurück in die Schale kommt, lies uns heftiges Magengrollen erwarten … Spätfolgen blieben dann aber doch glücklicherweise aus.

Mehr oder weniger wohlgenährt ging es dann zu den nächstgelegenen Zooläden, da wir noch einiges an Membranpumpen, Diffusoren und Schläuchen brauchten.

Der Begriff Zooläden ist allerdings etwas irreführend … zumindest bei den von uns besuchten handelte es sich lediglich um fünf bis sechs offene Buden, die unmittelbar nebeneinander standen und fast identische Produkte führten.

Das Angebot ließ uns teilweise erschaudern … Es gab viele kunterbunte, in unseren Augen kitschige, schrecklich grelle Einrichtungsgegenstände und Goldfische in allen Farben … über Geschmack lässt sich nicht streiten! Wir machten also unsere Besorgungen inkl. einiger Fangnetze und Kleinkram … das war‘s!

Noch ein bisschen Bummeln durch ein angrenzendes Einkaufszentrum und sich daran gewöhnen, dass man fast ständig von Leuten neugierig und meist belustigt in Augenschein genommen wird … Westliche Touristen scheinen sich nur selten hierher zu verirren.

Am späten Nachmittag ging es dann zum Busbahnhof … 12 Stunden trennten uns ja noch von Soroako am Matanosee. Wir waren angenehm überrascht bei der Ansicht des Busses. Geradezu modern sah er aus … auch die Sitze und das gesamte Innere konnten sich sehen lassen. Nach den ersten Kurven und Schlaglöchern verblasste der Eindruck allerdings recht schnell … seltsames Quietschen, Klappern und Schlagen in der Achse und ein schriller, durchdringender Warnton aus dem Armaturenbrett, der erst nach der Entfernung des entsprechenden Relais zum Schweigen gebracht wurde, bildete die Akustik im Fahrgastraum. Dass die Geräusche nicht das Ergebnis regelmäßiger Wartung sein können, war einem ja schnell klar. Die Frage war nur, halten die Achsschenkel die kurvenreiche, schlecht ausgebaute und mit Schlaglöchern übersäte Berg- und Talfahrt bis Soroako aus, oder knacken sie vorher weg?

Allzuviele Gedanken dazu konnte man sich allerdings auch nicht machen, denn der Fahrstil unseres Busfahrers, nennen wir ihn Mr. Alptraum, lenkte uns ab. Er war ein begnadeter Aus-dem-Weg Huper und Gegenverkehrfahrer. Überholt wurde, was langsamer war bzw. im Weg stand. Dabei spielte es für Mr. Alptraum auch keine Rolle, ob es sich um eine unübersichtliche Links- oder Rechtskurve, um eine Bergkuppe, oder eine eigentlich viel zu enge Stelle der Straße handelte.

Naja, zumindest konnten wir keine Leitplanken durchbrechen und einen Hang hinunter stürzen … wir wären dank fehlender Planken gleich den Abhang runter gepurzelt. Blieb immerhin die Hoffnung, dass man wahrscheinlich auf Grund des meist dichten Waldes nicht all zu tief gefallen wäre … Auf jeden Fall hatten wir schon nach kurzer Zeit auch den letzten Tropfen Wasser ausgeschwitzt. Roland ging es da deutlich besser … er hatte von Anfang an die Augen zugemacht und versuchte etwas zu schlummern.

7. Mai - endlich am Matanosee!

Endlich, nach diversen Pinkelpausen, 12 Stunden Geschaukel und sich langsam einstellenden Rückenschmerzen waren wir im Morgengrauen am Ziel … der Matanosee lag vor uns! Eingefasst von sanften, mit tropischem Grün bewachsenen Berghängen. Das Klima in dieser Region war, wahrscheinlich Dank der großen Wasserflächen, sehr angenehm … zwar 30° C, aber keine drückende, schwüle Tropenhitze wie im küstennahen Tiefland … perfekt, und am liebsten wären wir sofort in den See gehüpft, um nach Garnelen zu schauen … aber erst einmal per Taxi ab ins Hotel.

Der Ort Soroako wird maßgeblich dominiert durch eine kanadische Bergbaufirma, die in den umliegenden Gebieten Nickel abbaut. Fast jeder Bewohner lebt direkt oder indirekt von dieser Firma, und für viele weitere Arbeiter gibt es auch den Bus-Pendelverkehr zwischen Makassar und Soroako.

Für Ingenieure, die längerfristig vor Ort sind, gibt es eine eigene und bewachte Siedlung. Auch das mehr oder weniger einzige Hotel am Platz ist wohl vornehmlich für Mitarbeiter und Gäste der Bergbaugesellschaft gebaut worden …

Ein echter Glücksfall, denn so waren ein vernünftiges Bett und Dusche, Frühstück und Abendessen im angrenzenden Restaurant jederzeit gesichert. Hier konnte man seine Akkus abends beim kühlen Bier und gutem Essen wieder wunderbar aufladen …

Viel Zeit haben wir im Hotel allerdings nicht vergeudet, denn es war ja noch früher Morgen, und der Matanosee rief nach uns … Wir machten uns auf in Richtung Fischerviertel, wo Roland einige bekannte Gesichter begrüßte. Ruckzuck waren wir auch schon auf einem kleinen Ausleger-Fischerboot Richtung Fanggebiet unterwegs.

 

Der See war mit fast 30° C herrlich warm, und wir konnten es kaum abwarten hinein zu hüpfen und nach unseren Lieblingen zu schnorcheln. An geeigneter Stelle hielten wir am steinigen Uferbereich – Taucherbrille auf und hinein …

Kaum einmal genau hingeschaut, sieht man auch schon überall die kleinen weißen Ärmchen der Kardinalsgarnelen … unglaublich! Das Wasser war sehr klar, überall schwammen Fische und der Boden, sowie die Steine waren voll mit Tylomelania-Schnecken. Wir waren einfach nur begeistert! Nachdem wir einige Stunden ausgiebig die Unterwasserwelt erkundet hatten, nahmen wir noch eine Wasserprobe für die Wertemessung im Hotel mit und fuhren noch ein Stück weiter zu einer kleinen im See gelegenen Insel.

Die nur wenige Quadratmeter große Insel war im Uferbereich sehr flach und überwiegend sandig. Auch hier gab es wieder zahlreiche Schnecken und sogar einige Pflanzen wuchsen dort. Im Gegensatz zu dem pflanzenlosen, steinigen Uferbereich des ersten Schnorchelplatzes gab es bei der Insel aber keine Garnelen zu finden. Da es in Äquatornähe sehr schnell und bereits gegen 18 Uhr dunkel wird, mussten wir für den ersten Tag hier leider auch schon Schluss machen … die Zeit verging mal wieder wie im Fluge.

Im Dorf angekommen, hörten wir von Einheimischen, dass es Tags zuvor am Towutisee einige Verhaftungen von Indonesischen Fischern gegeben hatte, die dort als nicht ansässige illegal nach Garnelen gefischt hatten. Die weltweite Nachfrage nach diesen hübschen Tieren treibt einige Leute aus Nah und Fern an diese Seen. Mittlerweile haben auch die lokalen Behörden davon Wind bekommen und handeln dementsprechend.

Abends im Hotel klärten wir noch einmal telefonisch die Sache mit den Fanglizenzen mit Rolands Kollegen in Jakarta ab und checkten alle unsere Unterlagen und Genehmigungen. Nur für den Fall, dass wir bei Problemen etwas vorweisen können. Im Nachhinein sollte sich dies noch als hilfreich herausstellen … aber dazu später mehr.

Nach einer schon sehnlichst herbei gewünschten Dusche wurde das Restaurant in Augenschein genommen … Chicken-Pizza XXL und ein kaltes Bintang Bier … Perfekt!

Abends dann noch die Wasserprobe analysiert mittels handelsüblichen Testkoffer mit Tröpfchentests, sowie elektronischen pH- und Leitwert-Meßgerät, die beide vor Antritt der Reise geeicht wurden.

Wasserwerte Matanosee

  • Temperatur: 29,5° C
  • pH-Wert: 8,6
  • Gesamthärte: 7° dGH
  • Karbonhärte: 5° dKH
  • Leitwert: 227 Microsiemens
  • Ammonium (NH3): 0
  • Ammoniak (NH4): 0
  • Nitrit (NO2): 0
  • Nitrat (NO3): 0
  • Phosphat (PO4): 1,0
  • Eisen (Fe): 0
  • Kupfer (Cu): 0

8. Mai - Exkursion ins Hinterland

Um 6 Uhr am nächsten Morgen ging es voller Tatendrang, aber dennoch etwas angeschlagen wegen der langen Anreise und des gestrigen Schnorcheltages, wieder aus den Federn … wir wollten ins Hinterland zu einigen kleineren Flüssen der Region. Als erstes hieß es den Matanosee zu überqueren und als dabei die Fischer den für die Region scheinbar so typischen Eintaktmotor ankurbelten, waren wir jedenfalls hellwach … Schalldämpfer scheinen hier unbekannt.

Das Wetter war mal wieder wie gemacht … zwar bewölkt, aber wunderbar warm und mild. Blauen Himmel und gnadenlose Äquatorsonne hätte unsere europäische Haut auch sicher binnen Minuten zum Erröten gebracht … wir sollten es noch erfahren. 30 Minuten dauerte die Überfahrt, und wir landeten in einem kleinen, nicht wirklich einladend aussehenden Örtchen.

Außer ein paar Häusern, kleinen Läden, einem Klohäuschen am Hafen sowie einer ungewöhnlichen Moschee gab es nichts Aufregendes.

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Für uns ging es per Geländewagen-Taxi weiter ins Landesinnere. Vorbei an einem Check-Point, an dem man sich abmelden muss, wenn man ins Hinterland will, über eine unglaublich schlechte Schotterpiste. Größtenteils konnte man nur Kriechtempo fahren, da die Schlaglöcher und Ausspülungen bzw. Aufweichungen durch Regen derart tief waren, dass der Wagen entweder drohte, mit dem Bodenblech aufzusetzen oder sich festzufahren. Nach endlosem Geschaukel erreichten wir unser erstes Ziel … einen kleinen Fluss, der irgendwann in einen größeren und schließlich im Meer mündet. Er hat keine Verbindung mit den Seen des Malili-Systems.

Nachdem die Utensilien ausgeladen waren und wir uns mit Keschern bewaffnet hatten, ging es ins (meist) knietiefe Wasser zum Uferbereich. Nach Minuten zappelten dann auch schon die ersten Garnelen im Netz. Hm … farblos und recht klein. Dann noch eine und immer mehr … einige wirklich schön gezeichnet … schon interessanter.

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In der Mitte des Flusses lagen viele Baumstämme und Äste mit sich verfangenem Laub … Das Netz davor richtig positioniert und ordentlich im Laub rumgewühlt … dann die Überraschung, mit ca. 3 bis 5 cm zappelten sehr große Garnelen im Netz. Sehr dunkel gefärbt mit einem hellen Rückenstrich … überwiegend Weibchen mit sehr vielen kleinen Eiern in den Bauchtaschen. Scheinbar also vom primitiven Fortpflanzungstypus, wobei die Larven zur Weiterentwicklung mit dem Fluss ins salzige Wasser des Meeres getrieben werden müssen.

Bei den kleineren Arten aus dem Uferbereich, wo wir mittlerweile auch einige tragende Weibchen gefangen hatten, zeigten sich nur wenige und recht große Eier … sie entlassen also fast vollständig entwickelte Junggarnelen im Süßwasser. Wie wir mittlerweile wissen, handelt es sich bei der kleineren Art um eine noch unbestimmte Art, bei der größeren aus der Flussmitte um Caridina weberi. Sie hielt sich ausschließlich in der strömungsreichen Flussmitte zwischen Laubansammlungen auf, während die kleinere Art wiederum ausschließlich in den strömungsärmeren Bereichen der Ufervegetation zu finden war.

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Roland und die Fischer hatten ihr 10-Meter-Netz fertig gemacht und gingen auf groß angelegten Fischfang. Für uns gab es nun ebenfalls kein Halten mehr und wir verschwanden hinter der nächsten Flussbiegung fürs erste im Dschungel. Nachdem wir mehrfach bis zum Hals versunken waren und unsere Beutel gefüllt hatten, ging es langsam zurück und wir konnten schon von weitem an dem breiten Grinsen von Roland erkennen, dass der Tag auch für ihn scheinbar recht erfolgreich war. Stolz zeigte er uns seine Fänge und wir waren gar nicht mal wenig beeindruckt, denn es waren hübsche Fische dabei.

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Am frühen Nachmittag warteten wir dann auf gepackten Sachen und zur verabredeten Zeit auf unser Taxi, welches uns abholen sollte … nichts tat sich! Stattdessen kam irgendwann ein Mann auf einem Motorroller, um uns mitzuteilen, dass das Fahrzeug einen auf die Schnelle nicht zu reparierenden Schaden habe, er aber sein Bestes tun werde, um uns hier nicht stehen zu lassen … sehr beruhigend!

Also wieder warten … hie und da kam ein vollbesetztes Auto vorbei und irgendwann gelang es ihm den Fahrer zu überreden, nach dem Absetzen der Fahrgäste zurückzukommen und uns einzusammeln … in der Zwischenzeit konnten wir wenigstens etwas die Umgebung über Wasser erforschen … Herrlich bunte kleine Geschöpfe gibt es zu entdecken und einiges an für uns skurrilen Pflanzen. Die Mimose z.B., die bei Berührung blitzschnell ihre Blätter zusammenfaltet. Bananen standen einfach so in der Gegend rum … Leider waren keine Früchte reif.

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Endlich kam das Auto, und nach Verstauung allen Zubehörs nebst Fische und Garnelen mussten noch dreizehn Leute in einen achtsitzigen Kleinbus … Bewegen war unmöglich, und wir waren froh, als wir nach ungefähr der Hälfte der Strecke noch bei einem Fluss, den wir schon auf der Hinfahrt gesehen hatten, anhielten, um ihn etwas genauer zu inspizieren … Aber wie dem auch sei, gerade ein bisschen rum gelaufen, da fing es heftig zu regnen an, und weiter ging es wie die Sardinen zurück zum Ausgangsort am Matanosee.

Die Wellen auf dem See waren bedingt durch den aufkommenden Wind erheblich höher als bei unserer Überfahrt am Morgen, sodass wir auf die bunt bemalten, etwas größeren und sicheren Fährboote ausweichen mussten. Die kleinen Fischerboote waren für einen solchen Wellengang nicht gemacht … schon gar nicht mit so vielen Leuten und Gepäck an Bord.

Wieder in Soroako angekommen, ging es schnurstracks zu den Fischern, wo ein paar Plastikkübel mit Wasser, Membranpumpe und Sprudelsteinen versehen wurden, um die Tiere zu versorgen.

Im Hotel wurde abends dann noch das Wasser aus dem Fluss getestet.

Wasserwerte Flusssysstem

  • Temperatur: 23,5° C
  • pH-Wert: 8,3
  • Gesamthärte: 8° dGH
  • Karbonhärte: 6° dKH
  • Leitwert: 195 Microsiemens
  • Ammonium (NH3): 0
  • Ammoniak (NH4): 0
  • Nitrit (NO2): 0
  • Nitrat (NO3): 0
  • Phosphat (PO4): 0,5
  • Eisen (Fe): 0
  • Kupfer (Cu): 0

9. Mai - Tominanga River, Mahalonasee, Towutisee

Es war Freitag, der 9. Mai … Früh um 4:45 Uhr schellte uns an diesem Morgen der Handywecker aus dem Bett. Geplant ist ein Besuch am Tominangafluss und Mahalonasee. Der Mahalonasee ist ein kleiner See zwischen Matano- und Towutisee, in dem nach unseren Informationen bisher nicht viel gefischt wurde, und wir sind höchst gespannt, welche Arten an Fischen und Garnelen uns hier erwarten sollten. Der Tominangafluss verbindet den Mahalona mit dem Towutisee, und genau diesen wollten wir vom Towutisee aus mit dem Boot hochfahren … Eine gewisse Goldgräberstimmung machte sich bei uns breit.

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Also erst einmal gut gefrühstückt und dann mit dem Taxi über diesmal relativ vernünftige Schotterpisten zum Towutisee, und obwohl im Vorfeld eigentlich alles organisiert war, ergab sich dann doch ein kleines Problem … Für die moslemischen Fischer ist der Freitag das, was für unsereins der Sonntag ist … eben ein arbeitsfreier Tag, gleichzeitig mit dem traditionell wichtigsten Gebet der Woche … dem Freitagsgebet. Nach einiger Überzeugungsarbeit mit Händen und Füßen unsererseits, sowie der Redegewandtheit unseres Dolmetschers Jantus, einigte man sich dann aber doch auf einen gemeinsamen Tag auf dem Wasser.

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Problem Nummer 2 gestaltete sich auch für uns etwas beklemmender … im Towutisee und besonders in dem durch flaches Schwemmland fließenden Tominangafluss gibt es Krokodile. Erschwerend kam hinzu, dass für die ortsansässigen Fischer das Krokodil eine wichtige mythische Rolle spielt und Anfang des Jahres ein Fischer durch ein Krokodil ums Leben kam.

Jantus beschwor uns eindringlich, nicht das Wort Krokodil auszusprechen, da dies von den Fischern als schlechtes Omen gedeutet wird. Sie wären dann nicht mehr bereit, weiter auf Fischfang zu gehen, und der Tag wäre zu Ende.

Wir einigten uns untereinander also auf das unverfängliche Wort Handtasche, wobei Roland lapidar meinte, es wäre sowieso alles Quatsch, und wir würden eh nie eins zu Gesicht bekommen. Nunja …! Das ungute Gefühl, welches man dennoch hatte, verflog aber genauso schnell, wie es gekommen war … Das Wetter und die Natur waren einfach mal wieder zu schön. 32° C Luft- und 30° C Wassertemperatur, dazu leicht bewölkt. Blaues, sehr klares Wasser, tropischer Regenwald, der sich von den umliegenden Bergen direkt bis zur Uferzone des Sees herunterzieht und nicht zuletzt die trotz knatternden Motors gut hörbare Geräuschkulisse des Waldes, ließen einen alles andere fast vergessen … Überwältigend!

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Nach gut einer Stunde Fahrt kamen wir in den Bereich des flachen Schwemmlandes, wo sich irgendwo zwischen der sumpfigen Ufervegetation auch die kleine Mündung des Tominagaflusses befinden muss. Das Wasser war an dieser Stelle sehr flach und der Boden war streckenweise übersät mit Ottelia-Pflanzen und Tylomelania-Schnecken. Hinter einer kleinen Landzunge fanden wir dann auch die Flussmündung des Tominanga …

Eine schlammige, schaumige Brühe ergoss sich mit doch erheblicher Strömungsgeschwindigkeit in den Towutisee. Nach einigem Hin und Her mussten wir aber schließlich erkennen, dass wir mit der uns zur Verfügung stehenden Motorisierung nicht gegen die Strömung ankommen würden … Davon abgesehen war der Tominanga zumindest in diesem unteren Bereich höchstens 20 cm tief, sodass wir uns mehrmals festgesetzt haben. Wir mussten leider an dieser Stelle unser Vorhaben aufgeben, fuhren aber nach einigen Beratschlagungen mit den Fischern zu einem weiteren Flusslauf … abermals eine gute Stunde entfernt.

Mitten auf dem See trafen wir noch auf einen alten Fischer, der mit endlos langen Angelschnüren einige recht große Grundeln aus den Tiefen des Sees holte. Noch einmal wurde der genaue Weg untereinander abgeklärt, und weiter ging es in eine große Bucht. Auch hier deutete das relativ flache Schwemmland zweifelsfrei auf einen Zufluss hin … Jantus und Carsten sahen dann etwas in einiger Entfernung vom Boot, dass aussah wie ein Krokodilskopf, aber bevor die Kamera startklar war, bzw. die anderen informiert werden konnten, tauchte es schon wieder ab … der Rumpf war unter Wasser im Vorbeifahren aber zweifelsfrei zu erkennen.

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Erst an Land wurden dann Roland und Frank leise darüber informiert … man staunte! Auf jeden Fall hatten wir in diesem Bereich des Sees immer ein Auge auf und in das umgebende Wasser … man weiß ja nie!

Der Fluss und der Mündungsbereich brachten dann aber an Fischen keine nennenswerten Erfolge und Garnelen wurden überhaupt nicht gefunden. Dafür gab es einige, uns unbekannte, aber sehr schöne Wasserpflanzen an dieser Stelle, und über Wasser wuchsen die auch bei uns bekannten, fleischfressenden Kannenpflanzen.

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Nach zwar erfolglosen Fangversuchen, aber durch die Mittagspause wenigstens wieder mit einer Kleinigkeit im Magen, ging es dann einige Kilometer der Küstenlinie entlang, bis wir zu einer kleinen, geschützten Ausbuchtung kamen. Der überwiegend steinige Grund war unterbrochen durch kleine sandige Stellen und fiel vom Ufer aus her gesehen, nach wenigen Metern steil ab. Scheinbar die perfekte Stelle für die Harlekingarnele …

Taucherbrille auf, ab ins Wasser und tatsächlich … in jeder Felsspalte, in jeder Nische saßen sie … unglaublich! Krabben waren vereinzelt zu finden, Massen von Tylomelania-Schnecken und diverse, überwiegend auch recht farbige Fischarten … besonders schön die tiefschwarzen Grundeln mit ihrer leuchtend gelben Rückenflosse.

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Was für ein Kontrast zu der ansonsten, wie schon im Matanosee, optisch kärglichen Umwelt unter Wasser. Keine Pflanze, kein Grün lockert das Bild auf … nur Steine, Steine, Steine … dazwischen nur immer wieder Totholz von umgestürzten Bäumen, bzw. abgebrochenen Ästen und ab und an eine kleine Sandfläche. Roland hatte sich mit den Fischer in der Zwischenzeit wieder mit dem großen Fangnetz bewaffnet, wobei wir hingegen bis zum Dunkelwerden unter jeden Stein schauten, was es zu entdecken gab …

Trotz der Pleite durch die fehlgeschlagene Flusserkundung am Morgen, war dies wohl einer der schönsten Tage unserer Reise … Die Wartezeit auf das Taxi, welches uns wieder nach Soroako zurückbringen sollte, verbrachten wir bei der Familie eines der Fischer, die mit uns heute unterwegs waren.

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Für die Kinder und Nachbarn waren wir wieder mal die Attraktion … unzählige Fotos wurden per Handykamera aufgenommen und uns voller Stolz präsentiert.

Nachdem die Tiere versorgt waren und wir uns ebenfalls im Restaurant gestärkt hatten, wurden für den nächsten Tag schon mal einige Einzelheiten besprochen. Wieder sollte es ins Hinterland des Matanosees zu einigen Flüssen gehen und Abends dann Nachtfischen im Matanosee selbst … hört sich gut an!

Wasserwerte Towutisee

  • Temperatur: Ø 30° C
  • bis in 40 cm Tiefe: 32° C
  • in 300 cm Tiefe: 29° C
  • pH-Wert: 8,3
  • Gesamthärte: 6° dGH
  • Karbonhärte: 5-6° dKH
  • Leitwert: 181 Mikrosiemens
  • Ammonium (NH3): 0
  • Ammoniak (NH4): 0
  • Nitrit (NO2): 0
  • Nitrat (NO3): 0
  • Phosphat (PO4): 2,0
  • Eisen (Fe): 0
  • Kupfer (Cu): 0

10. Mai - Flusssystem im Urwald und Nachtfang am Matanosee

Nachdem wir gegen 6:30 Uhr hoch sind, ging es um 8 Uhr los. Als erstes zum Nordufer des Matanosees per Fischerboot, dann weiter mit dem Taxi-Kleinbus … so war es geplant. Unser Vor-Ort-Organisator und Dolmetscher Jantus hatte aber wohl vergessen auch ein Taxi für heute an diesen Ort zu bestellen.

Doch der Schreck währte nur kurz … der lokale Dorfchef organisierte auf die Schnelle adäquaten Ersatz in Form eines abenteuerlich anmutenden Reisebusses, der seine beste Zeit mit Sicherheit hatte, als wir noch in den Windeln lagen … aber gut, in dem Gefährt spürt man die Schlaglöcher nicht ganz so heftig, und schnell fahren, das wussten wir ja noch von der letzten Tour ins Hinterland, war eh nicht drin. Die Kilometer zogen sich hin und wir beneideten die Mopedfahrer, die hin und wieder zügig an uns vorbei rauschten.

Irgendwann war dann aber Schluss für unseren Taxi-Bus … es ging beim besten Willen nicht mehr weiter. Nur zu Fuß war der letzte Teil der Reise zu bewältigen. Es ging einige Kilometer samt Gepäck über Weiden, wackelige Brücken und durch den Regenwald auf holprigen Pfaden.

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Wir waren froh, dass sich der eigens engagierte und ortskundige Begleiter offensichtlich gut auskannte … und tatsächlich, nach dem schweißtreibendem Auf und Ab des Dschungelpfades kamen wir an einen kleinen, gut einen Meter breiten Fluss, der sich, von der Waldvegetation recht zugewuchert, durch den Wald schlängelt.

Kurze Verschnaufpause, dann ging es mit Kescher bewaffnet in den Bach. Gefunden wurden kleine Garnelen, die sich überwiegend in dem unter Wasser gelegenem Wurzelgeflecht der am Fluss stehenden Bäume aufhielten. Auch an Fischen wurde nichts Nennenswertes gefunden und da die Begehung dieses Flussteils durch die eng stehende Ufervegetation und den darin lebenden Insekten zu mühselig war, ging es noch einmal gut zwei Kilometer weiter zu einem etwas breiteren Urwaldbach.

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Hier sah es vielversprechend aus … der Fluss war gut und gerne drei bis vier Meter breit, einen halben bis einen Meter tief mit unterschiedlichen Strömungszonen. Der Grund bestand zu großen Teil aus versteinerten Sedimentschichten, losem Geröll und Sandzonen. Das Ufer war steil abfallend mit vielen Unterspülungen, teilweise einwachsende Wurzeln der Bäume und Sträucher und einiges an herabgestürzten Ästen, an denen sich teilweise viel Treibgut verfing. Roland zog mit den Fischern und Netz flussaufwärts, während wir uns mit Kescher und Plastikbeutel untern Arm flussabwärts aufmachten … gefunden haben wir auch hier viele Garnelen, wie wir sie schon zwei Tage zuvor gefangen haben. Relativ farblos, aber doch teilweise sehr schön dunkel gemustert. Die größere Caridina weberi gab es hier allerdings nicht.

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Nachdem wir nun gut und gerne 800 Meter den Fluss hinabgewandert waren, fiel uns eigentlich erst auf, wie ursprünglich und unberührt der uns umgebende Wald war. Über uns schlossen Bäume, Lianen, Palmen und Farne jede Lücke, die den Blick auf den Himmel hätte frei geben können. Auf den Bäumen wuchsen die unterschiedlichsten Orchideenarten, und am Boden gab es jede Menge Moose und Pilze zu bewundern … für eine ganze Zeit hatten wir die Unterwasserwelt völlig vergessen. Es war wunderbar, einfach so durch den Regenwald zu laufen und der uns fremdartigen Geräuschkulisse zu lauschen …

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Nachdem wir nun aber bestimmt schon zwei Stunden alleine unterwegs waren, wollten wir doch mal lieber nach den anderen schauen … nicht dass sie uns schon vermissten. Angekommen am Lagerplatz nichts als gähnende Leere … auch zu hören war nichts. Also machten wir uns auf, stromaufwärts nach Roland zu schauen. Es dauerte lange, bis wir die ersten Stimmen vernahmen. Rolands breites Grinsen verriet, dass sie einiges Interessantes an Fischen gefangen hatten, und er hatte gar nicht gemerkt, dass wir nicht da waren … klasse! Am frühen Nachmittag ging es dann erst einmal wieder zu Fuß zurück zur Straße, und nach diesmal nicht allzu langer Wartezeit kam auch schon das zugesagte Taxi Richtung Matanosee.

Bis wir wieder in Soroako waren und die Tiere versorgt hatten, war es früher Abend. Also noch schnell eine Kleinigkeit essen gehen, denn gegen 20 Uhr wollten wir uns mit einigen Fischern des Ortes noch einmal treffen, um an geeigneter Stelle im Matanosee einen Nachtfang zu versuchen. Bepackt mit Petroleumlampen, Keschern, Netzen und Fischbeuteln ging es per Mopedtaxi ein Stück an der Küste entlang, zu einem strandähnlichen Bereich.

In dem seichten Wasser konnten wir im Schein der Taschenlampen etliche Ottelien, große Wiesen von Armleuchteralgen und einige kleine Seerosenpflanzen erkennen. Ansonsten war der Bodengrund hier völlig kahl und bestand nur aus feinem, hellen Sand. Garnelen haben wir in diesem Bereich nicht gefunden, nur einige Krabben und Schnecken.

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Hier, wie auch an einer weiteren, etwas steinigeren Stelle war für Roland der Fischfang nicht sonderlich ergiebig. Einige, zwischen den Steinen dann doch noch gefundenen Garnelen, Schnecken und Fische kamen in die Transportbeutel und wir machten uns wieder auf zum vereinbarten Treffpunkt mit den Mopedtaxis.

Kaum waren wir ein paar Kilometer gefahren, gerieten wir gegen 23 Uhr mitten hinein in eine Verkehrskontrolle. Eigentlich ja kein Problem, nur hatten weder die meisten Fahrer, noch wir Helme auf. Nach einigen Wortwechseln zwischen unserem Dolmetscher und der Polizei, hieß es dann per Polizeiwagen ins Hotel … da lagen unsere Pässe und dann weiter auf die Wache, denn zweifelsfrei war es für die Polizisten ungewöhnlich, nachts drei Europäer ohne Helme auf Mopeds, dafür aber mit einigen Fischtüten unter den Armen in der Kontrolle zu haben.

Die Befragung auf der Wache, wieso, warum, weshalb, ergab dann aber doch wegen einiger sprachlicher Probleme nicht das erhoffte Ergebnis. Mittlerweile war es ca. 0:30 Uhr, und ein Vorgesetzter bzw. offizieller Dolmetscher, den man hätte hinzuziehen können, war um diese Uhrzeit nicht mehr aufzutreiben. Also blieben die Pässe auf der Wache und die Angelegenheit wurde auf den nächsten Tag verschoben. Dann wäre auch jemand da, der etwas besser Englisch spricht … Man entschuldige sich aber schon mal jetzt für die Unannehmlichkeiten … hieß es.

11. Mai - Der letzte Tag in Soroako

polizei_sulawesiPünktlich um 7 Uhr am nächsten Morgen standen dann wieder zwei Beamte vor dem Hotelzimmer, um uns abzuholen … Befragung die Zweite! Dank dem offiziellen Dolmetscher und der Vorlegung aller notwendigen Dokumente entspannte sich die Lage dann aber doch recht rasch.

Es sollten nur noch von jedem von uns eine Aussage aufgenommen werden, dann wäre die Sache auch schon erledigt … ein Vorgang, der sich Dank des scheinbar recht beschaulichen Alltags der Polizisten über weitere vier Stunden hinzog und einem natürlich den letzten Tag in Soroako doch erheblich vermieste, da gegen 17 Uhr bereits unser Bus zurück nach Makassar abfuhr.

Doch die Sache war nicht zu ändern und rückblickend hatten wir auch viel Spaß auf der Wache. Wir wurden von den freundlichen Jungs mit Frühstück, Kaffee, Cola und Zigaretten versorgt, konnten fernsehen und durften sogar die Beute eines Schwerkriminellen begutachten … einen Sack mit ca. 15 kg Nickelschlacke aus der schon erwähnten kanadischen Nickelmine. Den jungen Mann hatten sie im Laufe des Vormittags in Handschellen bei der Wache abgeliefert.

Zum Schluss hat man sich dann nochmals in aller Form entschuldigt und der Polizeichef brachte sein Bedauern zum Ausdruck, dass wir heute schon abreisen … er hätte da im Bekanntenkreis noch einige unverheiratete Frauen …

Wir schauten uns ungläubig an und wussten …, nun ist es Zeit, hier wirklich zu verduften. Noch schnell ein Abschiedsfoto, beste Wünsche für die Reise und die Bitte, bei erneutem Besuch doch mal wieder reinzuschauen …

Nach einem kühlen Bier an der Hotelbar sah die Welt dann aber doch gleich wieder freundlicher aus und wir waren froh, gut aus der Nummer raus gekommen zu sein. Dann hieß es noch schnell die Tiere für den langen Transport nach Jakarta vorzubereiten, die Sachen packen und den Bus zu erreichen. Leider konnten wir auf Grund der knappen Zeit nicht alle Tiere wie vorgesehen vorbereiten und so mussten sie einen Tag später auf die Reise gehen.

Gegen 17 Uhr standen wir dann mit Sack und Pack am Busbahnhof und die Zeit des Abschieds von Soroako und den Fischern war gekommen.

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Wieder lagen 12 Stunden schaukeliger Busfahrt vor uns, die diesmal aber doch wegen des relativ anstrengenden Tages zum großen Teil schlafend verbracht wurde.

12. Mai - Heimreise

Aus dem Bus ging es direkt zum Airport und nach gut zwei Stunden saßen wir auch schon im Flieger nach Jakarta, wo uns dann wieder Rolands Händlerkollege abholte.

Nach kurzem Zwischenstop zum Imbiss warteten wir dann beim Großhändler auf die Anlieferung der Fische und Garnelen, da sie einen kleinen Umweg über die Exportbehörden nehmen mussten. Die Zeit nutzend, schauten wir uns ausgiebig beim Großhändler in der Anlage um … exotisches aus dem Meerwasser und Fische in allen Farben und Formen waren zu finden. Sogar eine einzige knallorangfarbene Tylomelania-Schnecke haben wir in den Becken ausfindig gemacht, die wir dann sogar mitnehmen durften.

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Endlich, der Transporter mit den Tieren stand vor der Tür … haben alle überlebt? Die Freude war groß … es gab trotz der für die Tiere sicher anstrengenden Reise keinerlei Verluste.

Nach einem entspannenden Essen am Abend, einem anschließenden kleinen Einkaufsbummel durch ein nahes Einkaufzentrum, wo wir in einer Zooabteilung eines Kaufhauses sogar einige Produkte deutscher Hersteller gefunden haben, und einer ruhigen Nacht in einem etwas besseren Hotel, erwarteten wir gut gelaunt am nächsten Morgen auch die zweite Lieferung aus Soroako. Auch hier verlief alles bestens und ohne nennenswerte Verluste. Wir konnten also beruhigt die Heimreise nach Deutschland antreten …

13. Mai - Auf Wiedersehen, Indonesien!

Rolands Flug ging schon um 15 Uhr Richtung Heimat, unser dagegen erst um 18 Uhr. Über Singapur, Colombo, Dubai waren wir mit diversen Aufenthalten gut 20 Stunden später wieder in Hamburg …

Glücklich, aber todmüde!

Was bleibt, sind unvergessliche Bilder und Eindrücke von Land und Leuten einer uns bisher so fremdartig anmutenden Welt. Besonders beeindruckt waren wir, trotz vielerorts sichtbarer Armut, von der allgegenwärtigen Freundlichkeit der Menschen und der zum Großteil und über weite Strecken noch unversehrten und zum Teil überwältigenden Naturkulisse. Wir werden sicher nicht das letzte Mal in der Region unterwegs gewesen sein …

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Bedanken möchten wir uns auch an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich, bei allen Beteiligten. Besonders bei den Fischern von Soroako, den Kontaktpersonen vor Ort, unserem Dolmetscher Jantus, den Jungs von der Polizeistation und natürlich bei Roland, der einen Großteil der Reise schon im Vorfeld organisiert hatte … Perfekt!

Last, but not least … geht besonderer Dank auch an die Firma TETRA, die uns bei der Reise sehr unterstützt hat.

  • Frank und Carsten Logemann
  • Frank und Carstens GARNELENHAUS
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  • Mit freundlicher Unterstützung von Tetra
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Autor(en)

Frank und Carsten Logemann

Fotos: Garnelenhaus

Quelle

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