Garnelen oder Krebse, deren Muster auf der einen Körperhälfte sich auffallend von dem der anderen unterscheidet, werden oft als Halbseiter angesprochen. Das Phänomen ist bei Krebsen und Garnelen noch nicht vollständig erforscht, man kann aber von anderen Tierarten, bei denen ebenfalls Halbseiter bekannt sind, ungefähr ableiten, wie es dazu kommt. Bislang geht die Forschung davon aus, dass es sich bei Halbseitern um Chimären handelt, also um Tiere, die das genetische Zellmaterial mehrerer Individuen in sich vereinen.
1 Was ist ein Halbseiter?
Halbseiter zeichnen sich dadurch aus, dass sie von Farbe und/oder Muster her wie in der Hälfte geteilt wirken. Bei Wirbellosen haben wir häufig eine Teilung entlang der Längsachse, die wie ein scharfer Strich entlang der Rückenlinie geht.
Halbseiter werden auch Gynandromorphe oder Gynander genannt. Der Name kommt aus dem Griechischen: “gyne” bedeutet "weiblich", “andro” dagegen "männlich", und “morph” bedeutet sinngemäß Variante. Echte Gynandromorphe sind keine Zwitter, vereinen aber dennoch (oft farblich unterschiedliche) Merkmale von Männchen und Weibchen. Bei Vögeln und teils auch bei Säugetieren (zum Beispiel bei Katzen) ist das Phänomen bekannt, bei Wirbellosen ebenfalls.
Im Prinzip vereint das Tier zwei Einzeltiere in seinem Körper. Die Zeichnung der einen Hälfte entspricht des des einen Tiers, während die andere Hälfte wie das andere Tier gezeichnet ist. In bei Vögeln untersuchten Exemplaren wurden in der einen Körperhälfte weibliche und in der anderen Hälfte männliche Zellen nachgewiesen.
Häufig splitten sich die Farben und Muster bei Halbseitern entlang einer Längslinie, bei Garnelen oder Krebsen meist entlang der Rückenlinie. Es sind aber auch andere Farbverteilungen bekannt, zum Beispiel ein Mosaikmuster. In der Regel sind nicht nur die Farben der Tiere betroffen. Meist zeigen sich auf der einen Körperhälfte männliche, auf der anderen weibliche Merkmale, einschließlich der Fortpflanzungsorgane. In der Regel sind Halbseiter steril, also nicht vermehrungsfähig.
2 Wie entsteht ein Halbseiter?
Ein Halbseiter entsteht, wenn in einem sehr frühen Embryonalstadium die Zellteilung gestört wird - durch einen Bakterienbefall, einen Virus, durch starke Temperaturschwankungen oder gravierende Veränderungen bei der Beleuchtungsdauer.
3 Halbseiter bei Krebstieren
Das Phänomen des Halbseiters bei Krebsen und Garnelen ist noch so gut wie gar nicht erforscht. Bei Krebsen zeigt sich diese Zeichnung eher selten, bei Garnelen scheint sie bei bestimmten Hybridisierungen dagegen öfter vorzukommen. Das Phänomen fällt nur dann auf, wenn sich die einzelnen Individuen optisch gravierend unterscheiden. Eine weitere Bedingung für eine deutliche Ausprägung ist, dass die Eltern unterschiedlich gefärbt sind - daher sind Halbseiter bei Hybridzuchten deutlich auffälliger als in reinfarbigen Stämmen.
Auch bei Krebsen und Garnelen sind Halbseiter in der Regel nicht zeugungsfähig, daher lässt sich das Phänomen "Halbseiter" züchterisch nicht festigen. Allerdings wurde schon beobachtet, dass in Zuchtgruppen von Garnelen, in denen Halbseiter vorhanden waren, das Merkmal im Nachwuchs vermehrt auftreten konnte. Züchterisch festigen ließ es sich bisher jedoch noch nicht.
Autor(en)
Ulli Bauer
Fotos: Michael Elsner