Hydra - Süßwasserpolyp

Hydra sp.

Hydra bzw. der Süßwasserpolyp gehört zu den Nesseltieren (Cnidaria), zu denen auch Quallen, Korallen oder Anemonen zählen. Anders als bei den meisten anderen Nesseltieren hat Hydra nur ein einziges Stadium, das des Polypen. In der Aquaristik besonders verbreitet sind zwei Arten: Hydra vulgaris (weiße Hydra) und Chlorohydra viridis (grüne Hydra). Die grüne Hydra erhält ihre Färbung durch ihre Symbiose mit Chlorella-Algen.

Manchmal wird der ebenfalls auf einem Stiel sitzende Organismus Zoothamnium für eine Hydra oder eine Zwerghydra gehalten, diese Tiere sind jedoch nicht näher miteinander verwandt.

1 Aussehen und Vorkommen

Eine Hydra besteht aus dem meist senkrecht stehenden, etwas dickeren Körper und 5-12 sehr feinen, dünnen Tentakeln, die sich strahlenförmig von der Mundöffnung am oberen Körperende aus ausbreiten. Diese Fangarme sind dicht mit Nesselkapseln besetzt - pro Tentakel bis zu 3500 Stück. Die Nesselkapseln sind unter einer guten Lupe als winzige Punkte auf den Fangarmen zu sehen.
Hydren werden mit den Tentakeln gemessen bis zu drei Zentimeter groß, der eigentliche Körper der Polypen bleibt mit bis 0,5 bis knapp 1 cm deutlich darunter.

Süßwasserpolypen hat in der Regel eine hellbraune bis beige Färbung. Hydra viridissima (auch Hydra viridis genannt) - die Grüne Hydra (im Bild links) - ist blass bis leuchtend grün. Die grüne Farbe kommt von symbiontisch lebenden Chlorella-Algen, die die Grüne Hydra mit Zucker und damit mit Energie versorgen, auch wenn sie nichts zu fressen findet. Hydra viridissima ist nicht so räuberisch wie andere Hydren, weil sie sich durch die symbiontischen Algen ernähren kann. In der Regel bleibt die Grüne Hydra mit 10-15 mm Gesamtlänge (einschließlich der - kurzen - Tentakel gemessen) deutlich kleiner als andere Süßwasserpolypen-Arten. Hydra viridissima ist dank der Algen, die sie mit Energie in Form von Zucker versorgen, praktisch nicht auszuhungern, sie ist aber auch für die meisten Aquarienbewohner harmlos.

Süßwasserpolypen haften mit ihrem Stängel beziehungsweise ihrer Fußscheibe vorzugsweise an Pflanzen oder auf harten Substraten (im Aquarium auch gerne an der Scheibe) in leichter Strömung. Auch die Fußscheibe ist im Bild links gut zu sehen.

Interessanterweise gelten Hydren als Indikatortiere für eine sehr gute Wasserqualität, sie kommen in der Natur vor allem in sehr sauberen und pflanzenreichen Gewässern vor. In der Natur findet man sie in gemäßigten Zonen, den Subtropen und Tropen im Süßwasser. Hydra viridissima beispielsweise hat einen Saprobienindex von 1,3, was der Gewässergüte 1 (unbelastet bis sehr gering belastet) entspricht.

2 Nahrung und Fressverhalten

Die Nahrung des räuberisch lebenden Süßwasserpolypen besteht aus Würmern, Kleinstkrebsen, Larven von Insekten, Wassermilben, Plankton und anderen Kleintieren. Hydren gehen nicht aktiv auf die Jagd, sie fressen nur, was ihnen in die (Fang-)Arme schwimmt.

Berührt ein solches Tierchen einen Tentakel, bleibt es hängen und wird mithilfe des Gifts der Nesselkapseln gelähmt oder sogar gleich getötet. Mit den Fangarmen wird die Beute dann in die Mitte zur Mundöffnung bewegt. Die Riechzellen der Hydra nehmen die Substanz Gluthathion wahr, die vernesselte Tiere als Reaktion auf die Vernesselung ausschütten. Wenn Hydra-Tentakel Glutathion entdecken, beginnen sie, sich in Richtung Mundöffnung zu bewegen.

2.1 Problematik im Aquarium

Eine außergewöhnlich große Hydra kann einer Junggarnele durchaus gefährlich werden. Da Hydren im Aquarium jedoch generell eher klein bleiben, sind im Prinzip nur sehr kleine Garnelenbabys wie die der Blue Bee oder ganz frisch geschlüpfte Junggarnelen gefährdet.

Vor allem durch reichliche Fütterung von feinem Staub-, Frost- oder Lebendfutter und auch bei Anwesenheit von einer hohen Anzahl Muschelkrebsen oder Hüpferlingen vermehren sich Süßwasserpolypen rasant – oft fallen sie dem Aquarianer erst dann auf. Ein starker Befall mit Hydren kann Garnelen extrem stressen. Wenn sie sich im Aquarium nicht mehr hinsetzen können, ohne vernesselt zu werden, sollte man etwas unternehmen.

Ein schwacher Befall mit Hydren ist eigentlich kein Grund, die Keule auszupacken. Viele Aquarianer erfreuen sich im Gegenteil an diesen faszinierenden Hohltieren.

Auch Fischen schaden Hydren nicht. Winzige Fischlarven können jedoch von großen Exemplaren erbeutet werden. Gerade in Aufzuchtbecken, in denen z.B. mit Artemia gefüttert wird und in denen die Fischbabys "im Futter stehen", können sich Hydren außergewöhnlich stark vermehren. Hier besteht dann eventuell Handlungsbedarf.

3 Fortbewegung

Eigentlich ist Hydra nicht sonderlich mobil, die Tiere können aber bei sich verschlechternden Bedingungen ihre Haftscheibe von der Unterlage lösen und sich purzelbaumartig fortbewegen - ganz am Anfang im Video ist dies gut zu sehen. Dazu biegt sich die Hydra sozusagen in den Kopfstand, macht mit dem Hinterende mit der Haftscheibe einen Überschlag und heftet sich wenige Millimeter weiter wieder fest. Dies wird so lange wiederholt, bis dem Tier der neue Standort zusagt. Dabei legen Hydren eine Strecke von bis zu 2 cm in 24 Stunden zurück.
Des weiteren kann der Polyp auch eine Gasblase unter seiner Haftscheibe bilden und den Auftrieb nutzen, um sich in höhere Regionen zu begeben.

4 Fortpflanzung

Hydra vermehrt sich ungeschlechtlich durch Knospung. Oft sieht man am Körper des Muttertiers seitlich die deutlich kleineren Sprosse sitzen, die sich irgendwann abschnüren und selbstständig weiterleben. Durch geschlechtliche Fortpflanzung, oft bei ungünstigen Bedingungen (zum Beispiel bei Nahrungsmangel), bilden Hydren auch Dauereier, denen weder Frost noch Trockenheit schaden können.

Im Foto unten sehen wir eine Hydra, bei der man die Geschlechtsorgane sehr gut identifizieren kann. Ein fertiges Dauerei (Ovum) ist als heller runder Punkt an der Oberseite des Stiels zu erkennen. An der Unterseite des Stiels der Hydra wird im Ovarium ein zweites Dauerei gebildet, dieses ist bereits als helle Fläche sichtbar. Die leichte Verdickung etwas oberhalb der Ovarien mit den Dauereiern ist der Hoden (Testis). Hier wird das Sperma gebildet.

Die Dauereier überstehen Frost, Hitze und Trockenheit und sie sind so klein, dass sie vom Wind verweht werden; unter anderen auf diesem Weg gelangen Hydren auch in unsere Aquarien - buchstäblich auch heiterem Himmel.

5 Einschleppung: Wie kommt die Hydra ins Aquarium?

Hydren kann man sich durch konventionell erzeugte Pflanzen ins Aquarium einschleppen, oder durch Pflanzen und Dekoration (Steine, Wurzeln, ...) aus Aquarien mit Hydrenbefall. Ebenso durch Pflanzen und Dekorationsmaterialien aus Naturgewässern, mit Tümpelfutter und mit Frostfutter, aber auch durch die Dauereier in der Luft, die Teil des natürlichen Staubes sind.

6 Regenerationsfähigkeit

Hydra kennt keinen Alterstod. Da diese Nesseltiere unglaublich viele Stammzellen enthalten, erneuert sich ihr Gewebe laufend. Ein Süßwasserpolyp regeneriert sich binnen fünf Tagen einmal komplett. Eine Hydra stirbt also nur durch eine Katstrophe, niemals aufgrund ihres Alters.

Die besonderen Fähigkeiten des Süßwasserpolypen spiegeln sich in seinem wissenschaftlichen Namen: Hydra ist in der griechischen Mythologie ein schlangenähnliches Ungeheuer mit mehreren Köpfen – schlägt man einen Kopf ab, wachsen zwei nach. Ganz ähnlich verhält es sich mit Hydra in unseren Aquarien. Bereits ein Zweihundertstel eines Polypen kann sich zum vollständigen Polypen regenerieren. Auseinandergetrennte Polypen können sogar einfach wieder zusammenfinden, oder jedes Stückchen wird zu einem neuen Tier.

Eine mechanische Entfernung wie Abschaben oder Absaugen der Polypen aus dem Aquarium ist aus diesem Grund nicht sinnvoll: Bricht nur ein winziger Teil von dem Tier ab, so wächst daraus wieder ein vollständiger Süßwasserpolyp heran. Zerquetscht man das Tier, so wächst aus jedem Stückchen eine neue Hydra heran.

7 Hydra entfernen

7.1 Aushungern

Ist der Befall gering, kann die Population der Polypen über die Futtermenge gesteuert und zurückgedrängt werden. Bei der grünen Hydra funktioniert das Aushungern jedoch nicht, diese Tiere leben in Symbiose mit Chlorella-Algen, die sie über lange Zeit mit Energie versorgen können, sie sind daher nicht auf eine regelmäßige Nahrungszufuhr angewiesen.

7.2 Fressfeinde

Auch einige Tiere fressen Hydra wie z. B. Labyrinthfische oder die Spitzschlammschnecke. Hier wird jedoch kaum die gesamte Population ausgerottet, die Anzahl der Hydren lässt sich so jedoch sehr gut kontrollieren.

7.3 Salz

Mit einer Salzbehandlung kann das gesamte Becken von Hydra befreit werden, hier empfiehlt sich eine Salzmenge von 3-5 g pro Liter. Nach etwa 3-5 Tagen sterben die Hydra ab.

7.4 Vernebeln

Alternativ kann bei geringem Befall die Salzlösung auch direkt mit einer Spritze auf die Polypen abgegeben werden, diese sterben innerhalb kurzer Zeit ab. Außer Salz haben sich noch andere Mittel beim direkten „Einnebeln“ als tödlich für Hydra herausgestellt, wie etwa Easy Carbo, Zitronensaft, Granatapfelsud, kochendes Wasser oder Jod.

7.5 Flubenol & Panacur

Auch Wurmmittel (Anthelmintika) wie Panacur und Flubenol sind für Hydren tödlich. Man kann hier davon ausgehen, dass 0,25 mg Fenbendazol (der Wirkstoff von Panacur) bzw. 0,1 mg Flubendazol (der Wirkstoff von Flubenol) je 1 Liter Aquarienwasser ausreichen. Allerdings solltet ihr beachten, dass diese Medikamente a) nur vom Tierarzt verschrieben werden dürfen und b) für viele beziehungsweise alle Schnecken im Aquarium tödlich sind. Sie sollten also nur bei einem sehr starken Befall mit Hydren zur Anwendung kommen, bei dem alle anderen Bekämpfungsmaßnahmen versagt haben!

7.6 Toxivec

Planarien reagieren auf Toxivec empfindlich. Im Video wurde auch eine Hydra gezielt mit wenigen Tropfen Toxivec eingenebelt. Nach und nach löst sich die Hydra erst vom Untergrund, dann löst sich ihr Gewebe auf. Im Aquarienwasser wird das Mittel dann sehr schnell stark verdünnt und schadet nicht weiter.

 

Autor(en)

Ulli Bauer, Ricardo Castellanos

Fotos: Kirsten Cordes, Sebastian Wendschuch, Video Bewegung: Xenia Dähn, Video Nahrung und Fressverhalten: Sebastian Wendschuch, Video Toxivec: Snezhana Bartels (Instagram: SweetWateR-CatTV)

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Hydra Süßwasserpolyp
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