Zoothamnium sp.

Zoothamnium sp.

Zoothamnium sind einzellige koloniebildende Wimperntierchen (Ciliaten), sie sind mit Glockentierchen und Trompetentierchen entfernt verwandt. Zoothamnien sind im Aquarium verhältnismäßig selten zu finden. Die Kolonien sitzen auf Pflanzen, der Dekoration, an der Scheibe und sogar hin und wieder auf Garnelen, Schnecken, Krebsen, Muscheln und sogar auf Schildkröten.

Eine Zoothamnien-Art wurde zum Beispiel auf Garnelen der Gattung Caridina aus dem Malili-Seensytem auf Sulawesi beschrieben. Auf Fischen trifft man sie so gut wie nie an. Als reine Aufsitzer - Ektokommensalen - schaden sie ihren Wirtstieren nicht. Auf den ersten Blick sieht Zoothamnium dem Süßwasserpolypen (Hydra) ähnlich, dieser wirkt aber deutlich massiger und längst nicht so filigran. Manchmal werden Zoothamnien daher auch als Zwerghydra bezeichnet, was jedoch kein sinnvoller Name für diese Tiere ist - sie haben mit der Hydra nicht viel gemeinsam.

1 Aussehen und Vorkommen

Die Kolonien des Protozoen Zoothamnium sitzen auf einem dünnen Stängel, der sich nach oben hin schirmförmig verzweigt. Die sehr filigranen Strukturen sind fast transparent bis weißlich, die eiförmigen bis kugelförmigen einzelligen Einzeltiere sind als kleine helle Punkte sichtbar. Die Kolonie wird zwischen 0,2 und 3,5 cm hoch.

An der oberen Öffnung der Einzeltiere befindet sich ein Wimpernkranz. Mit diesen mikroskopisch kleinen Wimpern (Cilia) strudelt Zoothamnium Nahrung in seine spiralige Mundöffnung.

Arten der Gattung Zoothamnium findet man praktisch weltweit vom Süßwasser bis zum Meerwasser, überwiegend allerdings in Brackwasser und im Meer.

2 Nahrung und Fressverhalten

Die sessilen Zoothamnien fressen Bakterien aus dem Wasser, die sie mit ihrem Wimpernkranz in ihre Fressöffnung einstrudeln.

Ist das Aquarienwasser nährstoffreich und zeigt es eine hohe Keimdichte, kann dies die Vermehrung und das Wachstum von Zoothamnium begünstigen.

2.1 Problematik im Wirbellosenaquarium

Zoothamnium im Aquarium sind in der Regel unschädliche Kommensalen, die weder Garnelen, Schnecken, Muscheln noch Krebsen schaden - ganz anders als die Bakterienbelastung, für die die Anwesenheit von vielen Zoothamnien im Aquarium sprechen kann. Nicht die Wimperntierchen, sondern die Ursache sollte daher angegangen werden. Hohe Keimzahlen werden durch nicht verwertete Nährstoffe angefeuert, und die kommen wiederum oft durch nachlässige Aquarienhygiene oder / und zu viel Futter zustande.

In der kommerziellen Speisegarnelenzucht wird jedoch bei hoher organischer Wasserbelastung teilweise eine starke Besiedelung der Kiemen beobachtet, die den Gasaustausch behindern kann, und eine Besiedelung der Schwimmbeine und Mundwerkzeuge, die die Fortbewegung und die Nahrungsaufnahme der Garnelen negativ beeinflussen kann. Auch die Häutung kann dann behindert werden, und die Tiere wirken stark gestresst, was weitere Probleme nach sich zieht.

3 (Fort-)bewegung

Zoothamnium-Kolonien können bei Störung ihren Stiel, das Myonem, ruckartig zickzackförmig zusammenziehen. Außerdem bilden sie eine Schwärmerform, die sich von der Kolonie ablöst und sich mit Hilfe eines dafür gebildeten Wimpernkranzes langsam frei schwimmend im Wasser bewegen kann. So besiedeln Zoothamnium neue Oberflächen.

4 Fortpflanzung

Zoothamnium vermehren sich durch Zellteilung über ein Schwärmerstadium.

5 Wie kommt Zoothamnium ins Aquarium?

Durch Schwärmer (Telotroch) mit Wasser aus einem besiedelten Aquarium oder aufsitzend auf dem Panzer von Krebsen oder Garnelen, auf Muscheln oder Schnecken oder zusammen mit Pflanzen oder Dekoration kann Zoothamnium ins Aquarium gelangen.

Zoothamnium auf Procambarus vasquezae

6 Überlebenstechniken

Manche Zoothamnien-Arten haben eine sogenannte Sommerform (die beschriebenen Kolonien) und eine Winterform. Die Winterform besteht aus einzelligen benthischen Cysten, die am Gewässergrund überwintern. Sie werden bei kalten Temperaturen gebildet.

7 Zoothamnien eindämmen

Bei einem sehr starken Befall der Garnelen, Krebse oder Krabben selbst, der mit den oben genannten Problemen einhergeht, kann man das Aquarium mit Malachitgrünoxalat behandeln. In der Regel braucht man gegen die seltenen Gäste allerdings eigentlich nicht direkt tätig zu werden.

Die Ursache (eine hohe Keimbelastung) sollte beseitigt werden, damit ist in der Regel dann auch alles wieder gut. Die Einzellerkolonien verschwinden dann von selbst wieder. Im Wiki-Artikel "Die Keimdichte senken" geben wir Hinweise, wie man die Keimbelastung im Aquarium senken kann und so indirekt auch die Zoothamnien loswird.

Gerade in ganz frisch eingerichteten Aquarien ist die Keimdichte im Wasser oft noch sehr hoch. Hier können neben Zoothamnien auch andere Organismen auftreten, die sich vorwiegend von Bakterien und anderen Einzellern ernähren (zum Beispiel Schleimpilze, Glockentierchen, Trompetentierchen oder auffällige Mengen an Scheibenwürmern). Wenn sich das biologische Gleichgewicht im Aquarium eingependelt hat, verschwinden diese anfänglichen Mitbewohner auch wieder. In neu eingerichteten Aquarien ohne Besatz besteht daher kein Handlungsbedarf.

 

Autor(en)

Ulli Bauer

Fotos: Jana Hesse, Roland Emmenlauer, Video: Miriam Reisch

Quelle

Protozoan ciliate epibionts on the freshwater shrimp Caridina (Crustacea, Decapoda, Atyidae) from the Malili lake system on Sulawesi (Indonesia), Gregoria Fernandez-Leborans, Kristina von Rintelen, Regina Gabilondo Toscano

Bacterial and protozoan (Ciliate) diseases of prawn Penaeus indicus (Decapoda: Crustacea), R Jayakumar & P Ramasam

Investigations of the Life Cycle of the Peritrich Ciliate Zoothamnium intermedium in Chesapeake Bay, Sikai Peng

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Zoothamnium