Spitzschlammschnecke, Große Schlammschnecke, Spitzhornschnecke

Lymnaea stagnalis

Beschreibung

Die Spitzschlammschnecke, Große Schlammschnecke oder Spitzhornschnecke Lymnaea stagnalis ist eine Wasserlungenschnecke und gehört zur Familie der Schlammschnecken (Lymnaeidae). Sie kommt bei uns auch in der Natur vor: von Skandinavien (Nordnorwegen) bis Mitteleuropa. Sie gilt mit bis zu 7 cm Gehäuselänge als die größte Wasserlungenschnecke.

Lymnaea stagnalis ist in der Aquaristik als Yodaschnecke bekannt, weil ihre charakteristischen dreieckigen Fühler an die Ohren der bekannten Figur Yoda aus Star Wars erinnern. Als Lungenschnecke muss sie regelmäßig zum Atmen an die Wasseroberfläche. In der Natur während der Winterruhe kann sie jedoch auf Hautatmung umstellen. Man kann Spitzschlammschnecken oft kopfüber an der Wasseroberfläche kriechend beobachten.

In der Natur oder im Freiland - zum Beispiel im Teich - ist das Gehäuse dieser Schlammschnecke in der Regel wie im Bild oben dunkelbraun bis schwarz gefärbt, der Körper ist ebenfalls dunkel graubraun. Spitzschlammschnecken im Aquarium dagegen haben ein helles, fast durchsichtiges Häuschen und meist auch einen hellen, fast weißen Weichkörper. Im Aquarium bleiben sie mit ca. 3 cm Gehäuselänge deutlich kleiner.

Es besteht eine gewisse Verwechslungsgefahr mit den Schlammschnecken der Gattung Radix, die ebenfalls charakteristisch dreieckige Fühler besitzen - allerdings hat die Spitzschlammschnecke ein viel länger ausgezogenes Gehäuse.

Der Fuß der Spitzschlammschnecke ist relativ breit, sie kann den Weichkörper sehr weit aus dem Gehäuse herausstrecken, und die "Schnauze" ist recht deutlich zweilappig. Die Fühler sind an der Basis breit und laufen spitz in Dreiecksform aus.

Das rechtsgewundene Gehäuse der Spitzschlammschnecke ist relativ dünnschalig, die letzte Windung ist charakteristisch bauchig vergrößert, während die älteren Windungen auffallend spitz nach hinten auslaufen. Dies ist neben der Größe ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu anderen Schlammschneckenarten beispielsweise der Gattung Radix. Bei im Aquarium gezogenen Spitzschlammschnecken sieht man manchmal noch ein dunkles Fleckenmuster auf dem Mantelgewebe durch das Gehäuse durchschimmern.

In der Natur lebt Lymnaea stagnalis in stark verkrauteten stehenden und fließenden Gewässern bis zu einer Höhe von 1700 m über NN. Lymnaea stagnalis lebt sogar in leichtem Brackwasser (bis 0,7% Salinität) und wird beispielsweise in der nördlichen Ostsee gefunden, wo sie jedoch nicht zu ihrer vollen Größe heranwächst.

Auch durchfrierende Gewässer und kurzfristige Trockenheit überlebt sie. Saures Wasser mag die Spitzschlammschnecke jedoch nicht, sie bevorzugt Gewässer mit neutralem bis alkalischem pH, und sie braucht recht sauerstoffreiches Wasser.

Wasserwerte
Gesamthärte 5 - 30 °dGh
Karbonathärte 3-20°dKh
pH - Wert 7,0 - 8,5
Temperatur 4-25 °C
Unsere Tipps
für Anfänger geeignet ja
Aquariumgröße ab 20 l
Verhalten sehr friedlich
Schwierigkeit einfach
Futter
Allgemein

Spezielles Schneckenfutter, Futterreste, Biofilme und Algenbeläge, Algen wie Fadenalgen und andere Grünalgen, geschältes und überbrühtes Gemüse (sparsam), Grünfutter (Spinat, Löwenzahn, Brennnessel etc., getrocknet oder überbrüht), Detritus, braunes Herbstlaub und getrocknetes grünes Laub, Mineralfutter, Sepiaschale, poröser Kalkstein
Hin und wieder gerne auch Frostfutter oder gefriergetrocknetes Futter wie Artemia, Mückenlarven, Cyclops, Wasserflöhe etc. (sparsam), Mulm, Aas

Lymnaea stagnalis frisst neben Algen (auch härtere Grünalgen) gesunde Aquarienpflanzen mit eher weichem Gewebe an, jedoch frisst sie eher Löcher in die Blätter und nicht die ganzen Blätter. Spitzschlammschnecken sind dafür bekannt, dass sie Hydren fressen sowie sich auch an den Gelegen anderer Schnecken wie z.B. Blasenschnecken vergreifen.

Des weiteren futtern sie auch Aufwuchs und Biofilme und Detritus wie abgestorbene Pflanzenreste und braunes oder auch grün getrocknetes Laub (wie das Walnusslaub im Bild links). Auch zu Aas und Futterresten der anderen Aquarienbewohner sagen Spitzhornschnecken nicht nein. Die Gehäuse werden schöner und stabiler, wenn die Spitzschlammschnecke neben ausreichend Protein unbegrenzt Zugang zu Kalk hat, da sie Calcium zum Gehäuseaufbau braucht. Eine gute Kalziumquelle für Aquarienschnecken ist ein Stück Sepiaschale oder poröser Kalkstein, das gerne aufgesucht und abgeraspelt wird.

Zahlen, Daten, Fakten
Größe Gehäusedurchmesser bis ca. 20 mm breit, Höhe bis ca. 70 mm im Freiland, bis 30 mm im Aquarium
Alter ca. 3-4 Jahre
Vergesellschaftung Mit Fischen, die den Schnecken nicht nachstellen, mit Zwerggarnelen und Fächergarnelen, mit Muscheln und mit friedlichen, durchsetzungsfähigen Schnecken

Lymnaea stagnalis wird im Aquarium manchmal eingesetzt, um Hydren und auch Grünalgen wie Fadenalgen im Zaum zu halten. Da sie auch an höhere Pflanzen gehen kann, ist sie jedoch stellenweise in der Aquaristik nicht so gern gesehen wie andere Aquarienschnecken.

Die Große Schlammschnecke ist ziemlich durchsetzungsfähig und kommt auch im Gesellschaftsbecken mit friedlichen Fischen oder in Gesellschaft von Zwerggarnelen oder Fächergarnelen sehr gut zurecht.

Schneckenfresser wie Raubschnecken, Zwergkrebse und Flusskrebse, Krabben und Großarmgarnelen sehen die Spitzhornschnecke gerne als Lebendfutter an und knacken das relativ dünne Gehäuse recht problemlos.

Manchmal wird die Spitzschlammschnecken mit der ebenfalls als Yodaschnecke bezeichneten Radix auricularia (Ohrschlammschnecke) verwechselt - im direkten Vergleich sieht man jedoch gut, dass sich die Arten stark unterscheiden.

Systematik
Familie Schlammschnecken - Lymnaeidae
Gattung Lymnaea
Art Spitzschlammschnecke

Wissenschaftlicher Name
Lymnaea stagnalis (Linnaeus, 1758)

Herkunft
Europa
Nordeuropa und Mitteleuropa

Die Spitzschlammschnecke kommt in Nordeuropa und Mitteleuropa in der Natur vor, lässt sich aber auch im ungeheizten Aquarium trotz der höheren Temperaturen problemlos halten. Eine Winterpause kann allerdings das Leben der Spitzschlammschnecke deutlich verlängern.

Bauchborstenwürmer sitzen in der Natur gern auf dem Weichkörper von Spitzschlammschnecken auf und die Schnecke kann Zerkarien (Wurmlarven) des Saugwurms Trichobilharzia ocellata beherbergen, die beim Menschen die sogenannte Badedermatitis auslösen. Um diese unerwünschten Begleiter zu umgehen, sollte man keine Spitzschlammschnecken aus Naturgewässern entnehmen. Möchte man Lymnaea stagnalis im Aquarium ansiedeln, empfiehlt es sich, ein Gelege zu entnehmen und im Aquarium schlüpfen zu lassen.

Nachzucht / Vermehrung
Voraussetzung Bei ausreichend Futter vermehren sich Spitzschlammschnecken gut bis sehr gut
Fortpflanzung Aus den Eiern schlüpfen fertig entwickelte Jungschnecken, die im Süßwasser überleben
Dauer bis zum Schlupf abhängig von der Wassertemperatur ca. 1-2 Wochen
Gelegegröße ca. 200 Eier
Zyklus alle 1-3 Wochen wird im Aquarium ein Gelege abgelegt

Lymnaea stagnalis ist eine genügsame und vermehrungsfreudige Aquarien- und Teichschnecke. Spitzschlammschnecken sind zwittrig, bei der Paarung übernimmt jedoch das eine Tier den männlichen, das andere den weiblichen Part.

Manchmal lässt die Spitzschlammschnecke ihr männliches Geschlechtsteil sehen, das Präputium oder Penis genannt wird. Auf den ersten Blick sieht es einem Schneckenegel nicht unähnlich, auf den zweiten Blick kann man den Penis der Spitzschlammschnecke jedoch ganz gut von einem Egel unterscheiden.

Das Präputium sitzt bei der Spitzschlammschnecke kurz hinter dem rechten Fühler.

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Im Teich können sie sich vor allem in den Sommermonaten geradezu explosiv vermehren. Gelege und vor allem Jungschnecken werden zum Teil am Gefieder von Wasservögeln verschleppt und so weiter verbreitet.

Die transparenten, manchmal auch leicht milchig gefärbten Gelege der Spitzschlammschnecke haben eine typische Form: langgezogen und wurstförmig, manchmal gebogen, oft mehr oder weniger gerade.

Die anfangs als winzige weiße, später als große hell gelbliche Punkte erkennbaren Eier liegen versetzt in mehreren Lagen über- und nebeneinander.

Die frisch geschlüpften Jungschnecken sind anfangs nur ca. 1 mm klein.

 

Autor(en)

Ulli Bauer

Fotos: Dennis Vietze, Elisa Rapp