Stumpfe Sumpfdeckelschnecke, Flussdeckelschnecke

Viviparus viviparus

Beschreibung

Viviparus viviparus, die Flussdeckelschnecke oder Stumpfe Sumpfdeckelschnecke, ist eine bei uns heimische im Süßwasser lebende Wasserschnecke aus der Familie der Sumpfdeckelschnecken oder Viviparidae. Sie kommt in Europa in Seen und in langsam fließenden Gewässern vor und liebt sauberes Wasser.

Die Flussdeckelschnecke hat mit 48 Monaten eine recht hohe Lebenserwartung. Im warmen Aquarium gehaltene Exemplare werden meist jedoch nicht alt, wenn sie keine Kältepause über den Winter bekommen. Ideal ist die Flussdeckelschnecke dagegen für ein Kaltwasseraquarium, den Gartenteich oder auch für einen nicht ganz winzigen Miniteich geeignet, der kühl überwintert wird.

Das hellbraune, graugelbe bis braungrüne kegelförmige Gehäuse ist glatt und zeigt drei rotbraune Bänder. Es wird etwa 35 bis 40 mm hoch und durchschnittlich 25 mm breit. Die Windungen sind weniger stark gewölbt als bei Viviparus contectus und haben 5 bis 6 Umgänge. Zwischen den einzelnen Umgängen läuft eine deutlich ausgeprägte Naht. Die Spitze ist eher stumpf, der Nabel sehr eng und bei manchen Exemplaren fast geschlossen.

Wie alle Vivipariden (Sumpfdeckelschnecken) besitzt Viviparus viviparus an der Fußoberseite einen festsitzenden Deckel, der das Schneckenhaus verschließen kann. Dieses Operculum schützt die Schnecke bei Trockenheit, Kälte, Nahrungsmangel und natürlich vor Fressfeinden. Der hornige Deckel wächst in konzentrischen Kreisen oval und hat eine leicht angedeutete Spitze.

Der gedrungene dunkle Körper der Flussdeckelschnecke ist mit unzähligen feinen gelblichen Punkten übersät. Der Fuß der Stumpfen Sumpfdeckelschnecke ist gedrungen und nur etwas länger als die Basis des Hauses.

Die Fühler streckt Viviparus viviparus nach vorne oder seitlich weg. Wie bei allen Sumpfdeckelschnecken ist beim Männchen der rechte Fühler zum Begattungsorgan umgewandelt. Er ist deutlich dicker als der linke und gebogen.

Die Flussdeckelschnecke wird in die Gattung Viviparus (“Lebendgebärende”) eingeordnet. Die Weibchen bringen ungefähr alle 14 Tage jeweils ein fertig entwickeltes, lebendes Jungtier zur Welt. Selten wird von einer Mehrlingsgeburt berichtet.

Die Flussdeckelschnecke atmet über Kiemen und zählt zu den Filtrierern. Ihre Kieferplatten sind nur schwach ausgeprägt, sie verfügt über eine eher kleine Mundöffnung. Dies macht das Abbeißen von Nahrungsteilen ausgeschlossen, sie nascht somit nicht an unseren Aquarienpflanzen. Mit ihrer Radula (Zunge) raspelt sie Biofilme von Holz und anderen Oberflächen ab.

Wasserwerte
Gesamthärte 5-22 GH
Karbonathärte 3-15dKH
pH-Wert 6,5-8,5
Temperatur 4-23 °C
Unsere Tipps
für Anfänger geeignet eher Fortgeschrittene
Aquariumgröße ab mindestens 50 Liter für eine Gruppe von 5-6 Tieren
Verhalten sehr friedlich, eher behäbig und nicht dominant, achtsam sein, wenn mehrere Schneckenarten zusammen im Becken sind, dass sie ausreichend Futter bekommt, empfindlich auf Wasserbelastungen
Schwierigkeit Haltung etwas anspruchsvoller
Schwierigkeit Zucht unproblematisch, bei genügend Futter und passender Temperatur
Futter
Allgemein Aufwuchs aller Art, Algenbeläge, Algenblätter, Aas, Schneckenfutter, Fischfutter ( Tabletten, Staub, Sticks, Paste), Mineralfutter, Fischfutter, gefriergetrocknetes Futter wie z.B.Mückenlarven, braunes Herbstlaub sollte immer zur Verfügung stehen, Futterreste aller Art, Mulm, Kalkstein, Sepia, Spirulinatabs, Spirulinapulver
Nachwuchs Biofilme und Algenbeläge, Staubfutter, Tabletten, Sticks (Schneckenfutter, z.B. fein zermahlen

Stumpfe Sumpfdeckelschnecken sind behäbig, aber trotzdem mehr oder weniger den ganzen Tag unterwegs. Sie ernähren sich von den feineren Aufwuchsschichten auf Gegenständen und der obersten Lage von Sediment. Auch auf Steinen, Holz und Pflanzen sind sie gern unterwegs. Aas und abgestorbene Pflanzenreste sind auf ihrer Speisekarte ebenso verzeichnet.

Viviparus viviparus sind gute Resteverwerter. Der Biofilm, der sich im Aquarium oder Teich bildet, ist für sie von großem Interesse.

Als Weidegänger grasen sie viel Aufwuchs und Reste ab, können sich aber auch filtrierend ernähren. Dazu bilden sie ein Schleimnetz in der sogenannten Mantelhöhle im Inneren des Hauses, in dem sich Plankton und andere kleine Nahrungspartikel verfangen, das sie dann ausscheiden. Anschließend frisst die Schnecke ihren eigenen Schleim wieder auf und mit dem Schleim die darauf sitzenden Partikel.

Wenn man sie beim Filtrieren beobachtet, sieht man sehr schön, wie es an der seitlichen Rinne der Mantelhöhle arbeitet.

Zahlen, Daten, Fakten
Größe bis 4 cm hoch und 2,5 cm breit
Alter bis 4 Jahre
Vergesellschaftung nicht sehr konkurrenzstark, Artenbecken ist ratsam, eventuell mit wenigen nicht zu dominanten, kleineren Schnecken, ein paar Zwerggarnelen, friedlichen Fischen - Kaltwasserart!
Haltungsempfehlung In einer kleinen Gruppe, mindestens 5-6 Tiere, auch wegen der Geschlechterverteilung

Die Flussdeckelschnecke ist eine eher behäbige und friedliche Vertreterin der Sumpfdeckelschnecken. Mit kleineren Schnecken, friedlichen Zwerggarnelen und Fischen ist im Kaltwasseraquarium, im Gartenteich oder Miniteich ab 50 Liter Volumen ein gutes Zusammenleben möglich.

Von einer Haltung mit allen räuberischen Arten wie Raubschnecke, Zwergkrebsen und Flusskrebsen, Krabben und Großarmgarnelen sollte man Abstand nehmen.

Viviparus viviparus ist eine wunderschöne Schnecke, die ein Kaltwasser Aquarium sehr bereichern kann. Die Flussdeckelschnecke mag es, sich hin und wieder im Kies (möglichst fein) oder Sand vergraben zu können.

Systematik
Familie Schnecken - Viviparidae (Sumpfdeckelschnecke)td>
Gattung Viviparus
Trivialname Flussdeckelschnecke, Stumpfe Sumpfdeckelschnecke

Wissenschaftlicher Name
Viviparus viviparus (Linnaeus, 1758)

Herkunft (Wildform)
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Westeuropa, Mitteleuropa und Osteuropa

Stumpfe Sumpfdeckelschnecken bevorzugen klares Wasser und kommen in wenig strömenden Fließgewässern und in Seen vor.

Nachzucht / Vermehrung
Voraussetzung Wasserparameter und Futterangebot müssen passen
Fortpflanzung getrenntgeschlechtlich, das Männchen befruchtet das Weibchen bei der Paarung, das Weibchen trägt die Jungtiere aus
Gelege-/Wurfgröße Im Brutbeutel der Mutter reifen die Jungschnecken nacheinander heran. Normalerweise wird während der warmen Jahreszeit alle zwei Wochen ein Jungtier entlassen, sehr selten können auch zwei gleichzeitig entlassen werden

Die Flussdeckelschnecke ist getrenntgeschlechtlich. Das äußere männliche Geschlechtsmerkmal ist im Bild unten deutlich zu erkennen: Der verdickte rechte Fühler des Männchens dient als Begattungsorgan, dieses überträgt die Spermien über die weibliche Geschlechtsöffnung in das Weibchen.

Viviparus-viviparus_maennlich_Garnelenhaus-Wiki

Beim Weibchen sind dagegen beide Fühler gleich dünn.

Viviparus-viviparus_weiblich_Garnelenhaus_Wiki

Die Jungtiere wachsen im Uterus des Weibchens heran und ernähren sich von einer eiweißhaltigen, nährstoffhaltigen Flüssigkeit im Ei. Im Brutbeutel des Weibchens befinden sich unterschiedliche Entwicklungsstadien nebeneinander. Wenn die Entwicklung zur Jungschnecke abgeschlossen ist, wird ein lebendes Jungtier entlassen. Die Jungtiere sind bei der Geburt etwa 4-5mm groß und voll entwickelt. Hin und wieder kann es durch Stress bedingt zu sogenannten Sturzgeburten oder auch Fehlgeburten kommen. Dann ist das Junge noch in der Eihülle, die sich abbaut und es kann hinaus. Bei Fehlgeburten wird eine leere Hülle abgelegt.

 

Autor(en)

Ulli Bauer

Fotos: Marie Pietzsch