Es gibt schon lange - basierend auf Beobachtungen verschiedenster Garnelenzüchter aus aller Welt - die Vermutung, dass die Temperatur die Anzahl der Weibchen in einem Wurf bei Süßwassergarnelen beeinflusst. Da auch in der Natur in den Gewässern die Temperaturen mehr und mehr ansteigen, wurde dieses Phänomen beispielhaft an den robusten und vermehrungsfreudigen, weit verbreiteten Red-Fire-Zwerggarnelen (Neocaridina davidi "Red") untersucht.
1 Welchen Einfluss hat die Wassertemperatur?
Zwerggarnelen gehören zu den wechselwarmen Tieren, deren Stoffwechseltätigkeit von der Umgebungstemperatur abhängt - je wärmer, desto schneller laufen die Vorgänge im Garnelenkörper ab. Die Untersuchung hat bestätigt, dass die Wassertemperatur einen großen Einfluss auf die Dauer der Tragezeit hat. Aber auch die Anzahl der Eier und sogar das Verhältnis von Männchen und Weibchen hängt in hohem Maße von der Umgebungstemperatur ab.
2 Der Versuchsaufbau
Verschiedene Zuchtgruppen von Neocaridina davidi wurden bei 20, 23 und 26 °C gehalten. Die Überlebensrate der Junggarnelen lag in allen Becken bei durchschnittlich 88%, hier gab es keine großen Ausreißer und auch keine Überraschungen.
3 Ergebnisse
Nachgewiesen wurde, dass die Larvalentwicklung im Ei temperaturabhängig ist - bei einem wechselwarmen Tier nicht überraschend, läuft der Stoffwechsel bei höheren Temperaturen doch deutlich schneller.
3.1 Durchschnittliche Tragezeit
In den Becken mit 20 °C Wassertemperatur dauerte die Tragezeit bei dieser Studie am längsten: durchschnittlich 32 Tage, also etwas mehr als viereinhalb Wochen. Bei 23 °C waren es noch gute vier Wochen, nämlich 29 Tage, bei 26 °C nur noch 28 Tage.
3.2 Durchschnittliche Anzahl der Eier
Die Anzahl der Eier, die ausgetragen werden, wird ebenfalls von der Wassertemperatur beeinflusst. Bei 20 °C setzten die Weibchen durchschnittlich 25 Eier an, bei 23 °C waren es 32 Eier und bei 26 °C dann schon 34.
3.3 Geschlechterverteilung
Überraschenderweise wird aber auch das Verhältnis der Anzahl von männlichen und weiblichen Zwerggarnelen im Nachwuchs von der Temperatur beeinflusst. Die Geschlechterverteilung in den Zuchtbecken mit 20 °C lag bei 80% weiblichen Tieren. Bei 23 °C waren es nur noch, ca. 50% Weibchen, bei 26 °C reduzierte sich die Zahl der Garnelennweibchen im Nachwuchs auf nur noch 18%. Die Tendenz ist eindeutig. Bei noch höheren Temperaturen dürfte sich die Zahl der Männchen im Nachwuchs immer weiter erhöhen und die Zahl der Weibchen gegen null gehen.
4 Fazit
Bei der gezielten Zucht sollte man daher die Temperatur definitiv als Faktor mit einbeziehen. Zu bedenken ist dabei allerdings, dass nicht nur die Eientwicklung und die Eizahl von der Temperatur abhängt. Der gesamte Stoffwechsel läuft bei Garnelen wie bei allen wechselwarmen Tieren schneller, wenn die Temperaturen höher sind, was die Lebenszeit der Tiere stark verkürzt - sie werden dann buchstäblich "verheizt".
Autor(en)
Ulli Bauer
Fotos: Garnelenhaus