1 Wasserhärte verringern: Das Wasser weicher machen
1.1 Verschneiden
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Leitungswasser für Aquarientiere passend „umzugestalten“.
Bei weniger empfindlichen Tieren im Aquarium wird oft einfach Leitungswasser mit destilliertem, demineralisiertem oder Umkehrosmose-Wasser vermischt. Je nach den Ausgangswerten wird ein passendes Verhältnis ausgewählt. Um zum Beispiel die Gesamthärte zu halbieren, muss man hier das Leitungswasser mit derselben Menge an destilliertem Wasser vermischen.
Die (Ergebnis-)Härte beim Verschneiden (= Vermischen) von Wasser verschiedener Härtegrade wird wie folgt berechnet:
Beispiel: Man hat Leitungswasser mit einer GH von 14 und Umkehrosmose-Wasser mit einer GH von 0. Für den Wasserwechsel werden 14 Liter gebraucht. Wir möchten herausfinden, was wir für eine GH erreichen, wenn wir die beiden Wasser im Verhältnis 50/50 mischen, also jeweils 7 Liter. Härte 1 = 14, Menge 1 = 7, Härte 2 = 0, Menge 2 = 7. Ergebnis: das verschnittene Wasser hat eine Härte von 7.
Auf diese Weise kann man auch sehr einfach den gewünschten pH-Wert einstellen. Wie in der Tabelle unten zu sehen, gibt es eine enge Beziehung zwischen Karbonathärte, pH und CO2. Ohne CO2-Anlage ist man definitiv im blauen Bereich und hat meist einen CO2-Wert zwischen 5-10. Mit Luftheber oder Luftsprudler geht dieser gegen 0. Mit diesem Wissen kann man nun in der Tabelle nach dem gewünschten pH-Wert suchen und die dazugehörende Karbonathärte. Danach kann man ganz einfach per Formel das benötigte Mischungsverhältnis für diesen Wert herausfinden.
Tabelle mit freundlicher Genehmigung von Günther Bittner von aquabits.de
1.2 Torfkanone
Eine weitere Methode wäre, das Wasser per „Torfkanone“ anzusäuern und zu enthärten. Eine „Torfkanone“ ist in der Regel ein Eimer oder Rohr, gefüllt mit Torf und mit Filterschwämmen und Watte nach unten hin abgeschlossen und an der Unterseite mit Löchern versehen. Das Leitungswasser wird hineingegossen, an der Unterseite entweicht das „aufbereitete Wasser“. Der Torf wirkt hierbei als schwacher Ionentauscher, säuert das Wasser zusätzlich an und verleiht dem Wasser eine mehr oder weniger starke Braunfärbung. Diese Methode stößt bei sehr hartem Wasser an ihre Grenzen, auch ist ein genauer kontrollierter Zielwert damit nicht erreichbar, da Torf je nach Zusammensetzung dem Wasser unterschiedlich viele Härtebildner entzieht.
1.3 Umkehrosmose, Vollentsalzer
Eine weitere, vor allem bei Züchtern und bei Haltern empfindlicher Tiere und Pflanzen verbreitete Methode ist das Remineralisieren von Umkehrosmose-Wasser oder vollentsalztem Wasser.
Nachdem die Wichtigkeit der Wasserwerte (pH-Wert, GH, KH) und die Auswirkungen auf die Tiere bei nicht für die Art passenden Werten bekannt ist, — und viele Aquarianer sich nicht auf die Arten begrenzen wollen, die in den meisten Leitungswassern artgerecht gehalten werden können —, ist es durch verschiedene Methoden möglich, dem entmineralisierten Wasser wieder Mineralien, und zwar in der Menge und Form wie sie benötigt werden, hinzuzufügen.
Die Menge und Form der Mineralien ist abhängig von der Tierart, für die das Wasser aufbereitet wird, daher versuchen wir hier, den Ausdruck „richtige oder falsche Wasserwerte“ zu vermeiden.
In unserer Artendatenbank erhaltet ihr genaue Informationen über die Ansprüche an das Wasser der von euch gewünschten Art.
2 Wasserhärte erhöhen: Das Wasser härter machen
Es gibt Arten in der Natur, welche durch den Wechsel der Jahreszeiten oder aufgrund fortpflanzungsbedingter Wanderungen großen Schwankungen der Wasserwerte ausgesetzt sind. Diese Wirbellosen weisen einen deutlich größeren Toleranzbereich auf und kommen daher auch mit den meisten Leitungswassern gut zurecht. Hat man bereits entmineralisiertes Wasser oder Wasser, das für die gewünschte Art zu weich ist, kann man es mit wenig Aufwand in einen optimalen Zustand bringen; die günstigste und am wenigsten optimale Variante ist das „Aufhärten“ mit einzelnen Komponenten wie Natron oder Bittersalz.
2.1 Mit Natron: Die Dosierung von Natron
Eine Erhöhung der Karbonathärte und des pH-Wertes kann man erreichen, indem man dem Wasser Natriumhydrogencarbonat (NaHCO3) hinzufügt. Natriumhydrogencarbonat ist in der Apotheke erhältlich oder kann als Kaiser Natron im Handel gekauft werden. 3 Gramm Natriumhydrogencarbonat auf 100l erhöhen die Karbonathärte um 1.
Eine Verdopplung der Karbonathärte bewirkt eine Erhöhung des pH-Wertes um 0,3. In der Praxis kann durch eine gleichzeitige Verminderung von CO2 im Wasser die Erhöhung des pH-Werts von über 0,3 ausfallen.
2.1 Mit Bittersalz: Die Dosierung von Bittersalz
Eine Erhöhung der Gesamthärte kann man zum Beispiel durch Bittersalz (Magnesiumsulfat-Heptahydrat MgSO4·7 H2O) erreichen. Hier erreicht man eine Erhöhung um 1 °dGH mit 4,4 Gramm Bittersalz auf 100 Liter.
Es empfiehlt sich nicht, mehrere Salze gleichzeitig hinzuzugeben, da einige miteinander reagieren und ausfallen — sprich, sich als nicht lösliche Kristallen am Boden ablagern.
Es gibt noch viele weitere Mineralien, die sogar GH und KH gleichzeitig erhöhen, diese (inklusive der oben erwähnten) tragen aber nicht nur zur Erhöhung der Härte bei, sondern bringen auch Nitrat, Chlorid, Natrium oder Sulfat mit. Die Anwendung dieser Salze erfordert genauere Kenntnisse über Wechselwirkungen und Reaktionen im Wasser. Bei mangelnder Kenntnis raten wir dringend davon ab, da die empfindlichen Garnelen auf unpassende Werte sehr negativ reagieren können.
2.3 Mit Mineralsalzen
Die einfachste bzw. bequemste Option ist daher eine fertige Mineralsalz-Mischung. Dabei braucht man keine Vorkenntnisse, denn sie enthält bereits die richtigen Härtebildner und oft auch Spurenelemente. Herstellermarken für solche Salze sind SaltyShrimp, Dennerle, Preis oder DRAK Aquaristik.
Die Anwendung von Mineralsalz-Mischungen gestaltet sich einfach und anwenderfreundlich und ist vor allem bei Tieren mit besonderen Wasseransprüchen zu empfehlen. Beispiele für solche Tiere sind Fische aus dem Amazonas-Gebiet, aus dem Malawi- und Tanganjikasee oder auch Garnelen aus den Sulawesiseen und Weichwassergarnelen wie Caridina cantonensis, Bienengarnelen, Caridina serrata und andere.
Angegeben ist meist, wieviel Gramm Mineralsalz die GH und KH um welchen Wert ansteigen lassen. So kann man sich leicht die Dosierung errechnen, die man für seine Tiere braucht.
Dosierempfehlungen mit einer Angabe des Leitwerts sind üblich, so kann man anhand eines Leitwertmessgeräts die Dosierung überprüfen und exakt durchführen. Diese sind vor allem bei leicht löslichen Salzen wie dem SaltyShrimp GH+ sinnvoll; bei schwerer löslichen wie etwa für Sulawesigarnelen empfiehlt sich die Dosierung nach Gramm. Leicht lösliche Salze für Weichwassertiere wie Bienengarnelen und auch für Garnelen, die härteres Wasser bevorzugen, wie etwa Neocaridina davidi, werden einfach dem Wechselwasser außerhalb des Aquariums zugegeben. Kurz umrühren, fertig. Schwerer lösliche Salze brauchen dagegen etwas mehr Aufwand.
Beispiel: Um zum Beispiel das Sulawesi Mineral 8,5 optimal zu lösen, sollte das Wasser bereits einige Tage vor dem Wasserwechsel aufbereitet werden. Hier gibt man die angegebene Menge in das aufzuhärtende Wasser und führt CO2 zu. Nach etwa 3 Tagen hat sich der Großteil des Salzes gelöst. Anschließend muss das CO2 wieder durch einen Luftsprudler ausgetrieben werden.
Eine weitere Möglichkeit ist die Zugabe in aufgekochtes und kurz abgekühltes, aber noch heißes Osmosewasser. Hier gehen die Mineralien relativ schnell in Lösung, jedoch bleibt auch hier ein Teil ungelöst. Ungelöste Bestandteile der Salze müssen immer mit ins Aquarium gegeben werden, sie lösen sich mit der Zeit noch auf.
Autor(en)
Ricardo Castellanos
Fotos: Tabelle: Günther Bittner von aquabits.de