Schleichende Vergiftung bei Garnelen

1 Symptome

Garnelen im Aquarium sterben bei einer schleichenden Vergiftung eher vereinzelt und nicht in Abhängigkeit von der Tageszeit. Nicht jedes Tier kommt mit einer Hintergrundbelastung mit Schadstoffen gleich gut klar, die schwächsten trifft es zuerst. Oft - aber nicht ausschließlich - sind tragende Weibchen betroffen. Die Tiere werden ruhig und stellen das Fressen ein, eine milchigweiße Eintrübung des Hinterleibs ist möglich. Die Symptome sind einer bakteriellen Infektion nicht unähnlich, umso wichtiger ist die Ursachensuche, um eine schleichende Vergiftung ausschließen zu können.

2 Ursachen

Eine schleichende Vergiftung im Aquarium kann sehr unterschiedliche Ursachen haben. Die folgende Liste erhebt keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit - Garnelen reagieren auf viele Substanzen sehr empfindlich.

2.1 Schwermetalle und andere Giftstoffe

2.1.1 Giftstoffe im Aquarium

Schwermetalle wie Kupfer, Silber, Zink, Blei und so weiter sind für Garnelen giftig. Eine geringe Belastung damit kann eine schleichende Vergiftung zur Folge haben. Die Schwermetalle werden im Körpergewebe eingelagert und tun dort ihr zerstörerisches Werk. Andere Giftstoffe wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) können vor allem in Kunststoffdeko vorkommen, Pestizide trägt man vorwiegend mit Pflanzen und mit pflanzlichen Futtermitteln ein.

2.1.1.1 Schwermetalle aus dem Wasser

Silber wird beispielsweise in Brita-Filtern zur Desinfektion eingesetzt. Wasser aus diesen Filtern ist nicht tauglich für ein Garnelenaquarium (dieser Hinweis stammt vom Hersteller selbst). Aber auch manches Wasserwerk setzt Silber zur Leitungswasserdesinfektion ein, auch durch Leitungswasser kann Silber daher ins Aquarium gelangen.

Kupfer wird klassischerweise von Kupferleitungen oder von Kupferheizspiralen in Boilern ins Wasser abgegeben. In der Regel sind Kupferleitungen innen von einer Oxidschicht umgeben, daher ist die Kupferkonzentration im Wasser meist nicht sehr hoch. Steht das Wasser lange in den Leitungen oder sammelt sich das Schwermetall im Bodengrund des Aquariums an, so kann es irgendwann doch zu tödlichen Konzentrationen kommen.

Auch Dachrinnen oder Dachverkleidungen sind oft aus Kupfer oder auch aus Zink - wer Regenwasser nutzen will, sollte das im Hinterkopf behalten.

Sehr alte Wasserleitungen können noch aus Blei bestehen.

2.1.1.2 Schwermetalle durch Aquarienpflanzen

Aus dem Bleiband, mit dem immer noch Bundpflanzen fürs Aquarium zusammengehalten werden, kann unter bestimmten Umständen Blei herausgelöst werden. Bleibänder sollte man daher sicherheitshalber nicht im Wirbellosenaquarium verwenden, auch wenn Blei nicht gut in Lösung geht.

2.1.1.3 Schwermetalle und PAK durch Aquariendeko

Die Farbe mancher Aquariendekoration oder billiger bunter Kunststoffkies kann Schwermetalle enthalten, Kunststoffe können außerdem Gifte wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe ans Aquarienwasser abgeben.

2.1.1.4 Schwermetalle durch Gestein

Selbst Gestein kann Schwermetalle abgeben - insbesondere bei Lava können solche Einschlüsse vorhanden sein, aber auch bei anderen Gesteinsarten wird vereinzelt darüber berichtet.

2.1.1.5 Schwermetalle in Aquarienwurzeln

Über schleichende Vergiftungen durch Schwermetalle wurde auch schon im Zusammenhang mit Aquarienwurzeln und hier ganz besonders mit den häufig verwendeten zweifarbigen Mopaniwurzeln berichtet. Der Grund ist nicht etwa giftiges Holz, sondern vielmehr die Tatsache, dass diese Aquarienwurzeln sandgestrahlt werden, um den zweifarbigen Effekt zu erzeugen. Wird hier ungeeignetes Strahlmittel verwendet, können winzige Reste davon in Spalten im Holz sitzen und hier das Wasser vergiften.

2.1.1.6 Pestizide in Aquarienpflanzen und Gemüse

Obwohl von Pestiziden schon kleine Mengen ausreichen, um akute Vergiftungssymptome bei Garnelen auszulösen, so ist es doch denkbar, dass winzigste Spuren von Pestiziden zu einer schleichenden Vergiftung mit den oben genannten Symptomen führen können.

2.1.1.7 Gammelstellen im Bodengrund

Futterreste, die in den Bodengrund einsickern, können zu schweren Problemen im Garnelenaquarium und zu Garnelensterben führen. Wenn das Futter im Boden beginnt zu faulen, bildet sich für Garnelen hochgiftiger Schwefelwasserstoff. Zu erkennen ist dies daran, dass aus dem Bodengrund Blasen aufsteigen, wenn man mit einem Schaschlikstäbchen darin stochert, die auffallend nach faulen Eiern riechen.

2.1.1.8 Duftkerzen / Duftöle

Immer wieder kommt es in Räumen zu Garnelensterben, in denen Duftkerzen oder Duftöle benutzt werden. Insbesondere wenn das Garnelenaquarium über einen Luftheber gefiltert wird oder wenn man einen Sprudelstein im Aquarium einsetzt, kommt sehr viel Raumluft mit dem Wasser in Berührung. Nicht jede Duftkerze und nicht jedes Duftöl schadet, aber wenn man ungeklärte Todesfälle im Aquarium hat, sollte man diese Option ebenfalls in Betracht ziehen.

2.1.2 Abhilfe

2.1.2.1 Quelle entfernen

Besteht der Verdacht auf eine schleichende Vergiftung mit Schwermetallen, so muss man zunächst die Schwermetallkonzentration im Aquarium in den Griff bekommen. Vermutet man eine Schwermetallquelle im Aquarium, wird sie selbstverständlich zunächst entfernt.

Faulstellen enstehen besonders häufig an der Futterstelle. Steigen hier Blasen aus dem Boden auf oder ist der Boden unter der Deckschicht schwarz verfärbt, wird das gesamte verfärbte Substrat entfernt.

Vermutet man Duftkerzen oder Duftöle als Ursache des Problems, sollten die Duftquellen aus dem Raum mit dem Aquarium entfernt werden. Dann gut lüften und Wasser wechseln.

2.1.2.2 Mulmen und Wasserwechsel

Da sich Schwermetalle gerne im Bodengrund absetzen, wird zunächst der Bodengrund sehr gründlich durchgemulmt (auch unter den Wurzeln) und dabei gleich ein großer Wasserwechsel von 80%+ durchgeführt. Auch der Einsatz von Wasseraufbereiter im Aquarium kann als Erste-Hilfe-Maßnahme nützlich sein.

2.1.2.3 Schwermetalle im Leitungswasser

Besteht der Verdacht auf Kupfer im Leitungswasser, sollte man das Wasser, das in den Leitungen steht, definitiv abfließen lassen, bevor man Wasser fürs Aquarium entnimmt, das Wasser wird außerdem immer nur kalt entnommen (im warmen Wasser löst sich mehr Kupfer) - so lässt sich eine eventuell vorhandene Kupferbelastung des Leitungswassers gut verringern.

Mineralische Wasseraufbereiter auf Zeolithbasis (zu erkennen an der milchweißen Färbung und der Tatsache, dass man die Flasche vor Verwendung schütteln muss) eignen sich hervorragend zur Bindung von Schwermetallen. Idealerweise wird der Wasseraufbereiter außerhalb des Aquariums in das Wechselwasser eingerührt. Das Wasser lässt man dann einen Tag abstehen und gibt es möglichst ohne den weißen Bodensatz ins Aquarium. Im Bodensatz sind eventuell vorhandene Schwermetalle wie Kupfer oder Silber gebunden, sie können unter bestimmten Umständen wieder ans Wasser abgegeben werden - daher ist es sinnvoll, wenn man sie erst gar nicht ins Aquarium gelangen lässt.

Alternativ kann man auf Osmosewasser, Wasser aus dem Vollentsalzer oder auf mit Aktivkohle gefiltertes Regenwasser zurückgreifen, das man mit einem entsprechenden Mineralsalz auf die für die im Aquarium gepflegte Garnelenart passenden Werte aufsalzt.

2.1.2.4 Aquariendeko versiegeln

Will man oder kann man beispielsweise Aquariendeko aus Kunststoff nicht entfernen, obwohl man die Gegenstände im Verdacht hat, giftige Stoffe abzugeben, lässt man sie zunächst gut trocknen und versiegelt sie dann mit Kunstharz (Epoxidharz). Achtung, bei hohlen Gegenständen Innenwände nicht vergessen! Das Versiegeln kann natürlich auch schon prophylaktisch geschehen.

Bei Wurzeln funktioniert diese Methode leider nicht. Restfeuchte, die im Holz eingeschlossen ist, kann hier unter der Versiegelung zu Fäulnis führen.

2.2 Falsch gelagertes Futter

Falsch gelagertes Futter kann schimmeln, verderben oder - wenn es Öle oder andere Fette enthält (wie zum Beispiel manche Puddingfutter) - ranzig werden. Die dadurch entstehenden Gifte können ebenfalls für Probleme bei Garnelen sorgen.

2.2.1 Abhilfe

Futter sollte immer trocken, luftig und kühl aufbewahrt werden, je nach Anweisung auf der Packung auch im Kühlschrank.

Getrocknete Pflanzenteile wie braunes oder grünes Laub oder getrocknete Brennnesseln, Löwenzahn und so weiter werden wegen der immer vorhandenen geringen Restfeuchte nicht in Plastiktüten, sondern nur in luftdurchlässigen Behältern wie Papiertüten oder Kartons aufbewahrt, um Schimmel zu vermeiden.

Sind Schimmel- oder Stockflecken sichtbar oder riecht das Futter ranzig oder muffig - bitte nicht mehr verfüttern, sondern wegwerfen!

 

 

Autor(en)

Ulli Bauer

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