Goldringelgrundeln (Brachygobius spp.) züchten

1 Zuchtgruppe

Die nachfolgenden Erläuterungen gelten für fast alle im Handel gängigen Brachygobiusarten mit Ausnahme von Brachygobius nunus. Diese Goldringelgrundel-Art ist so klein, dass die Zucht in Gefangenschaft bisher leider noch nicht gelungen ist.

Als Zuchtgruppe empfiehlt es sich, mindestens 10 Tiere einer Art zu halten. Dabei sollte das Geschlechterverhältnis 1 : 3 betragen, da die Männchen sonst schnell überfordert werden.

Die unterschiedlichen Arten, die als Goldringelgrundel im Handel verkauft werden, kreuzen sich nicht. Auf die Unterscheidung der Arten und die Haltung dieser hübschen Fische im Aquarium gehen wir im allgemeinen Artikel über die Haltung der Goldringelgrundel und in den entsprechenden Unterartikeln ausführlich ein.

Brachygobius doriae-Gruppe in Brackwasseraquarium

1.1 Geschlechterunterscheidung

Die Geschlechter sind bei den Goldringelgrundeln relativ leicht zu unterscheiden. Die Männchen sind relativ schlank und meist ein Stückchen kleiner als die Weibchen.

Brachygobius doriae-Männchen in der typisch schlanken Form

Die Weibchen sind rundlich um den Bauch herum und wirken deswegen immer etwas gedrungen. Sie sind auch meist etwas größer als die Männchen.

Brachygobius doriae-Weibchen mit U-Boot-Bauch.

2 Das Haltungsbecken

2.1 Einrichtung & Größe

Beckeneinrichtung

Für eine Gruppe von 10 Tieren benötigt man mindestens ein 60 x 30 x 30 Becken. Ich selbst halte die Tiere auf 50 x 50 x 30 cm, was auch wunderbar funktioniert. Das Becken sollte gut bepflanzt sein und einige Deckung am Boden haben, damit die Tiere sich bei Bedarf aus dem Weg gehen können.

Zum Ablaichen dienen hinten geschlossene Röhren mit dem Durchmesser 1 cm.

2.2 Wasserwerte

Das Wasser sollte wechselnde Parameter haben, mal sehr weich, mal härter, mal mit ein klein wenig Salz. Die Temperatur sollte mindestens 26° C betragen. Um die Tiere zum Ablaichen zu animieren, sollte man sie ca. 2 Wochen auf weichem Süßwasser halten, dann einen großen Wasserwechsel machen und das Wasser mit 1,5 – 2 Gramm Salz je Liter aufsalzen.

2.3 Wasserwechsel

Wasserwechsel sollten wöchentlich stattfinden. Das erhält die Vitalität der kleinen Grundeln.

3 Fütterung

Die adulten Tiere sollten täglich gefüttert werden. Ich füttere bevorzugt und täglich angereicherte Artemia, aber alle zwei Tage bekommen die Tiere auch weiße, rote oder schwarze Mückenlarven, Tubifex, Mikrofex, Wasserflöhe und Copepoden.

4 Die Paarung

Brachygobius sabanus im Paarungsmodus

Das Paarungsverhalten der Brachygobius ist eine witzige Show. Ich habe oft den Verdacht, dass die paarungsbereiten Mädels ein Pheromon abgeben, welches bei den Jungs ein Paarungsschwimmen, ähnlich wie bei Garnelen, auslöst.

Brachygobius sabanus beim Paarungsschwimmen

Von jetzt auf gleich schmeißen die Männchen ihre schwarzen Streifen weg und werden ganz golden. Dann rasen sie, mit für Brachygobius völlig untypischem Temperament, durch das Becken und boxen jedes Mädel an: „Ey, Kleene, haste Bock?“ Wenn die nicht will, schwimmen sie zur Nächsten, bis sie die richtige gefunden haben. Diese wird dann zielstrebig in die ausgesuchte Röhre getrieben und dort beginnt dann der Ablaichvorgang.

Brachygobius sabanus beim Kommentkampf

In dieser Zeit kommt es dann unter den Männchen der Goldringelgrundeln tatsächlich auch mal zu Kommentkämpfen, die ansonsten bei diesen winzigen Grundeln gar nicht üblich sind.

5 Brut im Haltungsbecken

Brachygobius sabanus bei einem Gelege in einem Ziegel-Lochstein

Die Eier werden von dem Weibchen an der Röhrenwand angeheftet und dort vom Männchen befruchtet. Es dauert einige Laichvorgänge, bis ein Goldringelgrundel-Männchen diesen Befruchtungsvorgang richtig beherrscht. Deswegen kommt es bei den ersten 3-4 Gelegen häufig zu Totalausfällen, weil die Eier verpilzen oder komplett aufgefressen werden. Keine Panik, die lernen das alle.

Sind die Eier komplett ordentlich befruchtet und das Männchen hat den Bogen raus, wie man absterbende Eier aussortiert, ohne gleich die gesamten umliegenden Eier mit zu fressen, dauert es ca. 8 Tage bei 26° C, bis die Larven schlüpfen.

Man sollte sich den Ablaichtermin notieren und die Röhre nach 7 Tagen aus dem Elternbecken entnehmen und in ein Aufzuchtbecken überführen. Dort muss man das Gelege dann noch bis zum Schlupf belüften, indem man z.Brachygobius einen Sprudelstein direkt vor die Röhre legt (fixieren!) und auf volle Leistung dreht. Der Sog sorgt dann für ein Zirkulieren des Wassers in der Röhre.

Die Larven schlüpfen mit ca. 2,5 bis 3 mm, je nach Art. Sie sind vollkommen durchsichtig, oft sieht man sie erst, wenn man eine Taschenlampe auf’s Wasser richtet und eine Lupe zu Hilfe nimmt.

6 Zucht im Aufzuchtbecken

Aufzuchtbecken

Das Aufzuchtbecken sollte vollentsalztes oder Osmosewasser mit 4 Gramm je Liter aquaristisches Meersalz enthalten. Das entspricht einem Leitwert von ca. 4000 µS. Die Temperatur beträgt 26° C, und die Strömung sollte kaum wahrnehmbar sein.

Der Bodengrund sollte nackte Glasfläche sein, damit man diesen gut sauber halten kann.

6.3 Aufzucht

Brachygobius sabanus, ca. eine Woche alt

Sobald die Larven geschlüpft sind, sollte man eine große Menge Brachionus in das Becken geben und mit ein paar wenigen Tropfen aufgelöstem Selco S. presso anreichern.

Diese Anreicherung sollte dann 2mal täglich erfolgen, das erste Mal ca. 20 Minuten, bevor das Licht angeht, damit die Brachionus schon „gefüllt“ sind, sobald die Larven anfangen, zu fressen, das 2. Mal abends ca. 3-4 Stunden vor Licht aus, so dass die Larven sich den Bauch noch einmal mit gut angereichertem Futter vollschlagen, bevor das Licht ausgeht und sie eine lange, futterlose Nacht überstehen müssen.

Brachionus plicatilis bekommt man heutzutage bereits in guten Shops mit Lebendfutter, oder man besorgt sich einen Ansatz bei einem anderen Züchter. Diese Rädertierchen sind leicht zu kultivieren und machen nicht viel Arbeit. Näheres dazu findet ihr im Artikel Brachionus als Lebendfutter züchten.

Nach ca. einer Woche sind die Larven bereits so groß, dass sie Artemia-Nauplien fressen können.

6.4 Beckenpflege

Natürlich muss man auch bei den Jungtieren regelmäßig Wasser wechseln. Ist ein HMF im Becken, kann man das Wasser sehr gut hinter der Filtermatte absaugen. Allerdings sollte man den Boden im Aufzuchtbecken ab und zu säubern. Das geht am besten, indem man einen großen Würfel aus einer Filtermatte schneiden, in dem man ein passendes Loch sticht, in welches der absaugschlauch genau hinein passt. Dies vermindert den Sog und so können die Larven rechtzeitig ausweichen, und wenn man diesen Filtermattenwürfel auf den Boden aufsetzt, zieht der trotzdem den Mulm ab.

6.5 Fertige Entwicklung und Umsetzen

Brachygobius xanthomelas-Jungtiere nach ca. 7 Wochen, 1,5 cm groß

Die Jungtiere sind nach ca.7 Wochen soweit, umgesetzt zu werden. Sie sind dann ungefähr 1,5 cm groß die Geschlechter sind bereits unterscheidbar. Sie sind dann quasi fertig, nur dass sie noch an Körpergröße zulegen müssen. Ab hier wird das Verhalten mehr als interessant, denn jetzt lernen sie Sozialverhalten. Es wird gespielt, gezickt, Kommentkämpfe ausgeführt, das ganze Repertoire des Grundelknigges durchgespielt. Man hat immer etwas zu gucken.

Jetzt kann man auch beginnen, die Wasserwerte etwas schwanken zu lassen. Nicht zu schnell auf einmal, erst langsam, aber man kann das Salz reduzieren, sie langsam mal auf Süßwasser setzen, wieder aufsalzen.

Die Aufzucht dieser Spezies macht wirklich viel Freude, weil es sich zwar um sehr kleine Larven handelt, dies aber sehr unkompliziert sind und das Ergebnis sehr schnell sichtbar wird.