Limitierte vs unlimitierte Düngung

Wenn man von einem „limitierten“ und „unlimitierten“ Ansatz bei der Düngung spricht, bezieht sich dies in der Aquaristik meist auf den Phosphatgehalt des Wassers. Phosphat ist auch in der Natur häufig der limitierende Faktor und begrenzt (wie das Liebigsche Minimumgesetz formuliert) das Pflanzenwachstum. Läuft dieser Wert (wie etwa durch (Über-)Düngen der Äcker) aus dem Ruder, kann es zu Algenblüten und sogar zum "Umkippen" des Gewässers kommen.

1 PO4 und sein Ruf

Phosphat hatte in der Aquaristik lange einen schlechten Ruf, da in Seen eben dieses Algenwachstum meist gemeinsam mit einem Phosphatüberschuss vorkam. Beobachtet wurden hier jedoch oft Gewässer in kalten Zonen; Pflanzen sterben über die kalte Jahreszeit großteils bis auf die Wurzeln ab und benötigen im Frühjahr Zeit, um wieder zu treiben. Algen haben ihnen gegenüber einen Vorsprung, weil sie schneller wachsen.

In einer Studie von Bachman et al. (2002) wurden Seen in Florida untersucht, welche durch die fehlende Winterpause eher mit unseren Aquarien zu vergleichen sind. Interessanterweise war das Ergebnis dieser Studie, dass in diesen Umgebungen kein Zusammenhang zwischen Phosphat und vermehrtem Algenwachstum existiert.

Dieses Ergebnis bestätigt sich in der Aquaristik durch den Erfolg einer „unlimitierten“ Düngung.

Wie wichtig Phosphat als Pflanzennährstoff ist und allgemein, dass kein Nährstoff im Mangel liegen sollte, wissen wir heute.

2 Limitierte Düngung

In Verbindung mit den erstgenannten Beobachtungen und Annahmen in gemäßigten Klimazonen kam man zu dem Schluss, dass eine Limitierung nach dem Vorbild der Natur der Schlüssel für ein algenfreies Aquarium wie auch für einen guten Pflanzenwuchs sein müsse. Der Fokus lag vor allem beim Stichwort „algenfrei“ - dadurch entstand das Prinzip der limitierten Düngung.

Phosphat kann von Pflanzen in größeren Mengen aufgenommen und gespeichert werden. Es ist daher nicht nötig, dass Phosphat im Wasser immer nachweisbar ist. Das Prinzip der (Phosphat-)limitierten Düngung beruht (heutzutage) darauf, dass nur wenig Phosphat eingebracht wird. Dadurch ist auch der Verbrauch von anderen Nährstoffen wie z. B. Nitrat und CO2 geringer, allerdings ist auch die Wuchsgeschwindigkeit der Pflanzen verlangsamt.

Phosphat wird hier „auf Stoß“, also auf Vorrat gedüngt. Die Pflanzen füllen ihre Speicher, von welchen sie dann bis zu 4 Wochen zehren können. Alle anderen Nährstoffe werden in ausreichendem Maße zugefügt. Wie lange man die Pflanzen in der Praxis ohne Phosphat auskommen lässt - das sind Erfahrungswerte. Hier spielt der Besatz (bzw. die durch die Fütterung eingebrachten Nährstoffe) und die Bepflanzung eine wichtige Rolle.

Die limitierte Düngung ist ebenfalls ein Ansatz, um Phosphatausfällungen (die berühmt-berüchtigte Phosphatfalle) zu umgehen. Eine Zugabe von Eisen wird vermieden, solange Phosphat im Wasser nachweisbar ist – meist wird hier wöchentlich PO4 auf Stoß gedüngt und erst zeitversetzt der Eisendünger zugeführt.

2.1 Werte für die limitierte Düngung

Die Werte können sich in folgendem Bereich bewegen:
CO2 10-20 mg/l
NO3 5-10 mg/l
K 5-15 mg/l
PO4 <0,1 mg/l
Fe 0,1 mg/l

3 Unlimitierte Düngung

Im Gegensatz zum phosphatlimitierten Düngekonzept wird hier Phosphat nicht als limitierender Faktor genutzt. Die Wachstumsgeschwindigkeit wird hier nicht vom Phosphatgehalt beschränkt, sondern üblicherweise durch den CO2-Gehalt des Wassers reguliert. Dadurch wird ein optimaler Pflanzenwuchs erreicht - hier zeigen sich die Pflanzen in ihren schönsten Formen. Ein guter Pflanzenwuchs verhindert des Weiteren das Überhandnehmen von Algen, wie es auch in der Studie von Bachmann et al. dargelegt wird. Unlimitiert bedeutet hier keinesfalls grenzenlos hoch, sondern eine Zufuhr nach dem Optimumgesetz nach Liebig bzw. eine Annäherung an eine optimale Verfügbarkeit der Wachstumsfaktoren.

3.1 Werte für die unlimitierte Düngung

Die Werte können sich in folgendem Bereich bewegen:
CO2 25-35 mg/l
NO3 10-30 mg/l
K 10-30 mg/l
PO4 1-3 mg/l
Fe 0,1-0,5 mg/l

4 Schlussfolgerung

Beide Prinzipien der Düngung funktionieren und mit beiden lässt sich ein optisch algenfreies Becken erreichen; die passende Methode für dein Aquarium solltest du nichtsdestotrotz mit Sorgfalt je nach Verfügbarkeit der Wachstumsfaktoren (wie Nitrat, Kalium, Phosphat, Eisen, CO2, Licht) auswählen. Hast du die Möglichkeit, die gesamte Palette an Nährstoffen (inkl. CO2) zuzuführen und ist ausreichend Licht vorhanden, könnte es eine interessante Option für dich sein, dich an die unlimitierte Düngung heranzuwagen.

 

Autor(en)

Ricardo Castellanos

Fotos: Ricardo Castellanos

Quelle

Relations between trophic state indicators and plant biomass in Florida lakes