Übersicht: Würmer im Aquarium

Es gibt verschiedene Würmer im Aquarium, nicht alle (eigentlich die wenigsten davon) sind schädlich. Hier geben wir euch eine grobe Übersicht und eine kleine Bestimmungshilfe. Die grün unterlegten Wörter bringen euch dann zum ausführlichen Wiki-Eintrag zum jeweiligen Tier.

Diese Übersicht ist dabei keineswegs umfassend - wir stellen hier nur die häufigsten Würmer im Aquarium vor und erheben dabei keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn ihr ein interessantes Würmchen bei euch entdeckt, das noch nicht in der Wiki steht, bitte meldet euch!

Zunächst: Würmer sind keine einheitliche Tierklasse. Diese Tiere haben eigentlich nur die Körperform gemeinsam - sie sind länger als breit und beinlos. Aber schon bei der Fortbewegung hören die Gemeinsamkeiten wieder auf - es gibt Würmer, die sehr gut schwimmen können und solche, die untergehen wie ein Backstein.

Auch die Formen und Strukturen unterscheiden sich bei verschiedenen Würmern: Es gibt Würmer mit Segmenten, mit Borsten, und ganz glatte Würmer. Ebenso unterscheiden sich die Fressgewohnheiten stark: Es gibt räuberische Würmer, parasitische Arten und harmlose Restefresser, die im Aquarium sogar sehr nützlich sind, weil sie sich um organische Abfälle kümmern und Humus herstellen.

Die Nützlinge unter den Würmern im Aquarium sind dabei in der vielfachen Überzahl!

1 Planarien

Gefürchtet, verhasst, häufig fehlbestimmt - nicht jeder Wurm ist eine Planarie aus der Klasse Seriata. Planarien haben sehr eindeutige Erkennungsmerkmale. Wenn diese nicht gegeben sind, ist es keine! Planarien erkennt man an ihrer platten Körperform, ihren beiden Augenflecken, ihrem hellen Schlundfleck in der Körpermitte und dem vielfach verästelten Y-förmigen Darm. Ein dreieckiger Kopf kann vorkommen, aber nicht jede Art hat diese Pfeilspitzenform. Die anderen Merkmale sind viel eindeutiger. Sie bewegen sich auf einer Schleimschicht gleitend fort, ähnlich wie Schnecken, und können entgegen anders lautenden Annahmen in manchen Aufsätzen nicht schwimmen.

1.1 Landplanarien

Ziemlich seltene Gäste im Aquarium sind dagegen die Landplanarien, die man sich in der Regel mit konventionell gezogenen Aquarienpflanzen einschleppt. Diese Plattwürmer sind im Gegensatz zu wasserlebenden Planarien im Aquarium ungefährlich, weil sie schlichtweg früher oder später ertrinken. Sie können zwar einige Zeit unter Wasser aushalten, aber nicht dauerhaft dort leben. Bitte nicht aussetzen, es handelt sich bei diesen schleimigen kleinen flachen Würmern nicht um heimische Arten! Auffallend ist die anders gefärbte Bauchseite, ein typisches Merkmal bei den Landplanarien.

2 Räuberische Scheibenwürmer

Er sieht zwar auf den ersten Blick aus wie eine Planarie, aber der Plattwurm Pentacoelum sp. ist nur entfernt verwandt und verhält sich weniger räuberisch. Zwar hat er zwei sichtbare Augenflecken, einen lang ausgezogenen Schlundfleck und einen dreiästigen Darm - aber zusätzlich zu diesen Merkmalen hat der räuberische Scheibenwurm im Auflicht stark reflektierende Pigmentflecken: zwei direkt vor den Augen, einen schmalen liegt längs in der Körpermitte, und je nach Art einen sehr auffälligen Querstreifen oder zwei reflektierende Flecken direkt hinter dem Schlund. Echten Planarien fehlen die Pigmentflecken. Auch die Körperform ist anders als die der Echten Planarien.

 

3 Schnurwürmer

Die Nemertea, Nemertini oder Schnurwürmer sind recht seltene Gäste im Aquarium. Diese räuberischen Würmer kriechen wie Planarien, sind aber deutlich dünner und rundlicher und ähneln auf den ersten Blick einem Wenigborster. Eine Lupe enthüllt das Fehlen von Segmenten. Wenn man sie anstupst, schwimmen sie nicht weg, sondern lassen sich zu Boden sinken - eine wichtige Abgrenzung zum Wenigborster, der ja sehr gut und bereitwillig schwimmt. Schnurwürmer sind je nach Art graugelblich, gelbrosa bis leuchtend zinnoberrot gefärbt. Sie jagen ihre Beute, indem sie ihren teils mit stilettförmigen Stacheln besetzten oder mit Giftdrüsen ausgestatteten langen Rüssel hervorschnellen - Beobachter beschreiben die Jagdbewegung als "schlangenähnliches Zustoßen". Bei adulten Tieren kann man manchmal die sich im Körper bildenden Eier als Flecken sehen.

4 Egel

Fast ebenso häufig wie Planarien werden Egel vermutet, und dann meist auch gleich noch Blutegel. Egel erkennt man an ihrer besonderen Fortbewegungsweise (kriechend wie eine Spannerraupe, schnell schlängelnde Schwimmbewegung), ihren Saugnäpfen am Vorder- und Hinterende. Die Artbestimmung erfolgt am besten über die Anzahl und Verteilung der Augenpaare am Kopf.

4.1 Blutegel

Die gute Nachricht: Die medizinisch eingesetzten Blutegel schleppt man sich so gut wie niemals versehentlich ins Aquarium ein, sie sind in der Natur fast ausgestorben. Blutegel erkennt man neben den Saugnäpfen an Vorder- und Hinterende an ihrer charakteristischen Färbung und der roten und gelben Streifenzeichnung auf dunklem, hell geflecktem Grund. Blutegel saugen das Blut von Wirbeltieren. Die meisten im Aquarium vorkommenden Egelarten mit Ausnahme des Fischegels saugen kein Blut.

 

4.2 Schneckenegel

Häufig kommen die hell gefärbten, tropfenförmigen Großen und Kleinen Schneckenegel der Gattungen Glossiphobia und Albiglossiphonia im Aquarium vor. Sie sind für Garnelen und andere Krebstiere ungefährlich, gehen aber an Schnecken, die sie aussaugen und fressen. Beim Anfassen fühlen sie sich überraschend knorpelig und fest an. Schneckenegel betreiben als eine der wenigen Wurmarten im Aquarium aktive Brutpflege, was sie sehr interessant zu beobachten macht.

 

4.3 Asiatischer Egel

Die rötlich gefärbten Asiatischen Egel findet man im Aquarium hin und wieder. Sie ernähren sich überwiegend von weichen Beutetieren wie anderen Würmern. Sie sind im Aquarium mit Garnelen, Krebsen, Krabben oder auch Schnecken unbedenklich, wobei es selten passieren kann, dass eine Schnecke angeknabbert wird. Dieser Egel ist bei uns nicht heimisch, also bitte niemals aussetzen!

 

4.4 Hundeegel

Der eher dunkel gefärbte, hell gemusterte Hundeegel, auch Rollegel oder Achtäugiger Schlundegel genannt, kommt im Aquarium zwar vor, ist aber ein ziemlich seltener Gast. Er frisst überwiegend Würmer und Insektenlarven, aber auch Aas. Meist schleppt man ihn sich aus der Natur ein. Bei uns ist der Hundeegel in allen möglichen Gewässern heimisch.

 

5 Scheibenwürmer

Die Würmer, die am häufigsten für eine Planarie gehalten werden, gehören zwar ebenfalls wie Planarien zu den räuberisch lebenden Plattwürmern, sind aber für den größeren Besatz nicht gefährlich - hin und wieder können kleine Schnecken erbeutet werden. Die "gängigen" Scheibenwürmer gehören nicht zur Klasse Seriata wie Planarien, sondern zur Klasse Rhabdocoela. Ihnen allen gemein ist die gleitende Fortbewegung (ähnlich einer Nacktschnecke) und die Tatsache, dass sie nicht schwimmen können. Bei Gefahr ziehen sie sich zu einer Kugel zusammen.

5.1 Gattung Macrostomum

Am häufigsten findet man die mit bis 4 mm relativ kleinen, weißlichen, eher breiten und platten Scheibenwürmer Macrostomum sp. im Aquarium. Sie haben im Gegensatz zu Planarien keinen abgesetzten Kopf, keinen auffälligen Schlundfleck und nur mit dem Mikroskop sichtbare Augenflecken. Sie fressen eventuell frisch geschlüpfte Jungschnecken, lassen aber den restlichen Besatz in Ruhe.

 

5.2 Gattung Stenostomum

Kleine, helle Würmchen der Gattung Stenostomum treten ebenfalls manchmal auf. Sie wirken eigentümlich knittrig und schlaff und bewegen sich auch ganz anders als Planarien. Ihnen fehlen die Augenflecken vollkommen, und auch ein Schlundfleck ist nicht sichtbar. Sie ernähren sich räuberisch von Mikroorganismen und sind für die Aquarienbewohner harmlos.

 

5.3 Gattung Bothromesostoma

Die recht häufig im Aquarium anzutreffenden Rötlichen Scheibenwürmer Bothromesostoma sp. neigen nicht zur Massenvermehrung. Sie werden aufgrund ihrer Farbe manchmal für Planarien gehalten, aber auch ihnen fehlen die Augenflecken, und einen Schlundfleck haben sie ebenfalls nicht. Sie fressen eventuell ganz frisch geschlüpfte Jungschnecken, aber hauptsächlich ernähren sie sich von Mikroorganismen und kleinen Würmern.

 

6 Wenigborster

Die Wenigborster sind eine sehr artenreiche Tierklasse, die in der Aquaristik weit verbreitet ist und die sehr nützlich ist, weil sie Reste frisst und nicht an den Besatz geht. Wenigborster oder Oligochaeten sind in Segmente unterteilt, an denen die namensgebenden feinen Borstenpaare sitzen. Diese Borsten sieht man am besten unter einer guten Lupe oder unter dem Mikroskop. Wenigborster können schwimmen, was sie meist auffallend schlängelig oder korkenzieherförmig tun.

6.1 Öltröpfchenwürmchen

Unter den vielen verschiedenen Arten fallen im Aquarium besonders die nur wenige Millimeter langen Öltröpfchenwürmchen mit ihrem abgesetzten runden Stecknadelkopf auf. Sie werden wegen dieses Kopfs manchmal irrtümlich für Planarien gehalten, gehören aber zu einer ganz anderen Tierklasse und sind im Aquarium komplett harmlos.

 

6.2 Schlammröhrenwürmer

Ein gutes Fischfutter und Lebendfutter für Wirbellose sind die im Bodengrund lebenden rötlichen Schlammröhrenwürmer oder Tubifex, die oft nur mit dem Hinterleib aus dem Boden schauen und charakteristische wedelnde Bewegungen damit vollführen. Ihr Vorderteil sitzt dabei in selbst gegrabenen engen Wohnhöhlen.

 

6.3 Glanzwürmer

An einen eher schmalen, kurzen Regenwurm erinnert der wasserlebende Glanzwurm, auch Dennerle-Wurm genannt, aus der Familie der Lumbriculidae, der Regenwürmchen. Die rötlichen Glanzwürmer sind ein sehr gutes Lebendfutter für Fische und Krebse. Sie lassen sich sehr einfach ziehen und gut verfüttern. Die rote Farbe erhalten sie durch den roten Blutfarbstoff Hämoglobin. Ihre Haut ist mehr oder weniger transparent, man sieht jedoch den gut durchbluteten Darm, der mit einer roten Farbe sehr auffällig ist.

 

6.4 Wasser-Regenwürmer

Eiseniella tetraedra sind eine der wenigen wirklich ganzjährig im Süßwasser lebenden Regenwürmer. Sie sind etwas dicker und in der Regel auch intensiver gefärbt als Glanzwürmer. Die roten bis braunen Wasser-Regenwürmer sind sehr gute Resteverwerter im Aquarium und werden auch gerne als Lebendfütter an Fische, Krabben und Krebse verfüttert. Auch sie gehören zu den hämoglobinführenden Wenigborstern.

 

7 Vielborster

Süßwasser-Borstenwürmer gehören zu den Vielborstern. Während Borstenwürmer im Meerwasseraquarium sehr häufige Gäste sind, kommen sie im Süßwasser nur sehr selten vor. Sie sind einfach an ihrer großen Länge und den typischen, sehr auffälligen paarigen Anhängseln an jedem Körpersegment zu erkennen. Süßwasser-Borstenwürmer sehen fast ein bisschen wie Hundertfüßler aus.

 

8 Fadenwürmer

Nicht so häufig wie gedacht trifft man Nematoden im Aquarium an. Zu ihnen gehören harmlose Arten wie das Essigälchen oder auch die Mikrowürmchen, die ein sehr gutes Erstfutter für Fischbabys sind, aber auch an Pflanzen schmarotzende Arten und sogar Fischparasiten. Sie schwimmen schlängelnd und sind in der Regel fadendünn und mit nur wenigen Millimetern Körpergröße recht klein. Fadenwürmer haben keine Segmente - die wichtigste Unterscheidung zu den Wenigborstern.

9 Insektenlarven

Auch Insektenlarven verirren sich hin und wieder ins Aquarium, und auch unter ihnen gibt es wurmförmige Wesen.

9.1 Schnakenlarve

Die dicke, seegurkenartig aussehende Schnakenlarve ist nicht schwer zu erkennen. Ihre typischen Anhängsel am Hinterleib machen sie ziemlich unverwechselbar. Wirbellose und Fische im Aquarium haben von ihr nichts zu befürchten, allerdings kann es passieren, dass sie die Pflanzenwurzeln anknabbert. Sie kommt im Aquarium nicht besonders häufig vor.

 

9.2 Schmetterlingsmückenlarve

Die Schmetterlingsmückenlarve ist die Larve der Abortfliege. Im Aquarium ist sie ebenfalls nicht häufig anzutreffen. Die kleinen dunklen Larven sind je nach Art relativ stark behaart und sehen aus wie kleine Raupen, haben aber keine Beine. Sie machen mit Laich und auch mit frisch gehäuteten Krebstieren ziemlich kurzen Prozess, sie sind sehr gefräßig.

 

9.3 Zünslerraupe

Die Zünslerraupe ist ebenfalls ein eher seltener Gast im Aquarium. Sie ist eine der wenigen wasserlebenden Raupen. Zünslerraupen werden häufig mit Pflanzen eingeschleppt. Für den Besatz sind sie harmlos, sie können aber Löcher in die Aquarienpflanzen fressen. Oft handelt es sich bei Zünslerraupen im Aquarium um nicht heimische Arten, also bitte niemals aussetzen!

 

9.4 Zuckmückenlarve

Die Zuckmückenlarve hat zwar streng genommen Beine und ist damit kein Wurm, aber sie sind recht kurz und schlecht sichtbar. Zuckmückenlarven schlüpfen aus Eiern, die weibliche Zuckmücken im Aquarium ablegen, oder sie werden über Lebendfutter, Deko oder Pflanzen eingeschleppt. Für den Besatz sind sie harmlos, Rote Mückenlarven stellen im Gegenteil sogar wertvolles Lebendfutter dar. Zuckmückenlarven leben am Boden, im Substrat oder in Gespinströhren, sie schwimmen nur selten. Zuckmücken stechen nicht.

 

Autor(en)

Ulli Bauer

Fotos: Tamara Stamm, Robert Katzer, Walter Ishikawa, Sebastian Wendschuch, EllWi, Michaela Merker, Anna Schwahn, Sandra Brodnicki, Simona Thurner, Melanie Kirchbeck,Vanessa Oehmig, Matthias Tilly, Melanie Manche, Paul Schickel, Ulli Bauer, Daniel Kogler

Quelle

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