Häutungsprobleme bei Garnelen

Garnelen müssen sich regelmäßig häuten, um wachsen zu können. Dieser Vorgang ist anstrengend und mit Risiken für die Garnele verbunden, da sie während und nach der Häutung sehr verletzlich ist. Probleme bei der Häutung (die Garnele kommt nicht aus ihrem Panzer) und Fehlhäutungen (die Garnele ist nach der Häutung deformiert, zum Beispiel steht ein Teil des Carapaxes flügelförmig ab oder das Rostrum und die Antennenbasis sind nach oben verbogen) können verschiedene Ursachen haben.

1 Futter als Ursache für Häutungsprobleme bei Zwerggarnelen

Häutungsprobleme bei Garnelen entstehen oft durch eine zu hohe Zufuhr an tierischem Futter wie etwa Cyclops, Artemia, Mückenlarven oder ähnliches. Dadurch wird das Wachstum der Garnelen beschleunigt, sie kommen jedoch mit der Bildung des neuen Panzers nicht in derselben Geschwindigkeit hinterher. Tierisches Futter liefert Cholesterin, welches die Garnele zur Bildung des Häutungshormons Ecdyson braucht. Die Garnele kann Cholesterin nicht selbst herstellen, es muss über die Nahrung aufgenommen werden; wenn jedoch zu viel davon aufgenommen wird, kann es eine verfrühte Häutung auslösen.

1.1 Wichtig: ein niedriger Cholesteringehalt bei gleichzeitig ordentlicher Proteinzufuhr

Dass Garnelen nur energiearmes und proteinarmes Futter benötigen, ist jedoch ein Trugschluss, denn die natürliche Nahrung der Garnelen - Bakterien und Algen - hat einen äußerst hohen Nährstoff- und Eiweißanteil. Allein im Cholesteringehalt unterscheiden sich diese, da Bakterien kaum Cholesterin haben und die meisten Pflanzen überhaupt keines.

Um das Strukturprotein Sklerotin herzustellen, das dem Panzer seine Festigkeit verleiht, muss die Garnele Proteine aufnehmen. Pflanzliche Proteinquellen führen üblicherweise nicht zu Häutungsproblemen, da sie kein Cholesterin, dafür aber eine große Anzahl an pflanzlichen Proteinen und organisch gebundenen Mineralien liefern, welche die Bildung des neuen Panzers fördern.

2 Ursache: Mangel an Mineralstoffen

Mineralstoffe sind neben Proteinen ebenfalls äußerst wichtig für die Bildung des Panzers. Besonders Jungtiere benötigen eine gute Mineralversorgung, da sie schnell wachsen und sich daher noch relativ oft häuten. Im Garnelenaquarium sollte man auf eine mineralienreiche Fütterung achten, da die Aufnahme der Mineralstoffe, insbesondere von Calcium, hauptsächlich über das Futter erfolgt. Besonders Algen enthalten wertvolle Stoffe wie Eisen, Magnesium, Kalium und Calcium und weitere Mineralstoffe und Spurenelemente, die bei der Ausbildung und beim Aushärten des neuen Panzers eine wichtige Rolle spielen. Ein Mineralstoffmangel kann daher ebenfalls zu Häutungsproblemen und zu Fehlhäutungen und damit verbundenen Missbildungen bei Zwerggarnelen im Aquarium führen.

2.1 Abhilfe bei Mineralstoffmangel

Sind im Wasser zu wenig Mineralstoffe vorhanden und die Garnelen zeigen Fehlhäutungen, so sollte man die Mineralien gezielt ergänzen. Das kann beispielsweise mit Mineralsteinen geschehen oder durch die gezielte Zugabe von Mineralsalz.

3 Ursache: Unpassende Wasserwerte

Unpassende Wasserwerte, und hier insbesondere hohe Konzentrationen an Nitrat oder Phosphat können ebenfalls zu Häutungsproblemen führen. Insbesondere Nitrat hemmt die Aufnahme von Jod, welches wichtig für die Freisetzung des Häutungshormons Ecdyson ist.
Aber auch Schwankungen im pH-Wert, bei der GH und bei der KH können Probleme verursachen.

4 Ursache: Ungeduld

Zu schnelles Umsetzen oder ein Wasserwechsel mit zu kaltem Wasser können zu einer frühzeitigen Häutung (Schockhäutung) führen.

5 Ursache: Krankheiten und Alter

Für an einer bakteriellen Infektion erkrankte bzw. durch hohes Alter geschwächte Tiere kann der anstrengende Prozess der Häutung ebenfalls tödlich enden. Oft ist die letzte Häutung sogar die Todesursache für eine alte Garnele.

6 Verschiedene Ausprägungen

Der im Englischen Sprachraum "Ring of Death" genannte übergroße Häutungsspalt ist ein sicheres Zeichen, dass die Garnele nicht aus ihrer Haut kommt. Nur in Ausnahmefällen schafft es ein solches Tier noch aus seinem Panzer, häufig ist diese starke Ausprägung leider ein Zeichen, dass der Tod der Garnele unmittelbar bevorsteht. Helfen kann man dem Tier in dieser Situation unglücklicherweise nicht.

Manchmal wird nur ein Teil des Panzers abgestreift. In diesen Fällen kann man stark abstehende Hautteile sehr vorsichtig mit der Pinzette abzupfen. Vor allem, wenn die alte Haut am Hinterleib haftet, kann dies ein durchaus gangbarer Weg sein.

Wenn der Carapax (also der Kopf-Brustpanzer) nicht mitgehäutet wurde, ist die Prognose schlechter - weil die Garnele ihre Kiemen mithäutet, kann es passieren, dass die alte Exuvie in einer ungünstigen Position steckenbleibt und das Tier erstickt. Bleibt der alte Panzer über der neuen Haut, wird die nächste Häutung schwierig. Manchmal schaffen es die Tiere aber doch noch aus der alten Haut, so wie die Garnele hier im Bild.

Deformierungen wie abstehende Kiemendeckel oder ein verbogenes Rostrum können an einem Mineralstoffmangel liegen. Hier sollte man die Fütterung überprüfen. Auch sehr alte Tiere können solche Deformierungen nach Häutungen aufweisen. In der Regel gibt sich das Problem nach der nächsten Häutung wieder.

 

Autor(en)

Ricardo Castellanos

Fotos: Tamara Stamm, Martina Huber, Anke Krugmann, Sarah Lang