Medaka

Oryzias latipes

Beschreibung

In der Killifisch-Szene ist Oryzias latipes schon länger bekannt, vermutlich weil man ihn ganz ähnlich vermehrt bzw. aufzieht, doch schaffte er es bislang noch nicht zu solcher Beliebtheit wie in anderen Ländern wie Japan. Von dort kommt der Reisfisch, er wurde erstmals in der Edo-Zeit (um 1603 bis 1867) auf einem Gemälde (1768) dokumentiert.

Wie lange der Medaka schon in Gefangenschaft gehalten wird, ist leider nicht völlig geklärt, aber er wurde 1830 von Phillip Franz von Siebold mit vielen anderen Lebewesen in einer Zoologischen Sammlung mit nach Holland gebracht und folgend als „ Poecilia latipes“ von Coenraad Jacob Temminck und Hermann Schlegel in Siebolds FAUNA JAPONICA beschrieben. Für Liebhaber etwas greifbarer sind die letzten Jahre in Italien. Dort hat sich schon durch die Importe eine gewisse Szene entwickelt, welche mittlerweile bis zu uns reicht.

Inzwischen gibt es einen Medaka-Verein, der sich vor allem für die Bekanntmachung und Verbreitung dieser Fische bei deutschsprachigen Aquarianern und Mini-Teich-Liebhabern stark macht sowie sich um einen Informationsfluss direkt aus Japan bemüht.

Es gibt sehr viele Medaka-Zuchtlinien, einige hundert registrierte nur in Japan. Die hier schlummernden Schätze lassen sich erst erahnen. Vermutlich sind die vielen Formen, ähnlich wie bei Hochzucht-Kampffischen, durch Hybridisierung mit anderen Wildformen entstanden, weil bis 2011 alle Reisfische unter einer Art geführt und evtl. bewusst oder unbewusst seit Ewigkeiten miteinander verpaart wurden.

Dieser Farbschlag nennt sich Miyuki x Orochi.

Vor allem eine Hybridisierung mit Oryzias sakaizumii gilt als sehr wahrscheinlich. Dadurch wurden die heutigen Farbvarianten vermutlich erst möglich, die seit 2000 zu einem starken Aufleben der mindestens 300 Jahre alten Medaka-Tradition in Japan sorgen.

Das heitere und aufgeweckte Gemüt spricht für diesen interessanten Zierfisch, der einfach zu pflegen und zu vergesellschaften ist. Nicht umsonst sieht man Medaka-Becken in einigen japanischen Schulen. Auch die Forschung bietet ein breites Spektrum an Publikationen in Verbindung mit diesem Fisch: unter unterschiedlichen Lichtwellen leuchtende Fische, Physiologie, Embryologie, Toxikologie, Krebsforschung, Genetik und damit speziell die Mendelschen Regeln seien hier erwähnt - oder dass sein Genom 2007 vollständig entschlüsselt wurde. Auch im Weltraum war er schon und damit u.a. beteiligt an der Erforschung zu den Auswirkungen eines Weltraumaufenthaltes auf den menschlichen Körper. Dort hat sich der Medaka als erstes Wirbeltier erfolgreich fortgepflanzt. Man kann also ruhig behaupten, dass er mit einer der am besten erforschten Zierfische in unseren Aquarien oder Miniteichen ist.

Wasserwerte
Gesamthärte 10-25 °dGH
Karbonathärte n.a.
pH-Wert 6,0-8,5
Temperatur 4-34 °C (optimal 16-28 °C)
Unsere Tipps
für Anfänger geeignet ja
Aquariumgröße ab 60 cm
Verhalten friedlich, aufgeweckt, neugierig, dankbar
Schwierigkeit Haltung einfach
Schwierigkeit Zucht einfach
Futter
Allgemein Alles, was in das kleine Maul passt und bevorzugt oben schwimmt, z.B. feine Flocken oder Granulat, Frostfutter und gefriergetrocknetes Futter wie Artemia, kleine Mückenlarven, Cyclops und Wasserflöhe, feines Lebendfutter, Spirulina- und Chlorella-Pulver
Nachwuchs Der Dottersack-Vorrat reicht nur 24 bis max. 48 Stunden, die Larven brauchen frühzeitig Futter, Zoo- oder Phytoplankton, Staubfutter (Spirulina/Chlorella, Blütenpollen, Eigelbpulver ,..) auf der Wasseroberfläche, grünes Wasser durch Schwebealgen

In der Natur sind es vorwiegend Kleinstlebewesen und Anflugnahrung (z.B. Fruchtfliegen und Blattläuse, Zoo- und Phytoplankton) von denen sich die Fische ernähren. Bei der Haltung im Aquarium sind diese Allesfresser weitestgehend anspruchslos und nehmen Flockenfutter, Frostfutter und Lebendfutter willig an. Allerdings sollte aufgrund des verhältnismäßig kleinen zahnlosen Mauls feines Futter angeboten werden, das möglichst lange an der Oberfläche schwimmen sollte, da der Medaka sich bevorzugt an der Oberfläche aufhält und dort hastig frisst.

Zahlen, Daten, Fakten
Größe bis ca. 4 cm
Alter bis 2 Jahre
Vergesellschaftung Medaka sind ausgesprochen friedliche Gesellen, die man gemeinsam mit anderen Arten ähnlichen Temperaments halten kann, sofern die Wasserwerte zur Gemeinschaft passen. Denkbar ist auch einen Fisch, der in den unteren Beckenbereichen sein Zuhause hat. Eine gemeinsame Haltung mit Zwerggarnelen ist ebenfalls möglich. Wenn das Aquarium dicht bepflanzt und Rückzugsmöglichkeiten vorhanden sind, wird auch vereinzelt Nachwuchs durchkommen.
Haltungsempfehlung Gruppenhaltung von mind. 8 Stk. aufwärts

In Japan ist es nicht unüblich, die Fische in Keramikgefäßen im Garten oder auf der Terrasse zu halten. In der Regel verwendet man als Bodengrund Lava oder Kies. An Bepflanzung wählt man im Freiland Wasserpflanzen wie Teichrosen und Zwergseerosen. Oft sieht man auch die Schwimmpflanze Eichhornia crassipes (Dickstielige Wasserhyazinthe), die bei uns bedauerlicherweise auf der EU-Verbotsliste steht. Alternativ gibt es aber genügend anderer Arten, die man verwendet kann: Muschelblumen, Schwimmreis, Schwimmende Wolfsmilch, ...

Zwischen das Wurzelwerk ziehen sich die Reisfische gerne zurück, und gleichzeitig erfüllen sie ihren Zweck als natürliches Laichmedium und Sonnenschutz. An dieser Stelle sei die Vorliebe der kleinen Fische für Sonne erwähnt. Medaka sonnen sich gerne und entwickeln dann intensivere Farben als unter Kunstlicht. Bei der Haltung im Aquarium hat man beinahe alle Möglichkeiten zur Verfügung: Spärlich dekoriert, unbeheizt, ohne Bodensubstrat oder top gepflegtes Aquascape, Medaka kommen mit beinahe allen Bedingungen gut zurecht.

Zwar bevorzugen sie reich bepflanzte Aquarien, in denen am besten feinfiedrige Wasserpflanzen dominieren, aber ein Muss ist es nicht. Lediglich eine abgeschattete Ecke als Rückzugsmöglichkeit ist empfehlenswert. Gehalten werden Medaka in Gruppen ab acht Individuen aufwärts. Nach kurzer Eingewöhnung werden die meisten Stämme zutraulich und neugierig, gelegentlich handzahm. Sie beobachten, was um das Becken herum passiert, und starren schamlos zurück, wenn man sie betrachtet.

Gut funktioniert die Haltung mit Zwerggarnelen zusammen, auch wenn kleine Garnelen sicherlich gefressen werden.

Kleine Rangeleien untereinander in Form von schnellem Anschwimmen oder Stupsen, manchmal gemeinsames Kreisschwimmen und Flossenschlagen sind normal, vor allem unter Männchen, und haben keinerlei Verletzungen zur Folge. Bereits bei Jungfischen kann man dieses Verhalten bei der Aufzucht sehr häufig beobachten.

Medaka sind recht agile Gesellen. Eine Haltung in kleinen Behältnissen ist nicht unbedingt zu empfehlen, auch wenn sie dort vermehrungsfreudig und fit erscheinen. Ein wahrlich liebenswerter Fisch, der einen festen Platz in der Aquaristik und mehr Beachtung zu Recht verdient, weil er unser Hobby nur bereichern kann.

Systematik
Familie Reisfische (Adrianichthyidae)
Gattung Oryzias
Trivialname Medaka, Japanischer Reisfisch, Moderner Medaka, Kairyō-Medaka, (2011) Asai/Senou/Hosoya „Nördlicher Medaka“

Wissenschaftlicher Name
Oryzias latipes, Oryzias sakaizumii Temminck & Schlegel, 1846

Herkunft (Wildform)
world_map_japan
von Laos und Vietnam bis Ostchina und Korea, japanische Inseln von Ryūkyū bis Honshū

Oryzias latipes kommt in Japan, China, Korea, Vietnam, Laos und Taiwan vor. Der Japan-Kärpfling besiedelt vor allem unter Wasser stehende Reisfelder, Gräben, langsam fließende Bäche und Tümpel.

Nachzucht / Vermehrung
Voraussetzung ab 20°C, reichlich Lebendfutter fördert die Laichbereitschaft, ebenso wie 12-14 Std. Beleuchtungsdauer
Fortpflanzung Eierlegend, Haftlaicher
Dauer bis zum Schlupf i.d.R. 10-14 Tage (temperaturabhängig. Formel zur Berechnung: 250 ./. Temperatur = ca. x Tage)
Gelege-/Wurfgröße variiert mit dem Alter des Weibchens, ca.1-30 Eier pro Eitraube

Medaka werden in der Gruppe gezüchtet oder gezielt verpaart. Dazu können die Fische im normalen Becken oder Miniteich bleiben, ein Umquartieren in ein separates Becken ist bei den Reisfischen nicht nötig.

Männchen haben eine segelförmige Afterflosse und eine Einkerbung in der Rückenflosse, die Weibchen eine kleinere abgerundete After- und Rückenflosse und meist eine sichtbare Laichpapille.

Die Fische laichen in den ersten Stunden nach Sonnenaufgang ab. Beim Laichakt legt das Männchen seine Afterflosse, manchmal auch zusätzlich die Rückenflosse, um die Angebetete und befruchtet die Eier außerhalb des Weibchens.

Die Eier bleiben mit kleinen Häkchen an einem klebrigen Haftfaden am Bauch des Weibchens hängen. Das Weibchen trägt die Eipakete einige Stunden mit sich herum, bis sie diese schließlich z.B. an feinen Wasserpflanzen oder einem Laichmop abstreift.

Die Laichperiode dauert je Weibchen etwa 2 Wochen, bevor eine Pause eingelegt wird. In der wärmeren Jahreszeit (ab ~20°C, ungefährer Zeitraum von April bis Oktober) wiederholen sich diese Perioden meist mehrfach. Daher sieht man meistens wenigstens ein Weibchen in der Gruppe, welches ein Eipaket mit sich herumträgt.

Bei der Haltung im temperierten Aquarium wird ganzjährig gelaicht, allerdings vergreisen die Damen dadurch sehr stark, ihre Lebenserwartung sinkt drastisch. Somit sollte man auch im Aquarium auf eine gezielte Aufzucht setzen.

Die Embryonalentwicklung im Ei dauert ungefähr 10 bis 14 Tage (temperaturabhängig). Die Eier sind vollkommen transparent. Daher ist die Entwicklung im Ei bis zum Schlupf gut zu erkennen und vor allem gut zu beobachten - unten im Bild sieht man Entwicklungsstadien von frisch gelegt (nahezu transparent, mit gerade beginnender Zellteilung) bis kurz vor dem Schlupf einen Tag später.

Legt man Wert auf eine produktive und möglichst verlustfreie Zucht, sammelt man die Gelege regelmäßig zeitnah ab und bringt sie in einer Schale mit etwa 2-3 cm Wasserstand zum Schlupf.

Sobald die Larven geschlüpft sind, werden diese mit Hilfe einer Pipette oder einem Kaffeedosierlöffel behutsam in ein flaches Aufzuchtbecken mit einem Wasserstand von rund 10 cm und einem Volumen von ca. 3 Liter überführt.

Zur Aufzucht eignet sich grünes Wasser (Schwebealgen) und feinstes Futter wie z.B. Staubfutter, Chlorella sp. und Nannochloropsis-Pulver.

Erst viel später passen frisch geschlüpfte Artemia in das Maul. Die kleinen "Kommas", wie die Larven liebevoll genannt werden, wachsen temperaturabhängig, so dass man das Wachstum maßvoll beeinflussen kann.

 

Autor(en)

Manuel Sauer

Fotos: Manuel Sauer

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