Verstecke für Garnelen

1 Benötigen Garnelen Versteckmöglichkeiten?

Grundsätzlich benötigen die meisten Garnelenarten im Aquarium nicht zwingend Versteckmöglichkeiten. Garnelen sind von ihrer Lebensweise keine “Höhlenbewohner”, sie suchen aber bei Gefahr oder zur Häutung den Schutz eines Unterschlupfs. Ansonsten wuseln sie in der Regel offen überall frei durchs Aquarium, ohne bestimmte Höhlen oder andere Verstecke ihr eigen zu nennen, auch territoriales Verhalten wird in der Regel nicht beobachtet.

1.1 Ausnahmen

Ausnahmen sind hier z.B. große Fächergarnelen wie die Gabun-Fächergarnele, die gerne in Verstecken sitzen und sich nicht oft dort weg bemühen, wie auch diverse Garnelenarten aus dem Malili-Seensystem auf Sulawesi, die in der Natur Felsspalten bewohnen und sich meist nicht weit weg von ihr bewegen. Es sei denn, es sind sehr viele Garnelen in einem Becken und keinerlei “Fressfeinde” in der Nähe, dann sind sie mutig und turnen auch oft frei durchs Becken ... gehen aber meist doch einen Schritt zurück, wenn z.B. eine Person vor dem Aquarium auftaucht. Diese Sulawesi-Garnelen haben einfach gerne eine Rückzugsmöglichkeit in ihrer direkten Nähe. Ein Beispiel hierfür ist die Kardinalsgarnele Caridina dennerli.

2 Sollten dennoch Versteckmöglichkeiten zur Einrichtung gehören?

Die Antwort auf diese Frage ist ein klares “Ja”: Versteckmöglichkeiten sind grundsätzlich für alle Garnelenarten zu empfehlen. Warum? Jede Garnele muss sich häuten. Als Jungtier tut sie das sehr oft, wenn sie älter wird, werden die Abstände zwischen den Häutungen größer. Garnelen wachsen aber ihr Leben lang, und ohne Häutungen geht dies wegen ihres eigentlich starren Panzers nicht. Während der Häutung ist eine Garnele besonders gefährdet, Gefahr droht hier nicht nur von Fisch- oder Krebs-Gesellschaft, sondern auch von ihren eigenen Artgenossen, die nicht vor Kannibalismus zurückschrecken.

Kurz vor der Häutung ziehen sich Garnelen meist in einen ruhigeren Bereich im Aquarium zurück, denn sie sind bei der Häutung praktisch wehrlos, können nicht fliehen oder sich verteidigen. In vielen Fällen geht die Häutung zwar sehr schnell und ist fertig, bevor ein “Feind” es bemerkt, manchmal dauert es aber auch etwas länger.

Gibt es am Boden keine Versteckmöglichkeiten, dann gehen Garnelen oft hoch in die Pflanzen, da sich ihre Artgenossen dort weniger aufhalten. Was aber wenn Fische mit vergesellschaftet werden, oder es sehr viele Garnelen im Aquarium sind, wo die Tiere keinen Platz haben sich in Ruhe zu häuten? Dann werden sie leider nicht selten verspeist, daher sollte man Garnelen definitiv auch Versteckmöglichkeiten anbieten.

3 Welche Art von Verstecken wird bevorzugt?

Jede Art von Versteck, in dem die Tiere etwas Ruhe finden, wird gerne angenommen. Das kann ein dichtes Büschel Moos sein, ein paar braune Herbstblätter, eine Tonröhre, verzweigte Wurzelhölzer, etc. ... den Garnelen ist dies ziemlich egal. Eine Auswahl verschiedener Verstecke für klein und groß ist dabei empfehlenswert.

3.1 Verstecke für Babygarnelen

Apropos klein, für Babygarnelen sind Verstecke besonders wichtig. Sie sind nach dem Schlupf so klein, dass sie leichte Beute sind und auch oft dem Kannibalismus ihrer älteren Artgenossen zum Opfer fallen. Im Vergleich zu adulten Garnelen wachsen Junggarnelen sehr schnell, was bedeutet, dass sie sich sehr oft häuten müssen. Während des Häutungsprozesses liegen sie mehr oder weniger hilflos am Boden. Insbesondere für Junggarnelen gibt es spezielle Baby-Shrimp-Shelter am Markt, die sinnvoll sind. Diese haben durch die spezielle Form viele kleine und enge Stellen, an die adulte Garnelen und andere Aquarienbewohner nicht herankommen, sodass sich Babygarnelen gefahrlos und in Ruhe häuten können.

Ein weiterer Vorteil dieser kleinen Baby Shrimp Shelter ist, dass viel Oberfläche mit Biofilm vorhanden ist, der für adulte Garnelen unerreichbar bleibt. Hier fressen Babygarnelen ungestört und können sich den Bauch voll schlagen. Mit diesen Baby Shrimp Sheltern kann daher die Überlebensrate von Junggarnelen gesteigert werden.

3.2 Verstecke für Sulawesigarnelen

Für die Sulawesigarnelen empfehlen wir z.B. eine Einrichtung mit Steinen. Sie sollten so gelegt werden, dass die Tiere viele und enge Spalten zwischen den Steinen vorfinden. Sulawesigarnelen sind scheuer als andere Arten und mögen es, wenn in ihrem Versteck nicht viel Platz um sie ist ... eine Felsspalte, in die sie so grade reinpasst, gefällt einer Sulawesigarnele am besten. Dies ist auch sehr naturnah, da es im Habitat überwiegend Steine und Geröllufer gibt, wo sich die Garnelen bei Gefahr in die engsten Stellen zurückziehen.

Wer nun sagt, “dann sieht man sie ja kaum”, der irrt, denn solange sie eine Felsspalte in ihrer direkten Nähe haben, werden sie mutig und zeigen sich auch schneller. Wenn keine Verstecke da sind, verkriechen sich die Garnelen aus den Alten Seen auf Sulawesi irgendwo hinter Filter oder Pflanzen und dort bleiben sie und rühren sich nicht, weil sie ständig in Angst leben. Fehlende Verstecke bedeuten für die Tiere viel Stress, und man wird wohl nicht lange Freude an seinen Sulawesigarnelen haben.

 

Autor(en)

Carsten Logemann

Fotos: Ricardo Castellanos/Martina Huber, Garnelenhaus

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