Cambarellus patzcuarensis

Cambarellus patzcuarensis

Beschreibung

Die Naturform des Gestreiften Zwergflusskrebs Cambarellus patzcuarensis aus dem mexikanischen Patzcuaro-See in der Provinz Michoacán ist bräunlich gemustert. Der Name "Gestreifter Zwergkrebs" ist etwas irreführend - neben Tieren mit Streifenmuster auf dem Hinterleib kommen auch Cambarellus patzcuarensis mit Marmormuster vor. Erstmals wurde der Gestreifte Zwergflusskrebs von Brian Kabbes aus Holland importiert.

Der tagaktive Cambarellus patzcuarensis ist ein relativ aggressiver Krebs, vor allem die orange Farbform ist als recht territorial und durchsetzungsfähig bekannt. Dabei muss man jedoch beachten, dass Krebse Charaktertiere sind, der sich ganz verschieden ausprägen kann. Cambarellus patzcuarensis lebt endemisch im Patzcuaro-See und seinen Zuflüssen.

Der pH-Wert des Wassers in der Heimat des Cambarellus patzcuarensis liegt bei 8,5 bis 9, die Gesamthärte des Seewassers schwankt je nach Regenwasserzufuhr zwischen 12,5 und 18. Der Pátzcuarosee liegt in einem erloschenen Vulkankrater auf knapp 2000 m Höhe. Die Wassertemperaturen variieren von 15 °C bis 25 °C, wobei sich die Zwergkrebse eher in den flachen Wasserteilen in der Vegetation im Randbereich aufhalten, wo das Wasser eher wärmer ist. Hier leben die Tiere in Laubansammlungen und im Schlamm.

Wichtig: Nicht heimische Krebse dürfen keinesfalls in die Natur gelangen. Sie können für unsere heimischen Krebse hochgefährliche Krankheiten wie die Krebspest übertragen und dadurch einen Schaden anrichten, der nicht wieder gutzumachen ist!

Wasserwerte
Gesamthärte bis 20 °dGH
Karbonathärte bis 15 °dKH
pH-Wert 7,0-9,0
Temperatur 15-28 °C
Leitwert 300-800 µS (optimal: 350-400 µS)
Unsere Tipps
für Anfänger geeignet ja
Aquariumgröße Einzelhaltung ab 30x30 cm Bodenfläche, Paar-/Triohaltung ab 60x30 cm
Verhalten relativ aggressiv
Schwierigkeit einfach

Die Gestreiften Zwergflusskrebse können sich gut vermehren, wenn die Bedingungen für sie passen. Da die Altkrebse den Jungtieren nachstellen, ist ein Aufzuchtbecken ratsam. Sind im Aufzuchtbecken genügend Verstecke vorhanden, ist die Überlebensrate des Nachwuchses relativ hoch.

Auch sind insbesondere die Cambarellus patzcuarensis var. Orange (auch CPO genannt) aggressiver untereinander als die anderen Farbformen. Speziell vom CPO sollte man daher nie zu viele Tiere in einem Becken halten und immer gut mit Wurzeln und Steinen, Höhlen und anderen Verstecken strukturieren.

Wichtig: Das Aquarium sollte abgedeckt und absolut ausbruchssicher sein. Cambarellus patzcuarensis geht von Natur aus gerne auf Wanderschaft und passt durch sehr enge Ritzen.

Futter
Allgemein Alle Sorten Krebsfutter und Garnelenfutter, ideal auch gelegentlich Mineralfutter und für die Proteinversorgung Frostfutter sowie gefriergetrocknetes Futter wie Mückenlarven, Daphnien, Artemia, Cyclops und so weiter, braunes Herbstlaub als Dauerfutter, geschältes Gemüse (sparsam), Grünfutter wie Vogelmiere, Brennnessel, Spinat, Löwenzahn etc. (sparsam)
Nachwuchs Die Jungkrebse fressen vorwiegend Detritus und Laub mitsamt dem darauf wachsenden Aufwuchs. Eine Proteinzufuhr in Form von Proteinfutter oder Frostfutter ist willkommen und hilft gegen Kannibalismus

Cambarellus patzcuarensis ist ein typischer Allesfresser. Wichtig ist neben einem Anteil pflanzlicher Kost aber auch Eiweiß aus tierischen Quellen. Ein proteinhaltiges Futter sollte deshalb mehrmals in der Woche gegeben werden. Braunes Herbstlaub im Krebsaquarium ist ein Muss.

Eine dünne Schicht Laub bietet Verstecke, besonders für die Jungtiere, und Futter. Auch Brennnesselblätter (überbrüht oder getrocknet) werden gerne gefuttert, Gemüse ist ein gutes Leckerchen für zwischendurch. Ein Diättag pro Woche schadet Krebsen nicht, im Gegenteil.

Zahlen, Daten, Fakten
Größe Männchen ca. 3-4, Weibchen ca. 4-5 cm (ohne Scheren)
Alter ca. 2-3 Jahre
Vergesellschaftung Mit Fischen, die den Krebsen nicht nachstellen und die nicht bodengebunden leben, mit Garnelen, mit Schnecken - Garnelen und Schnecken können gefressen werden
Haltungsempfehlung Grundsätzlich ist Cambarellus patzcuarensis ein Einzelgänger, der nicht notwendigerweise die Gesellschaft von Artgenossen braucht. Einzelhaltung ist kein Problem!

Cambarellus patzcuarensis kann man mit friedlichen Fischen vergesellschaften, die keine langen Flossen haben und die nicht den Boden bewohnen oder dort schlafen. Bodenfische werden von den Krebsen gerne verletzt und im schlimmsten Fall sogar gefressen. Mit Zwerggarnelen lässt sich der Cambarellus patzcuarensis gut zusammen im Aquarium halten, allerdings kann es vorkommen, dass Einzeltiere gefressen werden. Schnecken gehören zu seinem natürlichen Nahrungsspektrum und werden definitiv gefressen.

Das Aquarium für diese Zwergflusskrebse braucht viele Verstecke und Möglichkeiten, dass sich die Bewohner optisch zurückziehen können. Wichtig sind Höhlenverstecke (2 oder mehr pro Tier) und Äste/Wurzeln, die die Aufsitzmöglichkeiten und Klettermöglichkeiten vergrößern. Der Bodengrund sollte aus mittelgrobem Aquarienkies bestehen. In den Zwischenräumen können die Krebse sich mit der Futtersuche beschäftigen. Das Aquarium muss nicht zwingend bepflanzt sein, jedoch betätigt sich der Gestreifte Zwergkrebs nicht sonderlich gärtnerisch und kann daher auch in einem bepflanzten Aquarium gut gehalten werden. Starkes Licht wird für die Zwergflusskrebse nicht benötigt, Cambarellus patzcuarensis mag es lieber etwas dunkler.

Systematik
Familie Flusskrebse - Cambaridae
Gattung Cambarellus
Art Gestreifter Zwergflusskrebs

Wissenschaftlicher Name
Cambarellus patzcuarensis (Villalobos, 1943)

Herkunft
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Lago de Pátzcuaro, Michoacán, Mexiko
Nachzucht / Vermehrung
Voraussetzungen Gut eingefahrenes Aquarium mit Mulm / Laub
Geschlechter-
Unterscheidung
Bei Männchen sind das 1. und 2. Schwimmbeinpaar zu Gonopoden umgebildet, die wie ein liegendes V nach vorne zwischen die Schreitbeine ragen.  Die Weibchen haben Gonoporen (Geschlechtsöffnungen) zwischen dem 2. und 3. Schreitbeinpaar und eine Vertiefung (Annulus ventralis) zwischen dem 4. und 5. Nur Krebse in der sexuell aktiven Form I sind fortpflanzungsfähig.
Tragzeit ca. 4 Wochen (u.a. temperaturabhängig)
Jungtierrate variiert nach Weibchengröße.. ca. 30-60 Stk.

Die Zucht des Gestreiften Zwergflusskrebses Cambarellus patzcuarensis ist nicht schwierig. Bei der Begattung geht es rabiat zu: Das Männchen packt das nicht immer willig mitmachende Weibchen bei den Scheren und dreht es auf den Rücken. Während der Umklammerung platziert das Männchen sein Spermienpaket. Das Weibchen kann die Spermien im Annulus ventralis speichern. Es kann etwas dauern, bis es die Eier (bis zu 60 Stück) unter den Hinterleib packt. Die Eier werden für etwa 4 Wochen umhergetragen und gepflegt, bis die Babykrebse schlüpfen. Die exakte Dauer der Tragzeit hängt von der Wassertemperatur ab.

Nach dem Schlupf bleiben die 2-3 mm langen Jungkrebse noch einige Tage unter dem Hinterleib ihrer Mutter. Hier durchlaufen sie die ersten Häutungen. Sind sie fertig entwickelt, gehen sie immer mal wieder auf Erkundungsgänge, kehren aber bis zu zwei Wochen lang immer wieder zum Muttertier zurück und suchen dort Schutz. Man kann bei Cambarellus patzcuarensis mit durchschnittlich 30-40 Jungtieren pro Wurf rechnen.

Die Alttiere stellen den Jungkrebsen aktiv nach, ein eigenes Aufzuchtbecken ist sinnvoll, wenn man mehr als nur den Populationserhalt möchte. Die Jungkrebse haben einen hohen Bedarf an Proteinen und Mineralien und decken diesen gerne auch durch Artgenossen - sie sind recht kannibalisch und brauchen viele Verstecke, eine Laubschicht und Ausweichmöglichkeiten. Es kann vorkommen, dass einzelne Jungtiere aufgrund eines Mineralstoffmangels die anfangs sehr häufigen Häutungen nicht überleben. Im Aufzuchtbecken sollte man in dieser Zeit vermehrt füttern und eine gute Wasserhygiene durch häufige Wasserwechsel einhalten.

 

Farbvarianten und Zuchtformen

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Cambarellus patzcuarensis "orange" - CPO
Orangene Farbform des Cambarellus patzcuarensis
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Cambarellus patzcuarensis "Schoko"
Schokoladenbraune Variante des Cambarellus patzcuarensis
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Autor(en)

Katja Redemann

Co-Autor(en)

Ulli Bauer

Quelle

Dähne Verlag: Wirbellose (Chris Lukhaup / Reinhard Pekny)