Der Wasserwechsel

Mit dem Wasserwechsel ahmen wir im Aquarium den Wasseraustausch durch Zu- und Abflüsse und durch die Verdünnung des Wassers durch Regen in natürlichen Gewässern nach.

In der Natur findet in praktisch jedem limnischen (=Gewässer-) Ökosystem in irgendeiner Form ein solcher Austausch statt. Er führt zu einem Zustand des Gleichgewichts bei der Wasserbeschaffenheit und bietet so den dort lebenden Tierarten einen Lebensraum.

1 Nährstoffüberschuss

Durch Eingriffe des Menschen kommt es jedoch auch in der Natur vor, dass dieser Austausch nicht ausreicht. In Folge einer Eutrophierung, also eines Überangebotes an Nährstoffen, kann ein Gewässer „umkippen“: Durch den Nährstoffüberschuss kommt es zu Algenblüten. Darauf folgt das Absterben von Biomasse, was zu Sauerstoffknappheit führt, weil die tote organische Masse von Bakterien abgebaut wird, die dazu den Sauerstoff verbrauchen. Dieser Sauerstoffmangel führt dann wiederum zum Tod vieler Tierarten.

2 Vorbeugung

Im Aquarium gilt es, einen Gleichgewichtszustand zu erreichen und den Tieren bestmögliche Bedingungen zu bieten, beispielsweise um Krankheiten oder Algenplagen vorzubeugen, um die Vermehrung anzukurbeln - und überhaupt: Wir wollen ja erreichen, dass sich die Tiere in unserer Obhut so wohl wie möglich fühlen!

3 Grundgedanke

Hält man Wassertiere im Aquarium, müssen die Wasserwerte zwingend passend zur Tierart gewählt werden. Alternativ schaut man sich die Werte im (noch unbesetzten) Aquarium an und wählt dann die Tiere passend dazu.

Der Wasserwechsel mit angepasstem Wasser dient dazu, diese Werte (pH, die Gesamthärte / GH, die Karbonathärte bzw. das Säurebindungsvermögen / KH, den Leitwert) zu halten bzw. einen zu hohen Nitratwert, Phosphatwert oder eine zu hohe Keimdichte zu senken oder sie auf einem für die Tierart verträglichem Niveau zu halten.

4 Wasserwechselintervall

Auch das Wasserwechselintervall sollte je nach Tierart individuell gehandhabt werden.

4.1 Tiere aus Bachbiotopen

Tiere, die in Gewässern mit einem stetigem Wasseraustausch leben (wie z. B. Garnelen, Fische und Krebse aus Bachbiotopen), bevorzugen kürzere Wasserwechselintervalle d.h. kürzere Abstände zwischen den Wasserwechseln. Kürzere Abstände haben geringere Schwankungen bei den Werten zur Folge und üblicherweise auch eine geringere Keimdichte. Oft wird bei solchen Tierarten einmal bis zweimal pro Woche (oder auch öfter) ein Teilwasserwechsel von 10-50% vorgenommen.

4.2 Tiere aus Teichbiotopen

Andere Tierarten wie zum Beispiel die Rückenstrichgarnele Neocaridina davidi kommen in der Natur in Tümpeln und stehenden Gewässern vor. Diese vertragen auch längere Zeiten ohne einen Wasserwechsel – ein kürzeres Intervall schadet ihnen jedoch nicht.

4.3 Andere Faktoren

Das Wasserwechselintervall ist ebenfalls stark von den Umständen im Aquarium abhängig. Wird sehr viel gefüttert, muss häufiger gewechselt werden, als bei einer geringen Futtermenge. Auch bei einer starken Düngung sollte Nährstoffansammlungen durch entsprechend starke Wasserwechsel entgegengewirkt werden. Tauchen Probleme auf oder werden die Grenzwerte beispielsweise für Nitrat, Phosphat, Eisen oder die Keimdichte überschritten, sollte das Wasserwechselintervall ebenfalls erhöht werden.

5 Wasserwechselmenge

Grundsätzlich gilt: Je höher die Wasserbelastung im Aquarium, desto mehr Wasser sollte gewechselt werden. Schließlich lässt sich durch einen 50%igen Wasserwechsel z. B. die Keimdichte oder Nitrat lediglich um maximal 50% senken (sofern das Wechselwasser selbst nicht ebenfalls belastet ist).

Angepasst werden sollte jedoch auch die Menge immer auf die Tierart, die im Aquarium gehalten wird. Hat man bereits einige Zeit kein Wasser mehr gewechselt, kann es für einige Tiere zum Problem werden, wenn man plötzlich 80% des Wassers wechselt, da dies eventuell große Schwankungen in den Wasserwerten mit sich bringt und stressbedingte Krankheiten auslösen kann. Dies tritt vor allem dann ein, wenn der Wasserwechsel zu schnell durchgeführt wird.

5.1 Mythos Frischwasserallergie

Mit dem Begriff „Frischwasserallergie“ bezeichnen Aquarianer das Phänomen, dass Aquarientiere nach dem Wasserwechsel sterben. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um eine spezifische Krankheit, es hat auch nichts mit einer Allergie zu tun. Die Symptome können sich unterscheiden. Zurückzuführen ist dieses Phänomen immer auf Fehler beim Wasserwechsel:

  • Wechselwasser zu kalt (kann zum Ausgasen führen, Gasblasenkrankheit bei Fischen und auch bei Garnelen hervorrufen)
  • zu schneller Wasserwechsel, gekoppelt mit
  • zu großer Wertedifferenz des Wechselwassers zum Aquarienwasser
  • zu seltene Wasserwechsel, oft gekoppelt mit
  • zu großer Wasserwechsel
  • Wechselwasser mit Chemikalien belastet
  • etc. …

 

Solche Fehler können zu verschiedensten Krankheitsbildern führen, die nicht immer unmittelbar zum Tod führen müssen, sondern z.B. bakterielle Infektionen, Infektionen mit Pilzen oder einen Ausbruch einer Parasitose durch eine Schwächung des Immunsystems hervorrufen.

6 Wasserwechsel bei Hitze

Sinnvoll ist es besonders in den heißen Monaten des Jahres, öfter einen Wasserwechsel durchzuführen. Durch diesen ist es möglich, schonend die Temperatur im Aquarium zu senken. Bitte verwendet nicht zu kaltes Wasser, um ein Ausgasen der gelösten Gase zu verhindern, und führt den Wasserwechsel möglichst langsam durch.

Wie genau man einen Wasserwechsel ausführt, erfahrt ihr in den Artikeln "Wie bekomme ich das Wasser aus dem Aquarium?" und "Wie bekomme ich das Wasser ins Aquarium?".

 

Autor(en)

Ricardo Castellanos

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