Beschreibung
Die Fluss-Kahnschnecke, auch Gemeine Kahnschnecke oder Fluss-Schwimmschnecke Theodoxus fluviatilis ist eine in Europa geschützte Art. Die Entnahme aus der Natur ist streng verboten!
Als Nixenschnecke oder Neritide ist sie mit den bekannten Rennschnecken und Geweihschnecken verwandt. Anders als sie kann sie sich jedoch im Süßwasser fortpflanzen.
Das Gehäuse hat die für eine Schnecke aus der Familie der Neritidae typische Form: Es ist rundlich bootsförmig und relativ dickwandig. Die Fluss-Kahnschnecke erreicht eine Gehäuselänge von ungefähr 9-10 mm und eine Höhe von 6,5 mm. Das Gehäuse bedeckt den kurzen Körper nahezu vollständig. Die Schale ist weißlich, die Musterung fein oder gröber maschenartig, rötlich bis dunkelbraun oder grau. Der Weichkörper ist schwarz-weiß gemasert, aber unter dem großen Gehäuse fast nicht sichtbar. Die Fühler sind fadenförmig und relativ lang.
Sicher bestimmen kann man die Arten der Gattung Theodoxus nur anhand des Operculums (des Deckels). Bei der Gemeinen Kahnschnecke Theodoxus fluviatilis hat es lediglich eine breite Rippe und weist keinen Zapfen auf. Es bedeckt die Öffnung vollständig.
Die Gemeine Kahnschnecke gehört zu den Kiemenschnecken. Sie muss nicht an die Wasseroberfläche, um Luft zu holen. Die Kieme sitzt im Gehäuse links, recht befindet sich die Darmöffnung und beim Weibchen die Geschlechtsorgane. Beim Männchen sitzt der ausstülpbare Penis unterhalb des rechten Fühlers.
Die Fluss-Kahnschnecke lebt in der Natur in größeren Flüssen in Europa von Spanien bis Südschweden und bis Vorderasien, sie kommt auch in Brackwassergebieten wie Flussmündungen vor. In den Alpenregionen fehlt sie ganz. Theodoxus fluviatilis lebt auf hartem, steinigem Untergrund, von dem sie Aufwuchs und insbesondere Kieselalgen abweidet. Dabei zerdrückt sie die Skelette der Kieselalgen mit ihrer harten Zunge auf dem Untergrund.
Auch im Aquarium braucht die Gemeine Kahnschnecke deshalb unbedingt mit Kieselalgen bewachsene Steine.
Eine wohlgenährte Kahnschnecke erkennt man daran, dass ihr Fuß nur unwesentlich kleiner als die Gehäuseöffnung ist. Das Tier links im Bild ist in einem exzellenten Futterzustand.
Gesamthärte | 10 - 30 °dGh |
Karbonathärte | 3-20 °dKh |
pH - Wert | 7,5 - 8,5 |
Temperatur | 4-25 °C |
Für Anfänger geeignet | bedingt |
Aquariumgröße | ab 20 l |
Verhalten | sehr friedlich |
Schwierigkeit | etwas schwieriger |
Allgemein | Nur Aufwuchs, insbesondere Diatomeen (Kieselalgen) |
Theodoxus fluviatilis frisst praktisch ausschließlich Kieselalgen. Grünalgen kann sie nicht verdauen, weil ihr ein Enzym fehlt. In Aquarien mit einem nicht ausreichenden Kieselalgenbewuchs verhungert sie!
Der hohe Bedarf an Aufwuchs erfordert eine gewisse Aquariengröße, in zu kleinen Becken mit zu wenig harten Oberflächen zum Abweiden verhungern die Schnecken ebenfalls. Sie zerquetschen die Kieselalgen mit ihrer harten Radula am Stein und fressen dann die so "geknackten" Algen.
Das Aquarium sollte relativ hell beleuchtet werden, damit sich genügend Kieselalgen bilden können.
Theodoxus fluviatilis frisst keine Futtertabletten!
Zahlen, Daten, Fakten | |
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Größe | Gehäuselänge ca. 9-10 mm, Höhe bis ca. 6,5 mm |
Alter | ca. 2-3 Jahre |
Vergesellschaftung | Mit Fischen, die Schnecken nicht aktiv nachstellen, mit Zwerggarnelen, mit Muscheln und eventuell mit friedlichen, nicht stark durchsetzungsfähigen Schnecken. Aufgrund ihrer Gehäuseform, die sie gut schützt, auch mit neugierigen Fischen wie zum Beispiel mit Guppys |
Theodoxus fluviatilis ist keine sehr durchsetzungsfähige Schnecke. Sie sollte wegen ihrer besonderen Nahrungsbedürfnisse idealerweise in einem Artbecken gehalten werden. Die Vergesellschaftung mit Fischen und eventuell mit Garnelen kann gut funktionieren.
Systematik | |
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Familie | Nixenschnecken - Neritidae |
Gattung | Theodoxus |
Art | Gemeine Kahnschnecke, Fluss-Schwimmschnecke |
Wissenschaftlicher Name |
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Theodoxus fluviatilis (Linnaeus, 1785) |
Herkunft (Wildform) |
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Europa und Vorderasien |
Voraussetzung | Bei ausreichend Futter vermehren sich Gemeine Kahnschnecken langsam im Aquarium |
Fortpflanzung | Kahnschnecken sind getrennt geschlechtlich. Die weibliche Kahnschnecke legt Eikokons ab, aus denen 1-3 fertige Jungschnecken schlüpfen |
Schlupfzeit | abhängig von der Wassertemperatur ca. 4-8 Wochen |
Gelegegröße | mehrere Kokons |
Zyklus | Im Sommer werden ca. 1 mm große hellbeige bis weiße Eikokons auf Hartsubstraten abgelegt |
Fluss-Kahnschnecken sind getrennt geschlechtlich. Nach der Paarung legt das Weibchen ca. 1 mm große Eikokons auf Hartsubstrat ab. Die komplette Larvalentwicklung findet bei der Gattung Theodoxus innerhalb des Kokons statt, die Schnecken können sich daher im Aquarium vermehren. Nur eines bis maximal drei der zwischen 30 und 70 Eier im Kokon schlüpfen; der Rest besteht aus Nähreiern, von denen sich die Schneckenlarve ernährt. Je nach Temperatur dauert es 4-8 Wochen, bis die ca. 1 mm große Jungschnecke aus dem Kokon kriecht, der dazu an der Seitennaht aufgeht.
Autor(en)
Ulli Bauer
Fotos: Ulli Bauer, Vanessa Oehmig