Krankheiten vorbeugen ist besser als heilen

1 Die Problematik

So gut wie jeder Aquarianer wird in seiner Laufbahn mit diversen Krankheiten der Aquarienbewohner konfrontiert – unabhängig davon ob er nun Fische, Garnelen, Schnecken oder Krebse hält. Oft werden diese als unausweichlich abgetan, oder es werden bei der Ursachensuche merkwürdige Schlüsse gezogen, wie etwa das Licht, das Filtermaterial oder sonst etwas sei schuld an der Krankheit.

Auch treten im Aquarium häufig in schöner Regelmäßigkeit immer dieselben Fischkrankheiten oder Garnelenkrankheiten auf, die ganz simpel mit einem entsprechenden Medikament behandelt werden, ohne dass der eigentlichen Ursache auf den Grund gegangen würde. Jede Krankheit hat eine Ursache, die oft beim Halter selbst, bzw. am Umgang mit dem Aquarium liegt. Eine Krankheit im Becken sollte dem Aquarianer als stärkstes Warnsignal dienen, und die Bedingungen, die er den Tieren bietet, sollten kritisch geprüft werden.

2 Ursachen für Krankheiten im Aquarium

In vielen Fällen sind falsche Haltungsbedingungen die Ursache für das Auftreten einer Krankheit im Aquarium. Viele Parasiten wie Pilze, parasitische Algen oder auch Saugwürmer breiten sich als Sekundärinfektionen erst dann aus, wenn der Wirt bereits zuvor geschwächt wurde.

Um der Ursache der Krankheit auf den Grund zu gehen, sollte man folgenden Fragen durchgehen:

  • Stimmen meine Wasserwerte mit denen überein, die der Fisch, die Garnele, die Schnecke oder der Krebs benötigt? (ph, GH, KH, Leitwert, Nitrat)
  • Passt die Temperatur im Aquarium zu der Art / den Arten, die ich pflege?
  • Wie oft wechsle ich das Wasser, um die Keimdichte und das eventuell zu hohe Nitrat zu senken?
  • Ist genug Sauerstoff / zu viel CO2 vorhanden?
  • Gibt es Stressfaktoren für die Tiere?
  • Ist meine Futterwahl die richtige?

2.1 Die Wasserwerte

PH, GH, KH, der Leitwert und Nitrat spielen eine Hauptrolle bei der Gesundheit von Garnelen, Schnecken, Fischen und Krebsen; unpassende Wasserwerte führen zu einem geschwächten Tier, welches demnach anfällig für allerlei Krankheiten ist. Aber nicht nur Krankheiten führen hierbei zum Tod, alleine die falsche Härte kann bei starken Abweichungen schon zum Organversagen führen. In unserem Wiki-Artikel über den pH-Wert sind die Zusammenhänge näher ausgeführt, und im Artikel „Das Einstellen der idealen Wasserhärte“ näheres, wie du die einzelnen Werte beeinflussen kannst.

2.2 Die Keimdichte

Die Keimdichte bzw. der Keimdruck sagt aus, wie viele potenzielle Krankheitserreger das Tier umgeben. Je höher die Keimbelastung im Aquarium ist, umso mehr Erregern ist der Fisch, die Garnele, der Krebs oder die Schnecke auch ausgesetzt – eine bakterielle Infektion ist bei hoher Keimzahl sehr wahrscheinlich. Nicht nur pathogene (krankmachende) Keime, sondern vorwiegend ansonsten unschädliche Bakterien schwächen das Immunsystem deiner Aquarientiere bei zu hoher Keimdichte.

Eine der Möglichkeiten zur Keimreduzierung ist ein Teilwasserwechsel. Damit hältst du gleichzeitig auch Stoffe wie Nitrat niedrig, welches in zu hoher Dosis bei Garnelen das Häutungshormon hemmt und deshalb zu Fehlhäutungen führen kann, und trägst damit aktiv zur Krankheitsvorbeugung bei.

2.3 Sauerstoff

Sauerstoff ist für Tiere genau wie für den Menschen lebenswichtig. Regelmäßige Sauerstoffknappheit im Aquarium (z. B. nachts, wenn die Pflanzen in der Dunkelheit keinen Sauerstoff produzieren) bedeutet Stress für die Aquarienbewohner, was wiederum ihr Immunsystem und die Resistenz gegen Krankheiten stark schwächt bzw. bei stärkerem Sauerstoffmangel auch direkt zum Tod führen kann. Ein zu hoher CO2-Gehalt im Aquarium kann dazu führen, dass die Tiere über die Kiemen das als Abfallstoff bei der Atmung produzierte CO2 nicht mehr loswerden und dann trotz eigentlich ausreichend Sauerstoff im Aquarium ersticken.

2.4 Stress

Stress hat wie bei Menschen auch bei den Tieren einen großen Einfluss auf das Immunsystem. Wird ständig im Aquarium hantiert bzw. sind die Fische, Garnelen, Krebse oder Schnecken durch Transport, Temperaturschwankungen oder ständigen Wechsel zwischen Licht und Dunkelheit gestresst, so führt dies zur Schwächung ihres Immunsystems, was durch Bakterien oder Viren hervorgerufenen Krankheiten und Parasiten den Weg bereitet. Auch Stress oder Verletzungen durch andere Beckenbewohner können zu einer Erkrankung führen – in die Wunden können Erreger direkt eindringen.

In wissenschaftlichen Untersuchungen hat sich auch gezeigt, dass Huminstoffe sehr wichtig im Aquarium-Wasser sind. Weltweit gibt es kein Habitat (Herkunftsgebiet) der Aquarienbewohner ohne die ständige Anwesenheit von Huminstoffen im Wasser, und die Organismen der Tiere haben sich darauf eingestellt, diese für sich zu nutzen. Fehlen sie, kann dies auch zu erhöhtem Stress und geschwächtem Immunsystem der Bewohner führen. Die Untersuchungen haben deutlich aufgezeigt, dass Huminstoffe ein wichtiger Faktor in der Stressbewältigung und Abwehr gegen Krankheitserregern sind, sie sollten daher in keinem Aquarium fehlen. Sehr wenig hilft schon, man kann sie entweder durch regelmäßigen Einsatz von braunem Laub, Erlenzapfen, etc. einbringen, oder z.B. mit Liquid Humin+

2.5 Futter

Gesundheit beginnt im Darm. Dies ist ebenfalls ein Grundsatz, der für Mensch und Tier gleichermaßen gilt. Unausgewogene Ernährung oder das falsche Futter (viele Arten verlangen nach besonderem Futter) wie auch verdorbenes Futter fördern das Eindringen von Bakterien über den Darm in den Körper. Auch zu viel oder zu wenig Futter sind kontraproduktiv.

Das immergleiche „Füttern aus einer Dose“ kann dazu führen, dass bei den Tieren Nährstoffmängel aufkommen oder die Verdauung gestört wird, wenn das entsprechende Futter kein Alleinfutter ist, welches alle notwendigen Nährstoffe in ausgewogener Rezeptur für die entsprechende Tierart enthält, was wiederum eine Schwächung des Immunsystems zur Folge haben kann.

Die Wahl des richtigen Fischfutters oder Garnelenfutters hat daher große Bedeutung für die Gesundheit der Tiere.

2.5.1 Beta-Glucan

Insbesondere ß-1,3-Glucan (der Einfachheit halber nennen wir die Substanz in der Folge Beta-Glucan) hat sich als Immunstimulans für Garnelen herauskristallisiert, was in zahlreichen Studien nachgewiesen wurde. Diese biologisch aktiven Polysaccharide werden aus den Zellwänden von Hefen gewonnen, zum Beispiel aus Bierhefe. 20-Tage-Kuren mit Beta-Glucan können sich positiv auf das Immunsystem der Garnelen auswirken und ihre Widerstandskraft gegenüber Krankheitserregern verstärken.

 

Autor(en)

Ricardo Castellanos

Fotos: Garnelenhaus

Quelle

KREBSTIERE (CRUSTACEA) - BIOLOGIE, VORKOMMEN, HALTUNG UND ERKRANKUNGEN, SOWIE IHRE BEDEUTUNG ALS ZOOTIEROBJEKTE UND LEBENSMITTELRESSOURCEN - EINE LITERATURSTUDIE - Marc Walther