Naturfutter für Wirbellose im Aquarium

Grundsätzliches zur Fütterung von Garnelen im Aquarium findet ihr in unserem Artikel "Garnelen richtig füttern". Hier geht es allerdings nicht nur um Garnelen, sondern auch um Aquarienschnecken und um Flusskrebse, Zwergkrebse und omnivore Krabben. Des weiteren geht es hier ausschließlich um Futter aus dem Garten, aus dem Topfgarten oder aus der Natur, das man selbst anbauen oder sammeln kann. Diese Liste erhebt übrigens keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Gerade im Frühjahr und Sommer bricht die Sammelleidenschaft der Aquarianer aus, und es ist ja auch gar nicht so verkehrt, wenn man das füttert, was man so findet - vorausgesetzt, man weiß, was man gefunden hat, und man ist informiert, was das jeweilige Futter "kann" und was bei der Fütterung zu beachten ist.

1 Heimisches Laub

Vollkommen braunes trockenes Herbstlaub von heimischen Laubbäumen (zum Beispiel das Laub von Buche oder Eiche) ist ein sehr gutes Futter für Wirbellose im Süßwasseraquarium. Es kann als Dauerfutter verwendet werden und du kannst die braunen Herbstblätter auch im Aquarium lassen, bis sie komplett verwertet und aufgefressen wurden. Gerade für Flusskrebse und omnivore Krabben ist braunes Laub eines der Hauptnahrungsmittel in der Natur!

Grünes Laub kann man natürlich auch verfüttern, hier solltest du jedoch beachten, dass es relativ viele Nährstoffe enthält, die die Wasserwerte negativ beeinflussen können. Hier gibst du nur so viel, wie innerhalb weniger Stunden gefressen werden kann. Eine Ausnahme bildet Walnusslaub, hiervon kannst du auch etwas mehr geben - 1 bis 2 Teilblätter auf 30 Liter Wasser, die im Aquarium blieben dürfen, bis sie aufgefressen wurden.
Achtung - Laub von Obstbäumen kann mit Pestiziden belastet sein, daher nur garantiert ungespritztes Laub verwenden!

Detaillierte Infos und Bilder zu den einzelnen bei uns heimischen Baumarten, die sich zum Verfüttern im Garnelenaquarium, bei Zwergkrebsen, Flusskrebsen, bei Wasserschnecken und auch in einem Aquaterrarium mit Krabben eignen, sowie Sammeltipps und Hinweise zur Aufbewahrung der Herbstblätter findest du in unserer Laubliste.

2 Exotisches Laub

Wenn ihr euch eine Topfpflanze gekauft habt, bitte verfüttert nur Blätter, die bei euch gewachsen sind, weil die Pflanzen in der Gärtnerei manchmal mit Pestiziden behandelt werden, die euren Aquarienbewohnern nicht gut tun. Keine Blätter verfüttern, wenn ihr eure Pflanze gegen Schädlinge gespritzt habt!

2.1 Seemandelbaumblätter

Seemandelbaumblätter geben Gerbstoffe ab und wirken antibakteriell. Die Blätter des Seemandelbaums werden gerne als Dauerfutter und zur Keimreduzierung gegeben. Neben importierten Seemandelbaumblättern findet man immer mal wieder auch getopfte Bäume oder Samen zum Selberziehen. Terminalia catappa ist eine hübsche Ergänzung für den Topfgarten und sollte im Winter im Haus stehen. Nicht frosthart! Nur braune, abgefallene Blätter verwenden.

2.2 Bananenblätter

Die Bananenpflanze Musa sp. gibt es hin und wieder als Topfpflanze im Handel zu kaufen. Auch sie ist eine hübsche Ergänzung für den Topfgarten und darf über den Sommer auch gerne nach draußen. Nicht frosthart! Nur braune, abgefallene Bananenblätter verwenden.

3 Fruchtstände von heimischen Bäumen

3.1 Fruchtstände der Baumhasel (Hexennüsse)

Die alten Fruchtstände der Baumhasel werden zwar von Garnelen und Schnecken abgeweidet, aber nicht direkt gefressen. Sie zerbröseln irgendwann. Krebse und Krabben dagegen knabbern durchaus mal an ihnen. Wenn Hexennüsse bei der Ernte noch nicht ganz braun waren, enthalten sie einiges an Nährstoffen und können eine Bakterienblüte auslösen.

3.2 Bucheckernhülsen (ohne Frucht / Nuß)

Geben Gerbstoffe ab. Sie werden meist von Krabben und Krebsen nicht vollständig gefressen, von Schnecken und Garnelen nur abgeweidet. Eher Deko als Futter.

3.3 Erlenzapfen

Braun im Herbst geerntet geben sie einiges an Gerbstoffen ab und färben das Wasser gelblich bis teebraun. Erlenzapfen werden gezielt eingesetzt, um das Wasser mit Gerbstoffen anzureichern und etwas weicher zu machen. Sie wirken leicht antibakteriell und fungizid.

4 Andere Naturprodukte

4.1 Weidenrinde

Weidenrinde wirkt antibakteriell und enthält Salizylsäure. Die Rinde des Weidenbaums wird von vielen Aquarianern als Geheimtipp gegen Fadenalgen angesehen. 2-3 Streifen Weidenrinde werden zur Bekämpfung dieser lästigen Algen auf 54 Liter gegeben.

Garnelen und Schnecken weiden die Rinde gerne ab, Krebse und viele Krabben fressen auch die Rindenstreifen.

4.2 Birkenrinde

Birkenrinde wirkt leicht antibakteriell. Garnelen und Schnecken weiden die Rinde und vor allem die sich hier bildenden Biofilme gerne ab, Krebse und viele Krabben fressen sogar die ganzen Rindenstreifen.

4.3 Kastanienblüten (getrocknet)

Die Blüten der Kastanie enthalten wertvollen Pollen, der für die Garnelen, Krebse, Krabben und Schnecken ein tolles Naturfutter darstellt.
Auch das feine Blattgewebe der Blüten selbst ist ein gutes Futter. Die getrockneten Blüten werden einfach ins Aquarium gegeben.

5 Fruchtgemüse - bitte beachten

Vor der in älterer Literatur häufig noch empfohlenen Gemüsefütterung im Wirbellosenaquarium wird von Praktiktern - nicht ganz grundlos - mittlerweile häufig gewarnt. So pauschal sollte man Gemüse fürs Aquarium jedoch nicht ablehnen, es gibt wie überall sinnvolle und weniger sinnvolle Sorten, und für manche Flusskrebse, Schnecken und Krabben, aber auch für Welse kann Gemüse zum Teil ein recht gute Ergänzung der täglichen Nahrung. Bei empfindlichen Krebsen wie Cherax aus Papua und bei Garnelen sollte man im Zweifel jedoch besser auf braunes Laub zurückgreifen und Gemüse lieber weglassen oder zumindest sparsamst dosieren.

Grundsätzlich besteht bei Gemüse nämlich eine starke Gefahr der Überdosierung. Eine dicke Zucchinischeibe für zehn Garnelen im Nanoaquarium ist der absolute Overkill und kann unter Umständen sogar das Aquarienwasser zum Kippen bringen, weil eine solche Menge eben wahnsinnig viele Nährstoffe mitbringt. Gemüse wird daher immer nur so dosiert, dass es innerhalb weniger Stunden von den Aquarienbewohnern gefressen wird. Was dann nicht gefuttert wurde, wird wieder herausgenommen. Vorsichtshalber sollte Gemüse nicht über Nacht im Aquarium gelassen werden!

Gemüse kann mit Pestiziden behandelt worden sein, Gemüse aus dem Biolandbau kann Kupfer mitbringen - beides recht gefährlich, insbesondere für Garnelen. Im Zweifel nicht nur gut waschen, sondern sogar schälen (wenn möglich). Bei Anzeichen für Probleme sofort aus dem Aquarium nehmen und einen wirklich großen Wasserwechsel mit angepasstem Wasser machen.

5.1 Kürbis (Hokkaido, Butternut, Muskat, ...)

Enthält Karotin (besonders viel Karotin enthält Hokkaidokürbis) und weitere wertvolle Nährstoffe, ein gutes Futter vor allem auch für Wildfangschnecken wie Rennschnecken, Geweihschnecken und Napfschnecken, die noch nicht an Kunstfutter gehen - an Hokkaidokürbis gehen sie auf jeden Fall. Auch bei anderen Aquarienschnecken, Krebsen, Garnelen und Krabben sehr beliebt.

Kürbis lässt sich gut trocknen und so konservieren. Die Stücke werden mit dem Sparschäler in dünne Streifen geschnitten und dann an der Luft oder im Backofen bei niedriger Temperatur getrocknet. Luftig aufbewahren, zum Beispiel in einer Papiertüte.

Keine Zierkürbisse verfüttern - in ihnen ist das giftige Cucurbitacin enthalten.

5.2 Kürbisblüten

Besonders beliebt sind auch Kürbisblüten. Ihr feines Gewebe lässt sich sehr gut von Garnelen, Krebsen und Krabben zerkleinern und scheint ihnen gut zu schmecken. Kann man getrocknet oder frisch verfüttern.

5.3 Zucchini

Wird gerne angenommen und ist im Wasser deutlich stabiler und besser geeignet als beispielsweise Gurke. Auch getrocknet zu verfüttern und so bestens haltbar.
Bittere Zucchini enthalten das Gift Cucurbitacin und dürfen nicht verfüttert werden. Auch für Menschen giftig!

5.4 Möhre

Karotte enthält relativ viel Zucker und ist sehr hart. Für Welse, Flusskrebse und größere Schnecken wie Paradiesschnecken überbrüht ok, für Garnelen und Schnecken mit weicherer Raspelzunge eher weniger. Keine Dosenmöhren (totgekocht und oft sehr zuckerhaltig).

5.5 Tomate

Die Haut wird im Aquarium ohnehin nicht gefressen, sie sollte also vorher abgezogen werden. Geht am besten, wenn man die Tomaten mit kochendem Wasser übergießt. Nur das Fruchtfleisch verfüttern, nicht die Kerne - sie werden ohnehin nicht gefressen und können im Aquarium ziemlich nerven.

5.6 Erbsen

Proteinreich und sehr schmackhaft für Wirbellose. Keine Dosenerbsen (totgekocht und meist recht stark zuckerhaltig). Tiefkühlerbsen kurz zwischen den Fingern reiben, damit sie aus der Haut ploppen.

5.7 Paprika

Aus konventionellem Anbau oft stark mit Pestiziden belastet, daher eher nicht empfehlenswert. Paprika aus Bioanbau ist besser geeignet. Haut auf jeden Fall abziehen, sie wird nicht gefressen. Nur Fruchtfleisch ohne Kerne verfüttern.

5.8 Gurke - nicht empfehlenswert

Kann das Wasser stark belasten und zu heftigen Bakterienblüten führen, in Einzelfällen sogar zum Umkippen des Wassers - obwohl häufig gefüttert und in vielen Foren und Büchern erwähnt, ist Gurke im Wirbellosen-Aquarium eher nicht empfehlenswert. Vor allem in kleinen Aquarien kann es hier sehr schnell zu Problemen kommen.

6 Blattgemüse

Blattgemüse ist zwar auch Gemüse, aber kommt der natürlichen Nahrung von Garnelen schon etwas näher als Fruchtgemüse. Auch Flusskrebse und Krabben ernähren sich zu einem großen Teil von der Vegetation, die in ihren Habitaten eben wächst, und das sind neben Laub oft Gräser und Kräuter. Auch hier gilt: Bitte nur so viel füttern, wie in ein paar Stunden gefressen werden kann.

6.1 Fenchelgrün

Fenchelgrün wird grün getrocknet und wirkt stark antibakteriell. Es sollte ohne Indikation nicht gefüttert werden, damit man keinen Gewöhnungseffekt schafft und im Ernstfall einer bakteriellen Infektion auf dieses doch recht gut wirksame Heilmittel aus der Natur zurückgreifen kann.

6.2 Spinat (frisch überbrüht oder tiefgekühlt)

Die weichen Spinatblätter werden von allen Aquarienwirbellosen sehr gerne gefressen. Spinat kann viel Nitrat enthalten, daher nach dem Überbrühen für ca. 5 Minuten im heißen Wasser liegenlassen, damit das wasserlösliche Nitrat ausgeschwemmt wird. Wasser nicht mit ins Aquarium geben.

6.3 Sonnenblumenblätter (grün getrocknet oder nach Frost abgestorben und trocken)

Nur ungespritzte Sonnenblumenblätter verwenden! Sonnenblumen aus dem Blumenladen sind oft stark mit Pestiziden verseucht, diese lieber nicht füttern.

6.4 Chinakohl

Wenn man die feste Haut abzieht und die Chinakohl-Blätter durch Überbrühen aufschließt, ist dies ein sehr gutes und gerne gefressenes Futter für Garnelen, Krebse und Schnecken im Aquarium.

6.5 Maisblätter und Maisfäden

Maisblätter und Maisfäden sind reich an wertvollen Inhaltsstoffen wie Gerbsäuren und Nukleinsäuern, dürfen aber nur ungespritzt verwendet werden. Maisfelder werden häufig intensiv mit Pestiziden behandelt, also da wirklich gut auf die Quelle achten. Maiskörner sind Stärkebomben und sollten nicht verfüttert werden.

7 Wildkräuter

Grundsätzlich gilt auch hier dasselbe wie für Gemüse: Kräuter sind zwar sehr nah am natürlichen Futter von Garnelen, aber in den Habitaten (meist Fließgewässer) ist zum einen das Wasservolumen deutlich größer als im Aquarium, und zum anderen findet hier ein permanenter Wasserwechsel statt, daher ist ein höherer Nährstoffeintrag im Biotop meist nicht so tragisch. Vor allem im Nanoaquarium kann er jedoch tödlich enden! Also wird auch hier nur immer so viel verfüttert, wie die Wirbellosen (oder Welse) in wenigen Stunden wegknuspern.

7.1 Brennnessel (getrocknet oder frisch überbrüht)

Sehr reich an Kalzium, Eisen und Magnesium, hoher Vitamingehalt, guter Eiweißlieferant. Wird von den meisten Wirbellosen im Aquarium mit Begeisterung gefressen. Kann viel Nitrat enthalten und sollte daher nach dem Überbrühen für ca. 5 Minuten im Brühwasser liegen bleiben, damit sich das Nitrat im Wasser lösen kann. Brühwasser nicht mit ins Aquarium geben. Durch das Überbrühen werden die Brennhaare deaktiviert. Kann täglich gegeben werden.

7.2 Taubnessel (getrocknet oder frisch überbrüht)

Enthält Gerbstoffe und Flavonoide, die als sekundäre Pflanzenstoffe eine sehr positive Wirkung für die Wirbellosen mitbringen können. Ein gut verträgliches Futter, das unter anderem milde antibakteriell wirkt. Von der Brennnessel unterscheidet sich die Taubnessel vor allem dadurch, dass sie nicht brennt. Außerdem kann die Taubnessel weiße, gelbe oder lilafarbene Blüten haben, während die Blüten der Brennnessel hellgrün und sehr unscheinbar und klein sind.

7.3 Löwenzahnblätter (getrocknet oder frisch überbrüht)

Ebenfalls sehr beliebt und wegen ihres Mineralstoffgehalts (vor allem Kalium) und Vitamingehalts ein wertvolles Futter für ab und zu. Enthalten Flavonoide und Bitterstoffe und kann antientzündlich wirken.

7.4 Löwenzahnblüten (frisch oder überbrüht)

Werden gerne abgegrast, der Blütenstaub ist sehr beliebt. Nicht gefressene Reste sollten nach einigen Stunden wieder aus dem Aquarium genommen werden.

7.5 Spitzwegerichblätter (getrocknet oder frisch überbrüht)

Dank ihres Mineralstoffgehalts und Vitamingehalts ein wertvolles Futter für ab und zu. Enthalten außerdem Flavonoide und Gerbstoffe und wirken antientzündlich und leicht antibakteriell.

7.6 Vogelmiere (getrocknet oder frisch überbrüht)

Die besonders feinen Blättchen, Blüten und Stängel der Vogelmiere werden gerne gefressen, weil das weiche Blattgewebe sogar für Garnelen gut verwertbar ist.

7.7 Gänseblümchenblüten (frisch oder überbrüht)

Werden gerne abgegrast, der Blütenstaub ist sehr beliebt, und auch das weiche Blütenblatt wird gut gefressen. Nicht gefressene Reste sollten nach einigen Stunden wieder aus dem Aquarium genommen werden.

7.8 Blüten der Kleinen Braunelle (getrocknet)

Die Blüten der in Asien als Heilpflanze genutzten Kleinen Braunelle enthalten Gerbstoffe und Bitterstoffe, die gegen Bakterien und Pilze wirken können, Sie werden von Zwerggarnelen, Krebsen und Krabben sowie von Schnecken gerne gefressen.

8 Obst - mit Vorsicht zu genießen!

Obst enthält generell ziemlich viel Zucker und kann im Aquarium für große Probleme sorgen - es kann bei einer Überdosierung zu einem starken Anstieg der Keimdichte kommen und zu einer Bakterienblüte. Der dadurch verursachte Sauerstoffmangel kann tödlich für die Aquarienbewohner enden. Dasselbe kann passieren, wenn nicht gefressene Obstreste zu lange im Aquarium bleiben.

Obst wie Bananen, Melonen und so weiter sollte daher - wenn überhaupt - nur in fast schon homöopathischen Dosen gefüttert werden. Nicht gefressene Reste müssen nach ca. einer Stunde aus dem Aquarium genommen werden. Am besten wirklich nur so wenig füttern, wie innerhalb von ein paar Minuten verputzt wird - oder sicherheitshalber ganz weglassen. Auch ein anschließender Wasserwechsel mit angepasstem Wasser ist nicht verkehrt und dient der aktiven Vorsorge gegen Krankheiten.

In einem Aquarium mit Bachgarnelen aus sehr sauberen Biotopen wie beispielsweise Bienengarnelen oder in Becken mit Hochzuchtgarnelen wie zum Beispiel Taiwangarnelen hat Obst aufgrund seiner hohen Nährstoffdichte eher nichts zu suchen.

 

Autor(en)

Ulli Bauer

Fotos: Garnelenhaus, Couleur via Pixabay

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Naturfutter Gemüse