Neocaridina davidi Farbschläge kurz erklärt

Neocaridina davidi sind im Aquaristik-Hobby sehr beliebt, weil sie bunt und relativ leicht zu halten sind. Hier sind zahlreiche Farbvarianten unterwegs, die geradezu dazu einladen, ein bonbonbuntes Aquarium zu betreiben: rote, blaue, grüne, gelbe, orangefarbene, braune, schwarze, und dasselbe in fast allen Farben, aber mit transparenten Stellen  - und auch hellblau-transparente Garnelen und Tiere mit ausgeprägten heller farbigen Rückenstrichen.

1 Mischen impossible?

Mittlerweile hat sich jedoch in der Garnelenaquaristik herumgesprochen, dass nicht alle Farbvarianten ohne weiteres mit allen anderen Farbvarianten gehalten werden können - vermischen sie sich, kann unter Umständen die Farbtreue des Nachwuchses stark leiden und es kommen teilweise sogenannte wildfarbene Tiere heraus - bräunliche oder transparent gräuliche bis grünliche Garnelen mit mehr oder weniger ausgeprägtem Punkt- oder Strichmuster. Sie sehen der Wildform der Neocaridina davidi stark ähnlich, daher kommt auch die Bezeichnung "wildfarben".

2 Art oder Variante?

Auch bei Kreuzungen mit der nah verwandten Art Neocaridina palmata (zum Beispiel White Pearls) kommt es beim Nachwuchs zu wildfarbenen Tieren. Es gibt daher die Theorie, dass es sich beispielsweise bei den gelben Neocaridina davidi eigentlich nicht um N. davidi handelt, sondern um eine andere Art - bisher gibt es allerdings keine ernstzunehmenden wissenschaftlichen Untersuchungen, die dies bestätigen würden. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass zum Beispiel die später aufgetauchten Farbschläge wie Bloody Mary, Schoko Sakura und weitere eventuell Hybriden aus verschiedenen Neocaridina-Arten sein könnten. Sicher nachgewiesen ist dies jedoch nicht.

Wir reden daher hier weiterhin bis zum sicheren Nachweis nicht von verschiedenen Arten, sondern von Farbvarianten einer Art, nämlich Neocaridina davidi. Diese Varianten können im Prinzip alle miteinander Nachwuchs zeugen, sich also vermischen. Von Kreuzung spräche man, wenn es unterschiedliche Arten wären, die da zusammen Nachwuchs hervorbrächten - das nur nebenbei.

3 Linien bei den Neocaridina davidi

Versuche von Hobby-Aquarianern haben gezeigt, dass einzelne Farbschläge sich mischen, ohne dass es zu wildfarbenem Nachwuchs kommt. Bei einigen kommen dabei nur "reine" Farbschläge heraus, bei anderen ein mehr oder weniger bunter Mix. Bei anderen Kombinationen dagegen kommt es unweigerlich zu wildfarbenen Tieren.

Es hat sich mittlerweile die Theorie gefestigt, dass es bei den Neocaridina sogenannte Linien gibt - die rote, die schwarze, die gelbe und (je nachdem, wie man wertet) die orangene Linie.

Garnelenfarben innerhalb der Linie kann man vermischen, ohne dass es zu wildfarbenen Nachkommen kommt - vorausgesetzt, dass es sich um REINE Farbschläge handelt, das kann leider keiner garantieren, Überraschungen sind also nicht ausgeschlossen. Im Nachwuchs innerhalb der Linien fallen dann nur wieder die Farben der Linie. Vermischungen verschiedener Linien resultieren in den meisten Fällen in wildfarbenen Nachkommen.

3.1 Die rote Linie

Einmal haben wir die sogenannte rote Linie: Red Fire, Red Sakura, Red Rili, Blue Rili, Blue Jelly. Diese Farbvarianten wurden auseinander herausgezüchtet. Auch die Blue Jelly wird daher zur roten Linie gezählt, obwohl sie streng genommen keine oder nur sehr kleine rote Abzeichen ausprägt.

3.1.1 Die orange Linie

Die meisten Orange-Sakura-Stämme wurden aus Garnelen der roten Linie gezüchtet, allerdings gibt es hier eventuell auch andere Herkünfte und daher selten auch die Möglichkeit, dass es im Nachwuchs von Tieren der roten Linie und orangefarbenen zu Wildfarben kommt. Das muss man also gegebenenfalls ausprobieren.

Aus Orange Sakura sind die Green Jade genannten Zwerggarnelen hervorgegangen. Sie lassen sich auch ohne wildfarbene Nachkommen untereinander verpaaren. Es gibt jedoch auch noch andere grüne Neocaridina-Varianten, und man kann nicht sicher sagen, ob die grünen Neos, die man vor sich hat, wirklich aus der orangenen Linie kommen.

Wenn es sich um reinerbige Tiere mit der korrekten Abstammung handelt, sind bei diesem Mix orangefarbene und grüne Junggarnelen das zu erwartende Ergebnis in den Folgegenerationen. Die Tiere auf dem Foto sitzen bereits seit über einem Jahr zusammen, wildfarbene sind bisher laut der Züchterin nicht aufgetaucht.

3.2 Die schwarze Linie

Aus der schwarzen Linie gingen Black Sakura, Blue/Black Rili, Carbon Rili, Blue Dream, Schoko Sakura und Bloody Mary hervor. Ob die Blue Sapphire und die Red Onyx hier dazu gehören, ist nicht geklärt und wurde auch noch nicht getestet - auch wenn es recht wahrscheinlich sein dürfte.

3.3 Die gelbe Linie

Dann haben wir die gelbe Linie, aus der im Prinzip nur die gelben Yellow Fire, die Yellow Neon mit dem schönen Rückenstrich und die Yellow Rili hervorgegangen sind. Wenige hellgrüne Stämme sollen auch von den gelben Tieren abstammen, deren Verbreitung im Hobby jedoch ganz unklar ist. Vor allem Yellow Neon paaren sich nur sehr unwillig mit anderen Neocaridina davidi. Aus der Verpaarung von "normalen" Yellows und Red Fire fallen nachweislich wildfarbene Tiere.

3.4 Cobbies

Die Cobbies kreuzen sich nicht willig mit anderen Neocaridina-davidi-Varianten. Es ist ziemlich unklar, wie sie entstanden sind. Vereinzelt hört man die Theorie, dass es sich hier um Hybriden handeln könnte, allerdings ergab eine mikroskopische Untersuchung, dass männliche Tiere alleine Merkmale von N. davidi aufwiesen. Hier weiß man also nichts genaues.

4 Ausnahmefall Blue Jelly

Der Weg zur Red Rili: Blue Jelly mit Red Sakura

Die Blue Jelly ist eine sichere Garantie für Rilis im Nachwuchs. Will man aus Red Sakura Red Rilis ziehen, so verpaart man sie mit Blue Jelly - hier erhält man in der F1 theoretisch 100% Red Rilis.

Der Weg zur Orange Rili: Blue Jelly mit Orange Sakura

Auch mit Orange Sakura funktioniert dieser "Trick" - hier erhält man in der F1 ebenfalls zu 100% Red Rili und dann in der F2 neben Red Rilis, Red/Blue Rilis, Red Fire und Blue Jellys ca. 25% Orange Rilis. Diese Vererbung folgt damit mehr oder weniger den klassischen Mendelschen Regeln. Züchtet man mit den Orange Rilis aus der F2 weiter, hat man in der Folge praktisch ausschließlich Orange Rilis, Orange Rilis mit blauem Körper und wenige Blue Jellys in der Nachkommenschaft.

Dieser Zuchtgang funktioniert deshalb, weil die Blue Jelly im Prinzip eine extreme Rili-Form ist, bei der die roten Pigmente mehr oder weniger komplett weggezüchtet wurden. Die Kreuzungsversuche legen nahe, dass sie das Merkmal Rili-Rili in ihren Genen trägt.

Blue Jelly mit Blue Dream

Verpaart man die Blue Jelly mit Blue Dream, fallen im Nachwuchs häufig nicht nur die zu erwartenden Wildfarben (die aber auch auftreten können), sondern - wie im Bild unten zu sehen - eine bunte Mischung aus phänotypischen Blue/Black Rili, Carbon Rili, Blue/Red Rili, Blue Jelly und Blue Dream. Warum das so ist, ist nicht geklärt. In der Folgegeneration (F2) dieser Tiere treten nach Erfahrungsberichten neben Carbon Blue Rilis und roten Rilis auch wildfarbene Tiere auf.

Verpaart man die phänotypischen Blue Jelly und Blue Dreams der F1 gezielt miteinander, fallen in der F2 relativ dunkle phänotypische Blue Jellys. In weiteren Generationen nehmen bei diesem Kreuzungsexperiment ohne Selektion die wildfarbenen Tiere tendenziell zu, sodass man davon ausgehen kann, dass die blauen und roten Farben mit der Zeit verschwinden werden.

 

Autor(en)

Ulli Bauer

Co-Autor(en)

Sarah Lang

Fotos: Sarah Lang, Trixi Fischer (snail.star bei Instagram)

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Zwerggarnelenzucht