Sehr häufig nehmen Garnelen im Aquarium so gar keine Rücksicht auf Wochenenden oder die Nachtzeit, wenn es Probleme gibt. Deshalb ist es sehr hilfreich, wenn man sich von dem einen oder anderen einen kleinen Vorrat anlegt und für die wichtigsten akuten Problematiken bei der Garnelenhaltung etwas in petto hat. Weiterführende Infos zu den einzelnen Problemfällen sind im Artikel verlinkt, schaut gerne auch dort mal rein, um mehr zu erfahren.
1 Lage checken!
Auch bei akuten Problemen ist es sinnvoll, erst einmal innezuhalten und die Lage zu checken. Wann trat das Problem auf? Nach einem Wasserwechsel? Nach der Fütterung? Morgens? Bei großer Hitze? Nach dem Dazusetzen neuer Garnelen? Nach dem Entfernen von Pflanzen? Steigen Gasblasen aus dem Bodengrund auf?
Von der Ursache hängt das weitere Vorgehen ab - erst einmal muss das Problem im Garnelenaquarium identifiziert und die Ursache gefunden werden. Es kann dabei nicht schaden, wenn man kurz die wichtigsten Wasserparameter des Aquarienwassers durchtestet: den pH-Wert, Nitrat, Nitrit, Ammonium/Ammoniak und - wer hat - auch den Chlorgehalt und Kupfer.
2 Schlauch und Eimer
Was banal klingt, ist eine tiefe Wahrheit in der Aquaristik: Der Wasserwechsel ist bei umweltbedingten Problemen unsere schärfste Waffe. Mit einem Wasserwechsel von 80% entfernt man direkt 80% aller Schadstoffe, die potentiell im Aquarium vorhanden sind. Bei Problemen im Garnelenaquarium ist deshalb ein großer Wasserwechsel von deutlich über 60% eigentlich nie verkehrt - dadurch reduziert man augenblicklich die Keimdichte im Aquarium, die Konzentration von potentiellen Schadstoffen wie Nitrit oder Nitrat und natürlich auch Schadstoffe wie Schwefelwasserstoff aus Faulstellen im Bodengrund oder Pestizide, die man versehentlich durch neu gekaufte Aquarienpflanzen, gespritztes Grünfutter oder in der Wohnung oder auf Haustieren verwendete Chemikalien (zum Beispiel Flohmittel) ins Aquarium eingebracht hat.
Insbesondere wenn die Garnelen im Aquarium Anzeichen einer akuten Vergiftung zeigen, ist ein zügiger, wirklich großer Wasserwechsel das erste Mittel der Wahl - vorausgesetzt natürlich, die Probleme treten nicht direkt nach dem regulären Wasserwechsel auf, weil ein Giftstoff wie zum Beispiel Chlor im Wechselwasser war!
3 Wasseraufbereiter
Im Fall einer akuten Vergiftung bei Garnelen ist vor allem dann ein Wasseraufbereiter angezeigt, wenn man die Ursache des Übels im Leitungswasser vermutet oder wenn man keine Zeit für einen wirklich großen Wasserwechsel hat. Natürlich wäre Wasserwechsel eigentlich das Mittel der Wahl, aber machen wir uns nichts vor, manchmal kommt das Leben halt dazwischen, und dann ist ein Plan B nicht verkehrt. In diesem Fall kann ein guter Wasseraufbereiter die schlimmsten Schadstoffe im Aquarium binden und unschädlich machen.
4 Montmorillonit-Pulver
Trockenes Montmorillonit-Pulver kann ähnlich wie Wasseraufbereiter verwendet werden. Das Pulver kann Schadstoffe binden. Es wird dem Wasser nach Packungsanweisung beigegeben.
5 Aktivkohle
Eine weitere Alternative zu Wasseraufbereiter ist Aktivkohle, die in die Filterströmung gehängt wird oder in den Filter gegeben werden kann. Sie bindet Pestizide und andere Giftstoffe im Aquarienwasser und kann bei akuten Vergiftungen wie auch bei schleichenden Vergiftungen bei Garnelen hilfreich sein und gute Dienste leisten.
Auch nach einer Medikamentenbehandlung ist Aktivkohle im Filter neben großen Wasserwechseln nützlich, um Medikamentenreste aus dem Aquarienwasser zu beseitigen.
6 Zeolith
Zeolith gibt es nicht nur in Form von flüssigem Wasseraufbereiter, sondern auch in Stücken für den Filter. Auch Zeolith im Filter kann Schadstoffe einfangen, jedoch dauert das naturgemäß länger als bei einem flüssigen Wasseraufbereiter.
7 Huminstoffe
Huminstoffe puffern nicht nur den pH-Wert bei ca. 5,5 bis 6, sondern können auch die Keimbelastung im Aquarienwasser senken. Bei Symptomen einer Pilzerkrankung, einer Infektion mit der parasitären Garnelenalge oder einer bakteriellen Infektion kann eine Flasche Dr. Shrimp Endobakt Aktiv, Liquid Humin oder eine Dose Black Water Powder SE/ Fulvin + im Aquarienschrank als Erste-Hilfe-Maßnahme Abhilfe schaffen beziehungsweise die Behandlung unterstützen. Dadurch wird die Keimbelastung im Aquarienwasser gesenkt, Pilze können eingedämmt und den Garnelen bei der Bekämpfung einer bakteriellen Infektion oder einem Parasitenbefall geholfen werden. Huminstoffe unterstützen das Immunsystem der Garnelen und können es durch die Reduzierung der Keimzahl entlasten.
8 Beta-Glucan
Auch Beta-Glucan kann zur Immunstärkung bei Garnelen verwendet werden. Es kann das Immunsystem der Garnelen fit gegen Eindringlinge machen und es in Alarmbereitschaft versetzen. So sind die Tiere beim Eindringen echter Keime potentiell bereits gewappnet und die Reaktion kann frühzeitig erfolgen.
9 Natürliche Heilmittel
Seemandelbaumrinde wirkt stärker antibakteriell und fungizid als Seemandelbaumblätter und kann daher bei akuten bakteriellen Erkrankungen oder bei Pilzerkrankungen bei Garnelen zum Einsatz kommen. Auch Zimtstangen (Ceylon-Zimt) haben sich zu diesem Zweck in der Aquaristik bewährt. Eins der beiden Mittel sollte in keinem Unterschrank fehlen, weil man damit schnell gegensteuern kann, wenn die ersten Garnelen Symptome zeigen.
Fenchelgrün kann bei bakteriellen Infektionen verfüttert werden. Es wirkt systemisch und ist daher besonders effektiv, weil es von der Garnele gefressen wird. Dasselbe gilt für grünes Walnusslaub. Noch viel mehr Hausmittel und Heilmittel aus der Natur findet ihr in diesem Wiki-Artikel: Klick
Autor(en)
Ulli Bauer
Fotos: Garnelenhaus